Ein gefährliches Geschenk
dass das mir gehört«, sagte sie und deutete auf ihr Fahrzeug. »Was ihr euch aber wahrscheinlich nicht vorstellen könnt, ist, dass ich jeden, der sich daran zu schaffen macht, zur Strecke bringe und euch mit meinen Daumen die Augen herausdrücke.«
»He.« Ein Kerl in einem schmuddeligen Muskelshirt und einem blitzenden Silberring im Ohr zeigte ihr einen Vogel. »Fuck you.«
»Nein danke, aber reizend von dir, dass du fragst. Ich suche Tina Cobb.«
Es folgten Pfiffe und Buhrufe, Kussgeräusche. »Das ist ein schönes Stück Arsch.«
»Deine Meinung dazu wird ihr sicherlich gefallen. Ist sie da?«
Muskelshirt stand auf. Er streckte seine Brust heraus - so wie sie war - und stach mit dem Finger in Eves Richtung. Zu seinem Glück stoppte er vor der tatsächlichen Berührung. »Wozu Tina in die Mangel nehmen. Sie hat nichts ausgefressen. Das Mädchen arbeitet hart, kümmert sich um das, was ihr gehört.«
»Wer sagt denn, dass ich sie in die Mangel nehmen will? Sie könnte in Schwierigkeiten stecken. Wenn du ein Freund von ihr bist, wirst du ihr doch bestimmt helfen wollen.«
»Hab nicht gesagt, dass ich ein Freund von ihr bin. Hab nur gesagt, sie kümmert sich um das, was ihr gehört. Das tue ich auch. Warum nicht Sie auch?«
»Weil ich dafür bezahlt werde, mich um das zu kümmern, was anderen Leuten gehört.
Und langsam frage ich mich, warum du eine einfache Frage nicht beantworten kannnst.
In einer Minute werde ich mich um dich kümmern anstatt um Tina Cobbs.«
»Bullen sind alle Scheiße.«
Sie zeigte ihre Zähne zu einem schillernden Lächeln. »Möchtest du diese Theorie auf die Probe stellen?«
Er schnaubte, warf über seine Schulter einen Blick auf seine Kumpel, als wollte er ihnen zeigen, dass er keine Angst kannte. »Ist eh viel zu heiß für so was«, sagte er und ließ seine knochigen Schultern fallen. »Hab Tina schon ein paar Tage nicht mehr gesehen.
Hab sie ja schließlich nicht im Visier. Ihre Schwester arbeitet da drüben in der Bodega.
Warum fragen Sie die nicht?«
»Werde ich tun. Finger weg vom Auto, Jungs. Es ist zwar eine Schande, aber es ist meins.«
Sie überquerten die Straße. Eve nahm an, dass die Kussgeräusche und Einladungen zu einem sexuellen Abenteuer, die von der Treppe kamen, jetzt ihr und Peabody galten. Aber sie reagierte nicht darauf. Das dürre Arschloch hatte in einem Punkt Recht. Es war viel zu heiß, um sich darum zu kümmern.
Drinnen achtete sie auf das Mädchen an der Verkaufstheke. Klein, dünn, olive Hautfarbe, ein seltsames Frisurengebilde mit violetten Fransen über dem Pechschwarz.
»Ich könnte uns was holen«, bot Peabody an. »Etwas Essbares.«
»Dann machen Sie.« Eve trat an die Theke und wartete, bis die Kundin vor ihr ein Paket Milchpulver und eine winzige Schachtel Zuckerersatz bezahlt hatte.
»Kann ich Ihnen helfen?«, sagte die Frau, ohne großes Interesse zu bekunden.
»Ich suche Tina Cobb. Sie sind ihre Schwester?«
Die dunklen Augen wurden groß. »Was wollen Sie von Tina?«
»Ich möchte mit ihr reden.« Eve holte ihre Dienstmarke hervor.
»Ich weiß nicht, wo sie ist, okay? Sie wollte für ein paar Tage weg, und das geht ja wohl keinen was an, oder?«
»Sollte nicht.« Eve hatte Tina Cobb vom Auto aus überprüft und wusste, dass ihre Schwester Essie hieß. »Warum machen Sie nicht mal kurz Pause, Essie?«
»Ich kann nicht. Ich kann wirklich nicht. Ich arbeite heute allein hier.«
»Aber im Moment ist keiner im Laden. Hat sie Ihnen gesagt, wohin sie wollte?«
»Nein. Scheiße.« Essie setzte sich auf einen hohen Stuhl. »O Scheiße. Sie hat in ihrem Leben noch nie Ärger gehabt. Ihre ganze Zeit verbringt sie damit, für reiche Leute zu putzen. Vielleicht wollte sie nur einfach mal weg.« Jetzt schlich sich Angst in ihre Augen ein. »Vielleicht hat sie eine Reise gemacht.«
»Hatte sie ein Reise geplant?«
»Sie plant ständig. Wenn sie genug gespart hatte, wollte sie das tun und jenes und sechs Millionen andere Dinge. Nur, dass sie nie genug dafür gespart hatte. Ich weiß nicht, wo sie ist. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Wie lange ist sie denn schon weg?«
»Seit Samstag. Samstagabend ist sie ausgegangen und seitdem nicht wieder aufgetaucht.
Kommt schon vor, dass sie nachts nicht nach Hause kommt. Tue ich manchmal auch nicht. Du triffst einen Jungen, du möchtest bei ihm übernachten, du tust es also auch.«
»Gewiss. Dann ist sie also seit Samstag weg.«
»Ja. Sonntag hatte sie frei, was soll’s? Aber sie ist
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