Ein gefährliches Geschenk
als Laine noch auf dem College war. Aus einer Eingebung heraus loggte er sich bei der Lokalzeitung von Taos ein, ging in die Archive und suchte nach einem Artikel über die Tavishs.
Zu seinem Erstaunen fand er sechs. Der erste handelte von der Eröffnung des Restaurants. Er las ihn aufmerksam und achtete vor allem auf persönliche Details. Damals waren die Tavishs seit sechs Jahren verheiratet gewesen und hatten sich - wie in der Zeitung stand - in Chicago kennen gelernt, wo Marilyn Kellnerin gewesen war und Rob für einen Chrysler-Händler arbeitete. Im Osten gab es noch eine Tochter auf dem College.
Rob hatte immer ein eigenes Geschäft haben wollen, bla-bla, und ließ sich schließlich von seiner Frau überreden, seine kulinarischen Talente anders zu nutzen, als nur Freunde und Nachbarn zu bekochen.
Andere Artikel handelten von Robs Interesse an Lokalpolitik und Marilyns Arbeit in Kunstausschuss von Taos. In einem weiteren Artikel ging es um das fünfjährige Jubiläum des Round-Up, das mit einer Open-Air-Party und Ponyreiten für Kinder gefeiert worden war. Dazu gab es ein Foto des strahlenden Paares - und zwischen ihnen stand eine lachende Laine.
Himmel, sie war wirklich hinreißend. Sie hatte lachend den Kopf zurückgeworfen und die Arme liebevoll um die Schultern ihrer Mutter und ihres Stiefvaters geschlungen. Sie trug so eine Art Westernbluse mit kleinen Fransen an den Taschen, die ihn - aus Gründen, die er nicht benennen konnte - wahnsinnig machten.
Die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter war nicht zu übersehen, vor allem um die Augen und den Mund.
Aber ihre Haare, diese hellroten Haare, hatte sie von Big Jack. Da war er sich jetzt völlig sicher.
Auch die Zeiten passten genau. Marilyn O’Hara hatte die Scheidung eingereicht, als Jack in Indiana eine kurze Haftstrafe absaß. Sie war mit dem Kind nach Jacksonville in Florida gezogen. Die Behörden hatten sie ein paar Monate im Auge behalten, aber sie war sauber geblieben und hatte als Kellnerin gearbeitet.
Sie war ziemlich viel herumgekommen. Texas, Philadelphia, Kansas. Dann war sie von der Bildfläche verschwunden - knapp zwei Jahre bevor Marilyn und Rob heirateten.
Vielleicht hatte sie wegen des Kindes einen Neuanfang machen wollen. Aber vielleicht war auch alles nur ein großer Schwindel. Max würde es herausfinden.
3
» W as mache ich da? Das tue ich doch sonst nicht!«
Jenny spähte über Laines Schulter in den Badezimmerspiegel. »Du gehst mit einem tollen Mann etwas trinken. Und wenn du das sonst nicht tust, redest du am besten schleunigst mit einem Therapeuten.«
»Ich weiß nicht mal, wer er ist.« Laine setzte den Lippenstift ab, mit dem sie sich gerade schminkte. »Ich bin ihm zufällig begegnet, Jen. Du meine Güte, ich bin ihm in meinem Laden zufällig begegnet.«
»Wenn eine Frau in ihrem eigenen Laden keinem sexy Typen begegnen darf, wo denn sonst? Nimm den Lippenstift.« Sie schaute zu Henry, der gerade mit dem Schwanz wedelte. »Siehst du, Henry findet das auch.«
»Ich sollte im Hotel anrufen und Bescheid sagen, dass mir etwas dazwischengekommen ist.«
»Laine, du brichst mir das Herz.« Jenny ergriff den Lippenstift. »Nimm ihn jetzt«, befahl sie.
»Ich kann es nicht fassen, dass ich mich von dir habe überreden lassen, eine halbe Stunde eher zuzumachen. Und du musstest dich noch nicht mal sonderlich anstrengen.
Er merkt doch, dass ich mich extra umgezogen habe. Das ist so offensichtlich.«
»Was soll denn daran falsch sein?«
»Ich weiß nicht.« Laine nahm den Lippenstift und betrachtete ihn prüfend. »Ich kann nicht mehr klar denken. Das liegt an dieser einen Sekunde, diesem Stromschlag. Am liebsten hätte ich ihm das Hemd vom Leib gerissen und ihn in den Hals gebissen.«
»Na, tu dir keinen Zwang an, Süße.«
Lachend drehte Laine sich um. »Werde ich aber lieber. Ein Drink ist okay. Es wäre doch unhöflich, einfach nicht zu erscheinen, oder? Ja, es wäre unhöflich. Aber danach ist Schluss. Ich mobilisiere meinen gesunden Menschenverstand, gehe nach Hause und mache diesem. . na ja, äußerst seltsamen Intermezzo.. ein Ende.«
Sie streckte die Arme aus. »Wie sehe ich aus? Okay?«
»Besser.«
»Besser als okay ist gut. Ich sollte jetzt gehen.«
»Na, mach schon. Ich sperre Henry in die hintere Diele.. Du willst ja schließlich nicht nach Hund stinken. Und ich sperre für dich ab.«
»Lieb von dir, danke. Auch für die moralische Unterstützung. Ich komme mir vor wie eine Idiotin.«
»Falls du dich
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