Ein gefährliches Geschenk
kann. Na ja, okay. Sie geht nach oben.«
Eve ging nach oben. »Wetten, dass sie dieses Haus liebt. Sie hat fast zehn Jahre in einem Apartment verbracht. Bestimmt genießt sie es, so viel Platz zu haben. Sie geht ins Schlafzimmer und kickt diese verdammten Schuhe weg.«
»Ist zwar unwichtig, aber woher weißt du, dass sie die Schuhe nicht unten ausgezogen hat und barfuß mit ihnen in der Hand hochkam?«
»Hm? O ja, ihre Lage - und wie sie selbst lag. Hätte sie die Schuhe in der Hand getragen, als er sie aufgeschlitzt hat, wären sie näher an ihrem Körper zu Boden gefallen. Hätte sie sie nach oben getragen, hätte sie sich doch dem Schrank zugewandt oder sie wenigstens in Richtung Schrank geworfen. So würde ich das machen. Siehst du, wo ich stehe?«
Er sah, wo sie stand, genauso wie er die Blutspritzer und Flecken auf dem Bett, dem Fußboden, der Lampe und der Wand sah. Der Gestank wurde von den Chemikalien kaum überdeckt. Und er fragte sich, wie, wie in Gottes Namen, jemand jemals wieder in diesem Raum schlafen konnte. Mit dem Alptraum dieses Raumes leben konnte.
Dann fiel sein Blick auf seine Frau. Er sah dass sie wartete. Sah, dass ihre Polizistinnenaugen empfindungslos und stumpf waren. Sie lebte mit Alpträumen, im Wachen wie im Schlafen.
»Ja, sehe ich.«
»Die Schranktüren standen offen. Ich tippe auf den Schrank. Er hat nicht hier angefangen. Ich denke, er hat im Arbeitszimmer hinten im Flur angefangen. Das dürfte sein erster Halt gewesen sein, aber er ist nicht weit gekommen.«
»Warum?«
»Hätte er diesen Raum auf den Kopf gestellt, hätte sie die Unordnung bemerkt, sobald sie die Tür öffnete. Keine Verletzungen, die auf Gegenwehr schließen lassen, keine Anzeichen, dass sie versucht hätte, davonzulaufen oder zu kämpfen. Zweitens gibt es im Arbeitszimmer einen Arbeitsplatz, und der ist so ordentlich wie nur etwas. Deshalb gehe ich davon aus, dass er dort angefangen hat und eigentlich vorhatte, achtsam und ordentlich zu sein. Da kommt Jacobs herein und bringt seinen ganzen Plan durcheinander.«
»Und Plan B heißt dann Mord.«
»Ja. Er kann unmöglich den Arbeitsplatz übersehen haben, aber er hat keine Unordnung angerichtet. Bei allem anderen, was er durchsucht hat, ging es ihm nicht darum, ordentlich zu sein, aber den Arbeitsplatz hatte er schon abgesucht. Warum ihn also in Unordnung bringen?«
Roarke starrte auf den Schrecken aus Blut und Flüssigkeiten, die Boden und Wände besudelten. »Und einer Frau die Kehle durchzuschneiden spart Zeit.«
»Das könnte gezählt haben. Ich denke, er hörte sie hereinkommen, und anstatt zu warten, bis sie sich schlafen legte und Ruhe gab, anstatt sie bewusstlos zu schlagen, schlüpfte er hier hinein, versteckte sich im Schrank und sah sie eintreten und ihre verrückten Schuhe ausziehen. Schieb das Zeug hier weg, bitte. Wir haben das schon alles untersucht, der Tatort ist erfasst. Stell dich in den Schrank.«
»Du meine Güte.« Er schob die Kleiderhaufen und Kissen beiseite und betrat den offenen Schrank.
»Siehst du diesen Winkel? Das muss der Winkel sein, wenn man berücksichtigt, wie sie gelandet ist. Sie stand also so, mit abgewendetem Gesicht. Er kam von hinten, reißt ihren Kopf an den Haaren zurück - sie hatte langes Haar, und der Winkel der Wunde -, ja so muss es gewesen sein. Schnitt nach unten, von links nach rechts. Mach das. Die Haare stellst du dir vor.«
Er war mit zwei Schritten bei ihr, zog an ihren kurzen Haaren, täuschte den Schnitt mit dem Messer vor.
Sie stellte sich vor, einmal zusammengezuckt zu sein. Der Schock auf ihren Kreislauf, die Alarmlampen, die in ihrem Gehirn aufflammten, als der Körper schon starb. Und sah dabei zu Boden und brachte sich die Position der Leiche wieder in Erinnerung.
»So muss es gewesen sein. Ganz genau so. Er konnte unmöglich gezögert haben, nicht eine Sekunde lang. Wäre sie nur eine Sekunde lang gewarnt gewesen, hätte sie sich umgewandt, und der Winkel wäre ein anderer gewesen. Er muss schnell und überlegt gehandelt haben. Sieh nur, sie traf auf der Bettkante auf, als sie fiel. Die Spritzer legen das nahe.
Trifft auf der seitlichen Bettkante auf, prallt ab, rollt, bleibt liegen. Dann machte er sich wieder an die Arbeit. Den größten Teil muss er durchsucht haben, nachdem er sie umgebracht hatte. Er muss noch ein, möglicherweise sogar zwei Stunden mit ihr im Haus verbracht haben, ist sogar noch einige Zeit hier in diesem Raum gewesen, während sie verblutete. Er hat gute Nerven.
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