Ein gefährlicher Plan
Alyssa?
Erst mussten sie denjenigen finden, der Alyssa ermorden wollte.
Das hatte Vorrang.
Da sah sie, dass die Schultern ihres Vaters zuckten.
„Daddy?"
„Lass ihn...", warnte Franny sanft. „Er braucht Zeit."
Wie viel Zeit mochte Franny ihm bereits gegeben haben? Wollte sie ihm noch mehr geben?
Doch wenn es um Liebe ging, was bedeutete da lebenslanges Warten?
Brooke nickte und folgte Jack hinaus.
Sie würde ihrem Vater Zeit lassen.
Und wenn Alyssas Peiniger gefasst war, würde sie ihm das zurückgeben, was Delia ihm genommen hatte.
Es tut mir Leid, mein Schatz.
Auf dem Weg zu Alyssas Cottage ließ Jack Brooke wieder los. Seine Hand fühlte sich unangenehm leer an. Rasch steckte er sie in die Hosentasche.
Brooke tat ihm leid, weil sie die herzlose Zurückweisung durch ihren Vater hatte erleben müssen.
In jenem Augenblick hätte er Walter erwürgen können, so wütend war er gewesen.
Deswegen auch seine so heftige Reaktion. Er wünschte, er hätte Walter schon früher einmal deutlich die Meinung gesagt – und Alyssa aus dieser entwürdigenden Abhängigkeit befreit.
„Zwei sind abgehakt", sagte er und beschäftigte sich in Gedanken immer noch damit, wieso er Brooke gegenüber solche Beschützergefühle entwickelte. Eigentlich sollte er doch nur neutraler Beobachter sein.
Auch Brooke schob ihre freie Hand in die Hosentasche. „Was meinst du damit?"
„Ich habe unsere Verdächtigen zum Abendessen eingeladen."
Sie runzelte die Stirn. „Das finde ich für mich noch ein bisschen zu früh."
„Es hat wenig Sinn, das Unausweichliche hinauszuzögern."
Das Warten war das Allerschlimmste. Er wollte diese Farce so schnell wie möglich beenden. Normalerweise war er ein recht geduldiger Mensch. Aber normalerweise arbeitete er auch allein, bestimmte selbst, wo es langging. Er mochte es nicht, auf andere angewiesen sein, um Erfolge zu erzielen. Das minderte seine Chancen. Nahm ihm die Kontrolle aus den Händen. Überließ zu viel dem Zufall.
Aber er hatte Alyssa ein Versprechen gegeben, und er würde es halten. Genauso wie das Versprechen Brooke gegenüber, sie zu beschützen.
Wieder warf er ihr einen Blick zu. Sie hatte sorgenvoll die Stirn gerunzelt. Ihre bekümmerte Miene zog ihm das Herz zusammen.
„Du solltest wissen, dass ich nicht kochen kann", riss Brooke ihn aus seinen Gedanken.
„Ach, das macht nichts. Alyssa auch nicht. Comforts Pizzeria liefert frei Haus."
Brooke lächelte, dann lachte sie glockenhell, und ihm stockte der Atem. „Offenbar ziemlich oft."
„Sie muss nicht einmal ihren Namen nennen. Sobald jemand Pizza mit Jalapenos bestellt, wissen sie, wohin sie liefern sollen."
„Jalapeno-Pizza?" Wieder ließ sie dieses perlende Lachen hören. Jack wurde warm. „Sag bloß, sie hält auch immer Ananasstückchen bereit, um die Schärfe zu mildern?"
Tat sie das etwa? „Bei Alyssa sind es Gurken. Magst du Jalapeno-Pizza?"
Er holte den Hauptschlüssel aus der Hosentasche.
„Sagen wir, sie gehört zu den Dingen, denen ich schwer widerstehen kann." Brooke setzte ihren Fuß auf die Stufe, die er aus Gewohnheit mied. Krachend gab sie unter ihrem Fuß nach, brach ein, und Brooke geriet ins Straucheln. Sie packte Halt suchend nach dem Geländer. Es zersplitterte unter ihrer Hand, und sie griff ins Leere.
Jack ließ den Schlüssel fallen, hechtete vorwärts.
Sie stürzte. Außerhalb seiner Reichweite.
Genau wie Alyssa.
7. KAPITEL
Jack packte zu, bekam Brooke am T-Shirt zu fassen, und ihr Gewicht zog sie beide nach unten. Trotzdem hielt er sie fest.
Sie umklammerte seinen Arm. In ihren Augen stand der gleiche Schrecken, wie er ihn in Alyssas gesehen hatte, als sie am Devil's Grin abstürzte. Er durfte sie nicht fallen lassen.
Brookes T-Shirt begann zu reißen. Er fluchte. Sie rutschte auf die dornigen Zweige der Rosenbüsche unter ihnen zu. Er verlagerte sein Gewicht und schlang einen Arm um ihren Oberkörper. Ihre Fingernägel krallten sich in seine Haut.
„Ich habe dich."
Sie nickte, noch immer Furcht in den Augen. „Alles okay."
Wäre sie gefallen, hätten die Rosensträucher sie nicht aufgehalten. Die Dornen hätten ihre Haut zerkratzt, sie wäre auf die steinerne Begrenzungsmauer gefallen und hätte sich verletzt.
Während er neben ihr gestanden hatte, für ihre Sic herheit verantwortlich war!
Jack warf einen Blick auf das zersplitterte Stück Geländer. Eigentlich nichts Unnormales.
Das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung.
Und doch – war es ein Unfall gewesen
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