Ein gefährliches Geschenk
leichte Sommerhosen, T-Shirt und Jackett. Er hatte gesehen, wie sie versiegelte, ehe sie das Schlafzimmer betrat, und am Daumen ihrer rechten Hand klebte ein wenig Blut.
Er war sich nicht sicher, ob er das ansprechen sollte.
Sie trug ihr braunes Haar kurz geschnitten. Ihre Augen waren von derselben Farbe und durch und durch Bulle.
Er hatte erzählen hören, dass sie faule Polizisten zum Frühstück verspeiste und zum Mittagessen wieder ausspuckte.
Er wollte den Tag überleben.
»Die Nachricht erreichte uns um sechzehn Uhr vierzig, Bericht von einem Einbruch und möglichem Mord unter dieser Adresse.«
Eve warf einen Blick zurück aufs Schlafzimmer.
»Meine Partnerin und ich nahmen an und trafen um sechzehn Uhr zweiundfünfzig am Tatort ein. Die Zeugin, als Samantha Gannon, Hausbewohnerin, identifiziert, empfing uns an der Tür. Sie war völlig aufgelöst.«
»Genauer. Lopkre«, fügte sie hinzu, als sie sein Namensschild gelesen hatte.
»Sie war hysterisch, Lieutenant. Sie hatte sich bereits übergeben, direkt vor der Eingangstür.«
»Ja, ist mir aufgefallen.«
Er entspannte sich ein wenig, da sie ihn offenbar nicht verspeisen wollte. »Hat sich wieder übergeben, an derselben Stelle, gleich nachdem sie uns die Tür geöffnet hat. Ist hier in der Diele mehr oder weniger zusammengeklappt und hat geweint. Immer wieder sagte sie, Andrea ist tot, oben. Meine Partnerin blieb bei ihr, während ich nach oben ging, um das zu überprüfen. Musste nicht weit gehen.«
Er verzog das Gesicht und nickte Richtung Schlafzimmer. »Der Gestank. Schaute ins Schlafzimmer, sah die Leiche. Den Tod konnte ich bereits von meinem Standort an der Türschwelle feststellen, ich habe den Raum nicht betreten, um nichts zu zerstören. Ich führte im ersten Stock eine kurze Untersuchung durch, um festzustellen, ob niemand anderer, tot oder lebendig, sich in den Räumlichkeiten aufhielt, dann forderte ich Verstärkung an.«
»Und Ihre Partnerin?«
»Meine Partnerin blieb die ganze Zeit über bei der Zeugin. Sie - Officer Ricky - hat eine sehr besänftigende Art auf Opfer und Zeugen. Es ist ihr gelungen, sie einigermaßen zu beruhigen.«
»In Ordnung. Ich schicke Ricky hinaus. Fangen Sie mit der Befragung an.«
Sie ging nach unten. Ihr fiel der Koffer gleich hinter der Tür auf, der Koffer mit dem Notebook, die protzige Handtasche, ohne die manche Frauen offenbar verloren waren.
Der Wohnbereich sah aus, als wäre ein heftiger Sturm durchgefahren, ebenso der kleine Medienraum neben der zentralen Diele. Die Küche machte eher den Eindruck, als habe eine Meute verrückter Köche - von denen es nach Eves Auffassung zu viele gab - harte Arbeit geleistet.
Die Uniformierte saß in einer kleinen Sitzecke vor einem dunkelblauen Tisch, ihr gegenüber eine Rothaarige, die Eve auf Mitte zwanzig schätzte. Sie war so blass, dass die auf ihrer Nase und den Wangenknochen verteilten Sommersprossen sich wie auf Milch gestreuter Zimt abhoben. Ihre Augen waren von einem kräftigen, leuchtenden Blau, glasig von Schock und Tränen und rot gerändert.
Ihr Haar war kurz geschnitten - sogar noch kürzer als Eve es trug, betonte ihre Kopfform und sprang in kleinen Fransen in die Stirn. An ihren Ohren baumelten riesige Silberreifen, dazu trug sie Hose, Bluse und Jackett in New Yorker Schwarz.
Reisekleidung, vermutete Eve in Anbetracht der Koffer in der Diele.
Die Uniformierte - Ricky, wie Eve sich erinnerte - hatte mit leiser, beruhigender Stimme auf sie eingeredet. Jetzt brach sie ab und sah hoch zu Eve. Es war ein kurzer Blickwechsel - von Bulle zu Bulle. »Sie rufen die Nummer an, die ich Ihnen gegeben habe, Samantha.«
»Das werde ich tun. Danke. Danke, dass Sie bei mir geblieben sind.«
»Ist schon gut.« Ricky kam hinter dem Tisch heraus und ging dorthin, wo Eve wartete, gleich hinter der Schwelle. »Lieutenant. Sie ist ziemlich zitterig, aber sie wird noch eine Weile durchhalten. Aber sie wird wieder zusammenbrechen, so, wie sie sich an ihre Fingernägel klammert.«
»Welche Nummer haben Sie ihr gegeben?«
»Den Opfernotruf.«
»Gut. Sie schreiben einen Bericht über Ihr Gespräch mit ihr?«
»Mit Ihrer Erlaubnis, ja, Lieutenant.«
»Sorgen Sie dafür, dass es auch auf meinem Schreibtisch landet.« Eve zögerte einen Moment. Auch Peabody hatte eine sehr beruhigende Art, aber Peabody war nicht da. »Ich habe Ihrem Partner gesagt, er solle Sie zur Befragung in der Nachbarschaft mitnehmen.
Suchen Sie ihn, sagen Sie ihm, ich hätte angeordnet,
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