Ein gefährlicher Plan
oder ein weiterer Anschlag? Es reichte nicht, sie umzubringen, wohl aber, um ihr einen ordentlichen Schrecken einzujagen. Andererseits wäre Alyssa ebenso wenig wie er auf die verrottete Stufe getreten. Wie oft hatte er ihr gesagt, sie solle sie auswechseln. Er hätte es selbst machen sollen.
Für ihn war im Augenblick jeder und alles verdächtig. Selbst ein morsches Holzbrett.
Was hatte Alyssa getan? Wen hatte sie so sehr verletzt, dass er sich an ihr rächen wollte?
Warum hatte sie ihm in den letzten Monaten so viel vorenthalten?
Er schluckte seinen Ärger hinunter, den auf sich und auch den auf Alyssa, und half Brooke, sich aus den dornigen Zweigen zu befreien.
Eins war sicher – um Brookes Sicherheit zu gewährleisten, musste er seine Wachsamkeit erhöhen.
Brooke klammerte sich an seiner Schulter fest, während er sie aus den Fängen des Rosenbusches befreite.
„Tut mir Leid um dein T-Shirt", sagte er, als er es endlich geschafft hatte und sie auf die Veranda führte.
Ihr Sturz hatte keinen wirklichen Schaden angerichtet. Ein paar Schrammen an ihren Beinen, ansonsten aber war sie unverletzt davongekommen.
„Schon gut. Mir ist nichts passiert. Wirklich."
Gerade als sie sich wünschte, er würde sie dichter an sich ziehen, ließ er sie los. Sie wischte imaginäre Dornen von ihren Beinen und versuchte gleichzeitig, das Verlangen zu vertreiben, sich an seine Brust zu lehnen und sich von dem starken Herzschlag beruhigen zu lassen.
Jack besah sich die zerbrochene Stufe und schob die Splitter mit der Schuhspitze beiseite.
„Schon vor Monaten habe ich Alyssa gesagt, sie soll das reparieren lassen. Ich werde Tony Bescheid geben, dass er es umgehend in Ordnung bringt."
„Tony?"
„Der Hausmeister, der sich um die Anlage kümmert."
Sobald sie die Schrammen versorgt und ein neues T-Shirt angezogen hatte, drängte er darauf, wieder zu gehen. Er wollte, dass sie unter Leute kamen.
Brooke dagegen sehnte sich nur nach seiner Nähe. Schlimmer als das aber war für sie, dass dieses unlogische Verlangen einfach nicht verschwinden wollte. Nahezu unwiderstehlich zog es sie zu ihm hin.
Jack jedoch schien völlig unbeeindruckt zu sein, was sie betraf. Aber sie war ja auch nicht Alyssa, sondern nur ein Ersatz – die Zwillingsschwester, die sich praktischerweise bereit erklärt hatte, ihm zu helfen. Warum war sie so schrecklich niedergeschlagen, da ihr das doch klar sein musste?
Sie brauchten den ganzen Nachmittag, bis Jack ihr die Anlage gezeigt hatte. Brooke lernte Tony kennen und bat ihn, die Treppe und das Geländer zu reparieren. Jack stellte ihr eine junge Frau vor, die Holly hieß und sich um die Freizeitangebote für die Gäste kümmerte.
Dann waren da noch April, die Buchhalterin, und Bryce, der die Boote in Schuss hielt. Sie trafen ein paar von den Studentinnen, die die Ferienhäuschen reinigten und im Büro aushalfen.
Als sie zu Alyssas Cottage zurückkehrten, schwirrte ihr von den vielen Namen und Informationen der Kopf. Wie sollte sie das bloß alles behalten?
Jack bestellte Pizzas, dann half er ihr, einen Salat zuzubereiten.
Ihre Gäste kamen gleichzeitig mit dem Lieferanten. Jacks Beschreibungen erwiesen sich als akkurat, und Brooke hatte keine Mühe, Alyssas Freunde einzuordnen.
Cullen nahm dem jungen Mann vom Lieferservice die beiden großen Kartons ab und sog genießerisch den leckeren Duft ein, während Jack bezahlte.
„Also, mir gefällt es, wie du den Eingangsbereich neu gestaltet hast", spaßte Stephanie.
„Was ist passiert?"
„Ich habe die Sache wohl ein bisschen schleifen lassen." Brooke versuchte, einen lockeren Ton anzuschlagen.
„Soll vorkommen."
„Sprichst du aus eigener Erfahrung?"
„Ach, sie ist heute wieder richtig in Form!" Stephanie drückte Brooke auf das Sofa und steckte Kissen um sie herum fest, als stünde zu befürchten, das sie gleich umkippte.
„Du solltest Tony Treppe und Geländer sofort reparieren lassen, ehe sich jemand die Knochen bricht und dich dann verklagt", meinte Tim, während er und Trish sich setzten.
Gemeinsam verteilten sie Teller, Besteck, Servietten, die Pizza und die Getränke und begannen zu essen. Die Unterhaltung gestaltete sich zunächst ein wenig stockend, weil jeder sich offensichtlich bemühte, das Thema von Alyssas wundersamer Genesung zu vermeiden.
Tim saß kauend in seinem Sessel und beobachtete Brooke aus halb zusammengekniffenen Augen. Was sah er? Fielen ihm irgendwelche Unterschiede auf? Und wenn ja, würde er sie für sich
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