Ein gefährliches Geschenk
schreckliche Dinge gesagt.« Sie ließ den Kopf in ihre Hände fallen.
»Entsetzliche Dinge«, murmelte sie. »Dann war da auf einmal dieser fürchterliche Gestank. Das brachte mich noch mehr in Rage. Ich platzte ins Schlafzimmer und. . da lag sie.
Da lag sie vor dem Bett auf dem Boden. All das Blut, das gar nicht mehr wie Blut aussah, sondern, na ja, Sie wissen schon. Ich glaube, ich habe geschrien. Vielleicht war ich auch kurz weggetreten. Ich weiß es nicht.«
Sie schaute wieder hoch, und in ihren Augen war ihre Erschütterung zu lesen. »Ich erinnere mich nicht. Ich weiß nur noch, dass ich sie gesehen habe und dann wieder die Treppe hinunterlief. Ich rief die neun-eins-eins. Und mir war übel. Ich rannte hinaus und übergab mich. Und dann hab ich was Dummes gemacht.
»Sie haben was Dummes gemacht?«
»Ich ging zurück ins Haus. Eigentlich weiß ich es besser. Ich hätte draußen bleiben und dort auf die Polizei warten oder zu einem Nachbarn gehen sollen. Aber ich konnte nicht klar denken, also kam ich zurück und blieb zitternd in der Diele stehen.«
»Das war keine Dummheit, Sie standen unter Schock. Das ist ein Unterschied. Wann haben Sie das letzte Mal mit Andrea gesprochen?«
»Ich weiß nicht genau. Ganz am Anfang der Lesereise. Aus East Washington, glaube ich. Nur um kurz nachzufragen.« Sie wischte sich eine zweite Träne aus dem Gesicht, als würde sie sich ärgern, sie dort anzutreffen. »Ich hatte schrecklich viel zu tun und kaum freie Zeit. Ich habe ein- oder zweimal angerufen, habe Nachrichten hinterlassen. Nur, um sie zu erinnern, wann ich nach Hause komme.«
»Hat sie Ihnen gegenüber je erwähnt, dass sie sich Sorgen macht? Jemand ihr Ärger bereitet oder sie bedroht?«
»Nein, nichts dergleichen.«
»Und was ist mit Ihnen. Sind Sie bedroht worden?«
»Ich? Nein, nein.« Sie schüttelte den Kopf.
»Wer wusste, dass Sie nicht in der Stadt sind?«
»Na ja. . alle. Meine Familie, meine Freunde, Agentin, Verleger, Herausgeber, Lektor, Nachbarn. Es war kein Geheimnis, so viel steht fest. Ich war so berauscht wegen des Buchs, wegen der Chancen, dass ich fast jedem davon erzählte, der es hören wollte. Also.. Es war ein Einbruch, glauben Sie nicht? Mein Gott, tut mir Leid, aber ich kann Ihren Namen einfach nicht behalten.«
»Dallas.«
»Glauben Sie nicht, dass es einfach ein Einbruch war, Lieutenant Dallas? Jemand hat Wind davon gekriegt, dass ich weg bin, und gedacht, das Haus sei leer, und -«
»Möglich. Wir müssen Ihre Sachen überprüfen, um herauszufinden, ob etwas fehlt.«
Aber ihr waren die elektronischen Geräte und die Kunstwerke aufgefallen, die jeder Einbrecher, der auf sich hielt, mitgenommen hätte. Außerdem hatte Andrea Jacobs eine sehr hübsche Armbanduhr getragen und ziemlich viel Schmuck. Ob echt oder billig, das zählte kaum. Kein Dieb hätte so etwas zurückgelassen.
»Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche ungewöhnlichen Anrufe oder Mails bekommen oder sonstige merkwürdige Kontakte gehabt?«
»Nun, seit das Buch erschienen ist, habe ich ein paar Mitteilungen bekommen - hauptsächlich über den Verlag. Leute, die mich treffen wollten oder denen ich dabei helfen sollte, ihr Buch herauszubringen oder deren Geschichte ich schreiben sollte. Manche davon waren schon ziemlich merkwürdig. Aber nicht bedrohlich. Und dann gab es noch welche, die mir ihre Theorie über die Diamanten erzählen wollten.«
»Was für Diamanten?«
»Aus dem Buch. In meinem Buch geht es um einen großen Diamantenraub am Anfang des Jahrhunderts. Hier in New York. Meine Großeltern waren darin verwickelt. Sie haben aber nichts gestohlen«, schob sie rasch nach. »Mein Großvater stellte in diesem Fall für die Versicherung die Nachforschungen an, und meine Großmutter - es ist kompliziert.
Aber ein Viertel der Diamanten wurde nie gefunden.«
»Tatsächlich.«
»Wirklich ziemlich abgebrüht. Manche der Leute, die mit mir in Kontakt getreten sind, spielen bloß Detektiv. Das ist einer der Gründe für den Erfolg des Buches. Millionenschwere Diamanten - wo sind sie? Es ist mehr als ein halbes Jahrhundert her, aber soweit man weiß, sind sie nie aufgetaucht.«
»Sie publizieren unter Ihrem eigenen Namen?«
»Ja. Wissen Sie, die Diamanten und wie meine Großeltern sich kennen gelernt haben, das ist Teil der Familiengeschichte der Gannons. Das ist das eigentliche Herzstück des Buches. Die Diamanten sind der Kitzel, aber die Liebesgeschichte ist das Herz.«
Herz oder nicht Herz, überlegte
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