Ein gefährlicher Plan
ihrer Mutter, ihrer Schwester.
Dieser Gedanke ernüchterte ihn, machte ihn zornig.
„Lass uns umkehren", sagte er. „Hier können wir nichts mehr tun."
Er wendete das Boot um hundertachtzig Grad und fuhr in die Mitte des Wasserlaufs.
Abgelenkt von Cullens Geländ ewagen, der noch immer auf der Straße entlangkroch, stach er sein Paddel falsch ein, wurde von der Strömung gepackt und gegen einen Felsen geworfen. Es gab ein unschönes knirschendes Geräusch.
Nur ein Stoß, sagte er sich. Mehr nicht. Er tauchte das Paddel ins Wasser, stieß sich von dem Stein ab und beugte sich vor, um sich den Schaden genauer anzusehen.
Ein Stück der Außenhaut war aufgerissen, ein großer Flicken, der vor kurzem erst aufgeklebt worden war. Der Kajak trieb seitwärts ab.
Noch bevor er das Paddel ein weiteres Mal eintauchen konnte, wurde er unter Wasser gedrückt.
Hilflos sah Brooke zu, wie Jack im schäumenden Strudel zwischen den Felsen verschwand.
Hatte er sich verletzt? Drohte er zu ertrinken? Furcht lähmte sie für einen Moment. Übelkeit stie g in ihr auf.
„Jack!"
Wie wild paddelte sie auf die Stelle zu, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte.
„Jack!"
Viel zu sehr darauf konzentriert, diesen Punkt nicht aus den Augen zu verlieren, entging ihr, dass die Strömung rasend schnell zunahm.
„Jack!" schrie sie immer wieder.
Ein hoher Felsen kam auf sie zu. Sie versuchte, ihm mit hektischen Bewegungen auszuweichen. Geriet ins Schlingern. Das Boot rollte herum, sie glitt aus der Öffnung, geriet in den Sog des Wirbels.
Der blaue Himmel wurde plötzlich schwarz. Überall um sie herum rauschte Wasser. Es zerrte an ihr, fesselte sie. Verzweifelt kämpfte sie mit Armen und Beinen gegen den Strudel an.
Sie war der Gnade der Stromschnellen ausgeliefert. Trotz der Schwimmweste wurde sie unter Wasser gezogen.
Entsetzt schrie sie auf. Schluckte eiskaltes Wasser. Ihre Lungen brannten.
Ich ertrinke! Ich ertrinke!
Nein! Kämpfe! Lebe! Wild schlug sie mit den Armen um sich, wollte nach irgendetwas greifen, das ihr Halt bieten konnte. Je mehr sie sich bemühte, desto schneller schoss sie dahin.
Entspann dich. Entspann dich. Entspann dich!
Sie versuchte, gegen die Todesangst anzukämpfen, während das Wasser sie mit sich riss.
Plötzlich schlug ihre Hand gegen einen Felsen. Sie kämpfte verzweifelt, wollte sich festhalten, rollte sich herum und versuchte, gegen die Strömung zu schwimmen, wurde aber wieder mitgerissen. Sie versuchte es nochmals. Und nochmals. Mit jeder Sekunde wurde ihr die Luft knapper.
Ich will nicht sterben, schluchzte sie stumm.
Entspann dich, Brooke. Entspann dich, meldete sich eine sanfte Stimme in ihrem Kopf.
Und auf einmal wurde sie ruhiger, konnte aufhören, wild um sich zu schlagen.
Als sie Grund berührte, stieß sie sich mit den Füßen ab und schwamm mit der Strömung flussabwärts.
Sonnenlicht schimmerte auf dem Wasser, und sie strebte darauf zu. Mit fast platzenden Lungen durchbrach sie die Oberfläche, spuckte und rang gierig nach Luft. Dann orientierte sie sich und schwamm Richtung Ufer.
Es war nicht einfach, doch schließlich schaffte sie es trotz der Behinderung durch den Gipsarm, an Land zu gelangen. Endlich fühlte sie festen Boden unter den Füßen.
Mit wackeligen Beinen stolperte sie durch das flache Wasser, bis sie groben Sand unter den Füßen spürte. Aber sie durfte sich nicht ausruhen. Während ihr Herz wie verrückt hämmerte, beschattete sie die Augen mit der Hand und suchte den Fluss nach Jack ab.
Da sah sie ihn! Er tauchte im funkelnden Wasser nicht weit von ihr auf, verschwand kurz, wurde wieder sichtbar. Nie hatte sie einen schöneren Anblick gesehen.
„Jack!" schrie sie laut, sprang auf und ab, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Er wandte den Kopf in ihre Richtung und schwamm dann mit kraftvollen Stößen auf sie zu. Als er das Ufer erreichte, stürzte sie sich auf ihn, warf sich ihm in die Arme und klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
„Ich dachte, du wärst ertrunken", flüsterte sie. „Ich dachte, du wärst tot."
Jack schlang die Arme um sie. Schmiegte seinen Kopf an ihren. Keuchte atemlos.
„Ich dachte, du wärst tot", wiederholte sie, noch immer im Bann der schrecklichen Angst.
Dann tat sie das, was sie am meisten hasste. Sie fing an zu weinen. Tränen strömten ihr über die Wangen.
„Ich dachte wirklich, du wärst ertrunken", schluchzte sie und klammerte sich noch fester an ihn. Und verstand nicht, warum dieser Gedanke ihr
Weitere Kostenlose Bücher