Ein gefährlicher Plan
beschädigte Stelle am Seil bemerkt. Und vor allem, dass langsam einer der Nylonfäden nach dem anderen riss. Sekunden später wäre Alyssa unrettbar in den Tod gestürzt.
„Und in diesem Moment hat sie dir erzählt, dass jemand sie umbringen wollte."
„Ja."
Das Seil. Sie haben mich erwischt
Ich kümmere mich darum.
Ich wurde gewarnt, Stöcke und Steine würden mir die Knochen brechen.
Sie hatte versucht zu lachen, aber es kam nur ein rasselnder Laut heraus, ein Klang, der das Entsetzen in ihren Augen und die blutenden Verletzungen auf schaurige Weise unterstrich.
Für weitere Fragen war keine Zeit gewesen. Wichtig war, sie heil zur Erde zurückzuschaffen.
Doch bevor er den Boden erreichte, war Alyssa ins Koma gefallen.
„Wussten die anderen von diesem geplanten Sturz?", riss ihn Brookes Stimme aus seinen trüben Gedanken.
„Er ist fester Bestandteil des Übungskletterns."
Er konnte sich nicht mehr erinnern, wer dies vorgeschlagen hatte. Cullen nahm Sicherheit stets auf die leichte Schulter. Tim lebte in der ständigen Angst, auf Schmerzensgeld verklagt zu werden. Trish wollte immer alles gut abgesichert haben. Stephanie war diejenige, der die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Kunden besonders am Herzen lagen.
„Wussten sie auch, dass Alyssa voransteigen würde?"
„Sie war an der Reihe."
Brooke nickte nachdenklich. „Was geschah vorher, als ihr hier ankamt?"
Jack richtete den Blick auf das mit Felsbrocken übersäte Ufer. Die Ereignisse liefen wie ein Videofilm vor seinem inneren Auge ab.
Das übliche Geplänkel zwischen Cullen und Stephanie war ihm auf die Nerven gegangen, da er sich Sorgen um Alyssa machte. Bedrückende Niedergeschlagenheit umgab sie wie eine düstere Wolke, und sie hatte ihn an seine Mutter erinnert, an dem Tag, als sie starb. Alyssa kam ihm ebenso hilflos, verwirrt und verschlossen vor.
„Wir machten ein Picknick, da wir das auch mit den Geschäftsleuten planten. Stephanie hatte Sandwichs gemacht, Trish Obst und Karotten mitgebracht. Tim kümmerte sich um die Servietten, Abfallsäcke und Wasser. Cullen hatte Wein dabei, obwohl er eigentlich alkoholfreie Getränke hatte besorgen sollen. Ich war für die Kletterausrüstung verantwortlich.
Und Alyssa für die Kajaks."
„Trank sie Wein?"
„Nein, wenn sie klettert, trinkt sie nie."
Er schaute hinauf. Von dort oben hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf eine dichte grüne Walddecke, nur vereinzelt durchbrochen von winzigen Seen und verzweigten Flussläufen. Im Norden sah man die White Mountains, Richtung Süden erstreckte sich ein endloser Horizont.
„Sie liebte die Aussicht vom Gipfel. Sie hätte dort oben das Gefühl, fliegen zu können, sagte sie oft."
Jack hatte ihr Seil überprüft – und ihr wegen ihrer trüben Stimmung geraten, heute nicht die Führung zu übernehmen. Er war wirklich besorgt gewesen um sie.
Du bist ja bei mir.
Alyssa...
Bitte, Jack, ich muss hoch. Ich muss den Himmel berühren.
Als sie ihn mit großen traurigen Augen angeschaut hatte, wusste er, dass das Klettern ihr gut tun würde, wie immer. Es half ihr, sich zu konzentrieren, ruhiger zu werden. Also gab er sein Okay.
Fast hätte er sie damit für immer verloren.
„Dann hätte also jeder sich am Seil zu schaffen machen können?"
„Jeder." Aber er hatte nichts bemerkt. Wie nur war ihm so etwas entgangen?
„Wo befindet sich das Seil jetzt?"
„Im Labor. Ich warte immer noch auf den Bericht."
„Oh."
Nach dem Unfall war Jack mehrmals hier gewesen. Um seine Ausrüstung einzusammeln.
Um nach Spuren zu suchen. Um jeden Quadratzentimeter des Bodens und des Felsens zu prüfen. Aber er hatte nichts gefunden. Und wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er kaum vorangekommen war. Irgendetwas war ihm entgangen – etwas, das der entscheidende Hinweis sein konnte.
Seine einzige Hoffnung – und seine größte Furcht – war, dass der Attentäter noch einmal zuschlagen würde. Nur dass er diesmal Brooke treffen wür de.
Jack schaute zu ihr herüber. Die leichte Brise spielte mit ihrem Haar, und die Sonne hatte ihre Wangen sanft gerötet. Ihre grünen Augen funkelten. Mehr und mehr ging ihm diese Frau unter die Haut.
Er begehrte sie wie keine andere je zuvor. Warum sollte er das länger leugnen?
Gleichzeitig wusste er, dass er sie nicht haben konnte. Nicht, solange sie sich in Lebensgefahr befand. Nicht, solange er für sie verantwortlich war.
Und wenn irgendwann der Täter im Gefängnis saß, würde sie nach Hause fahren, zu
Weitere Kostenlose Bücher