Ein gefährliches Geschenk
tot, weil jemand sie umgebracht hat. Nur der allein, der dies getan hat, ist dafür verantwortlich. Sie sind es nicht. Sie ist es nicht. Es ist mein Job herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist.«
»Sie sind gut in Ihrem Job, nicht wahr?«
»Ja. Das bin ich. Ich werde Sie von Officer Ricky in ein Hotel bringen lassen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, können Sie mich über die Polizeizentrale erreichen. Ach ja, diese Diamanten, über die Sie geschrieben haben. Wann wurden die gestohlen?«
»2003. Im März 2003. Damals ein Schätzwert von über achtundzwanzig Millionen.
Über drei Viertel davon wurden gefunden und zurückgegeben.«
»Bleiben jede Menge Steinchen übrig. Danke für die Zusammenarbeit, Ms. Gannon.
Tut mir Leid, wegen Ihrer Freundin.«
Sie ging nach draußen und arbeitete dabei verschiedene Theorien in ihrem Kopf durch.
Einer von der Spurensicherung tippte ihr auf die Schulter, als sie vorbeikam.
»He, Lieutenant? Die Fische. Sie haben es nicht überlebt.« »Mist.« Eve zwängte ihre Hände in die Taschen und verließ das Haus.
18
S ie hatte es weniger weit zu ihrer Wohnung als zur Zentrale, und inzwischen war es so spät geworden, dass sie es durchaus rechtfertigen konnte, sich die Fahrt zur Stadtmitte zu ersparen. Außerdem war ihre Ausrüstung zu Hause allem überlegen, womit die Polizei aufzuwarten hatte - abgesehen von der viel gepriesenen Abteilung für elektronische Ermittlungen.
Tatsächlich hatte sie Zugang zu einer Ausstattung, mit der die des Pentagons höchstwahrscheinlich nicht mithalten konnte. Einer der positiven Nebeneffekte ihrer Ehe, überlegte sie. Heirate einen der reichsten und einflussreichsten Männer der Welt - begeistert von elektronischem Spielzeug -, und du darfst damit spielen, wann immer du willst.
Wahrscheinlicher war allerdings, dass Roarke sie dazu überredete, sich doch von ihm bei der Benutzung dieser Geräte helfen zu lassen. Da Peabody für irgendwelche monotonen Arbeiten nicht zur Verfügung stand, hatte Eve vor, ihm das auch ohne größeres Wortgeplänkel zu erlauben.
Der Diamantenaspekt gefiel ihr, und sie wollte ein paar Daten dazu ausgraben. Welcher Assistent wäre besser geeignet, Daten über einen Bruch zusammenzutragen, als ein ehemaliger Dieb? Roarkes finstere Vergangenheit könnte sich am Ende geradezu als Plus herausstellen.
Insgesamt gesehen war die Ehe mit all ihren umheimlichen Winkeln und seltsamenen Ecken doch eine gute Sache.
Die Rolle des Ermittlungsassistenten würde ihm sicher gut tun. Lenk ihn ab von den Offenbarungen, die aus dieser finsteren Vergangenheit erwachsen sind, und er wird sich bestimmt daran festbeißen. Wenn ein erwachsener Mann entdeckt, dass seine Mutter nicht das Miststück war, das ihn während seiner Kindheit ständig geschlagen und dann verlassen hat, sondern eine junge Frau, die ihn geliebt und die man umgebracht hat, während er noch ein Baby war - und zwar von seinem eigenen Vater -, dann wirft einen das schon aus der Bahn. Selbst einen Mann, der so ausgeglichen war wie Roarke.
Ihn helfen zu lassen würde also auch ihm helfen.
Das wäre auch eine kleine Entschädigung dafür, dass ihre Pläne für den Abend durchkreuzt wurden. Sie hatte eigentlich etwas Intimeres und wesentlich Schwungvolleres im Sinn gehabt. Summerset, ihr Fluch und Roarkes Majordomus, hatte Urlaub. Jede Minute zählte. Sie und Roarke wären allein im Haus, und es war - wie sie sich erinnerte - von keinerlei gesellschaftlichen oder geschäftlichen Verpflichtungen die Rede gewesen.
Sie hatte gehofft, diesen Abend damit zu verbringen, ihren Ehemann bis zur Besinnungslosigkeit zu vögeln und ihn dann diese Gunst erwidern zu lassen.
Doch gemeinsames Arbeiten hatte auch was.
Sie fuhr durch die großen Eisentore, die das von Roarke gebaute Imperium schützten.
Es war umwerfend, mit einem Rasen so grün, wie sie ihn in Irland gesehen hatte, riesigen Laubbäumen und wunderbar blühenden Büschen. Ein Heiligtum der Eleganz und des Friedens mitten im Herzen der Stadt, die sie beide als die ihre ansahen. Das Haus selbst war halb Festung, halb Schloss und inzwischen für sie der Inbegriff eines Zuhauses. Mit seinen vorspringenden und spitz nach oben stehenden Steinen erhob und erstreckte es sich würdevoll vor dem dunkler werdenden Himmel, und seine zahllosen Fenster flammten im Licht der untergehenden Sonne auf.
Während sie ihn besser kennen lernte, seine verzweifelte Kindheit und die eigensinnige Entschlossenheit niemals mehr
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