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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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noch nie weggegangen, ohne es mich wissen zu lassen. Ich habe heute bei ihr in der Arbeit angerufen und nach ihr gefragt. Man sagte mir, sie sei nicht angetreten. Wahrscheinlich habe ich sie jetzt in Schwierigkeiten gebracht. Ich hätte nicht in der Arbeit anrufen dürfen.«
    »Sie haben sie nicht als vermisst gemeldet?«
    »Verflixt, man meldet doch nicht jemanden als vermisst, nur weil er ein paar Nächte nicht nach Hause kommt. Man geht nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich zur Polizei. Hier in der Gegend wendet man sich ohnehin nicht an sie.«
    »Hat sie was von ihren Sachen mitgenommen?«
    »Weiß nicht. Ihre Maid-Uniform ist noch da, aber ihre rote Bluse und die schwarzen Jeans nicht. Auch nicht ihre neuen Sommersandalen.«
    »Ich würde mir gern ihre Wohnung ansehen.«
    »Sie wird sauer auf mich sein.« Essie nahm die weichen Tacos und Pepsis, die Peabody auf die Theke gelegt hatte und bediente sie. »Ach, zum Teufel. Sie hätte einfach nicht weggehen sollen, ohne mir was zu sagen. Das würde ich auch nicht tun. Ich muss abschließen. Mehr als fünfzehn Minuten sind nicht drin, sonst kriege ich wirklich Ärger.«
    »Das ist nett.«
    Es waren zwei winzige Räume mit einem Wulst im Wohnbereich, der als Küche diente.
    Die Spüle hatte etwa Breite und Tiefe einer hohlen Männerhand. Anstatt der teureren Rollos hingen vor den Fenstern manuell zu bedienende Markisen, die rein gar nichts gegen den Lärm von Straße und Himmel ausrichteten.
    Eve hatte das Gefühl, sich an einem Verkehrsumschlagplatz zu befinden.
    Die Zweisitzercouch ließ sich, wie Eve sich vorstellte, bestimmt in ein Bett verwandeln, die restliche Einrichtung bestand aus einem alten, rappeligen Unterhaltungsbildschirm und einer einzelnen Lampe in Gestalt einer Cartoon-Maus, die garantiert noch aus Kindertagen stammte.
    Trotz seiner Beengtheit und Kargheit war es tadellos aufgeräumt. Und roch, wie sie merkwürdigerweise feststellte, genauso weiblich wie die von Mädchen beherrschte Reiseagentur.
    »Zum Schlafzimmer geht es hier durch.« Essie deutete auf die Tür. »Als wir einzogen, hat Tina beim Münzewerfen gewonnen. Also hat sie das Schlafzimmer bekommen, und ich schlafe hier draußen. Aber es ist trotzdem ziemlich eng, wissen Sie. Wenn eine von uns einen Jungen hat, gehen wir deshalb auch normalerweise zu ihm.«
    »Hat sie einen Jungen?«, fragte Eve, während Peabody Richtung Schlafzimmer ging.
    »Sie trifft sich seit ein paar Wochen mit einem. Er heißt Bobby.«
    »Hat Bobby auch einen Nachnamen?«
    »Wahrscheinlich.« Essie zuckte mit den Schultern. »Ich kenne ihn nicht. Vermutlich ist sie bei ihm. Tina ist ganz und gar romantisch. Wenn sie sich verliebt, dann ganz und gar.«
    Eve sah sich das Schlafzimmer an. Ein schmales Bett, ordentlich gemacht, eine Kommode in Kindergröße - wahrscheinlich von zu Hause mitgebracht. Darauf stand eine hübsche, dekorative Dose und eine billige Vase mit künstlichen Rosen. Eve hob den Deckel der Dose an, hörte eine Melodie klimpern und sah den billigen Schmuck, der darin lag.
    »Den Schrank teilen wir uns«, sagte Essie, als Peabody ihre Nase in den kleinen Schrank steckte.
    »Wo hat sie diesen Bobby denn kennen gelernt?«, wollte Peabody wissen und ging vom Schrank weiter zum Badezimmer.
    »Das weiß ich nicht. Wir leben gemeinsam hier in diesem Kasten, aber wir versuchen einander aus dem Weg zu gehen, verstehen Sie? Sie sagte nur, sie habe einen Jungen kennen gelernt und er sei wirklich klasse und süß - und klug. Erzählte, dass er sich in Büchern und Kunst und so auskenne. Auf so was fährt sie ab. Eines Abends ist sie ausgegangen, um sich mit ihm in einer Kunstgalerie zu treffen.«
    »Sie sind ihm nie begegnet?«, hakte Eve nach.
    »Nein. Sie hat sich immer irgendwo mit ihm getroffen. Wir bringen die Jungs nicht oft mit hierher. Mein Gott, sehen Sie sich doch um.« Sie hatte den verlorenen, resignierten Ausdruck einer Frau, die wusste, dass die Regelung so am besten war. »Sie ist am Samstagabend weggegangen, weil sie sich mit ihm nach der Arbeit treffen wollte. Um ein Stück zu sehen oder so. Als sie nicht nach Hause kam, habe ich mir gedacht, dass sie bestimmt bei ihm geblieben ist. Nichts weiter. Aber da sie noch nie ihre Arbeit vernachlässigt hat und es noch nie passiert ist, dass ich so lange nichts von ihr gehört habe, mache ich mir langsam Sorgen.«
    »Warum halten wir das nicht in einem Bericht fest?« Peabody tauchte aus dem Bad auf.
    »Eine Vermisstenmeldung.«
    »O Mann, meinen Sie

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