Ein gefährliches Geschenk
entschließen solltest, den Abend auszudehnen, ruf mich kurz an. Dann fahre ich her und nehme Henry mit nach Hause.«
»Danke für das Angebot, aber ich werde den Abend bestimmt nicht ausdehnen. Ein Drink. Eine Stunde wird wohl ausreichen.« Sie gab Jenny einen leichten Kuss auf die Wange und bückte sich, um Henry trotz Hundegeruch auf die Schnauze zu küssen. »Bis morgen«, rief sie und eilte die Treppe hinunter.
Es war albern gewesen, den weiten Weg nach Hause zu machen, nur um jetzt wieder in die Stadt zurückzufahren, aber sie war froh darüber, dass sie es getan hatte. Zwar hatte nicht einmal Jenny sie zu ihrem kleinen Schwarzen überreden können, aber sie fühlte sich wohler, nachdem sie sich umgezogen hatte. Der weiche, moosgrüne Pullover hatte eine schöne Farbe und war nicht elegant genug, um die falschen Signale auszusenden.
Sie hatte allerdings keine Ahnung, welche Signale sie überhaupt aussenden wollte. Noch nicht.
Als sie das Hotel betrat, zog sich ihr Magen vor Aufregung leicht zusammen. Eigentlich waren sie ja gar nicht fest verabredet. Es war nur so zwischen Tür und Angel passiert.
Und wenn er nun gar nicht auftauchte? Oder schlimmer noch - er saß bereits in der Bar und warf ihr einen überraschten oder verärgerten Blick zu.
Andererseits, wenn sie wegen einer schlichten Verabredung zu einem Drink so nervös war, sprach das für ihre mangelhafte Übung darin.
Sie ging durch die geschliffenen Glastüren in die Bar und lächelte der Frau hinter dem schwarzen Eichentresen zu.
»Hi, Jackie.«
»Hey, Laine. Was kann ich dir bringen?«
»Noch nichts.« Ihr Blick schweifte durch den schwach beleuchteten Raum, über die roten Plüschsofas und -sessel. Ein paar Geschäftsleute, zwei Paare, drei Frauen, die offenbar ihren männerlosen Abend mit einem schicken Cocktail begannen. Max Gannon war nirgendwo zu sehen.
Sie suchte sich einen Tisch, von dem aus sie zwar nicht direkt auf die Tür schaute, sie jedoch im Auge behalten konnte. Zuerst wollte sie nach der Karte greifen, damit ihre Hände etwas zu tun hatten, entschied sich jedoch dagegen. Es würde möglicherweise gelangweilt aussehen. Oder hungrig. Himmel.
Stattdessen zog sie ihr Handy aus der Tasche und überprüfte, ob sie Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter zu Hause hatte. Natürlich hatte sie keine, sie war ja erst vor zwanzig Minuten aufgebrochen. Allerdings gab es zwei Aufleger, im Abstand von wenigen Minuten.
Nachdenklich runzelte sie die Stirn, als er plötzlich sagte: »Schlechte Nachrichten?«
»Nein.« Verlegen und erfreut zugleich schaltete sie das Gerät aus und ließ es wieder in ihre Tasche gleiten. »Nichts Wichtiges.«
»Bin ich zu spät?«
»Nein, ich bin nur aufreizend pünktlich.« Es überraschte sie, dass er sich neben sie auf das kleine Sofa setzte statt in den Sessel gegenüber. »Aus Gewohnheit.«
»Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie toll Sie riechen?«
»Ja. Ich habe Sie noch gar nicht gefragt, was Sie hier in Gap machen.«
»Geschäfte.. die ich auch noch ein paar Tage ausdehnen kann, aufgrund der lokalen Attraktionen.«
»Tatsächlich.« Sie war mittlerweile überhaupt nicht mehr nervös und wunderte sich, warum sie es jemals gewesen war. »Es gibt einige Attraktionen hier. Wenn Sie gerne wandern, in den Bergen gibt es ein paar wundervolle Routen.«
»Und Sie?« Er strich mit den Fingern leicht über ihren Handrücken. »Wandern Sie gerne?«
»Ich habe nicht oft Zeit dazu. Der Laden hält mich auf Trab. Und was machen Sie beruflich?«
»Was Tagesfüllendes«, wich er aus und sah hoch, als die Kellnerin an ihren Tisch trat.
»Was kann ich Ihnen bringen?«
Sie war neu, und Laine kannte sie nicht. »Einen Bombay Martini, zwei Oliven. Mit Eis.«
»Das klingt perfekt. Bringen Sie zwei. Sind Sie hier aufgewachsen?«, fragte er Laine.
»Nein, aber es ist bestimmt nett, hier aufzuwachsen. Die Stadt ist klein, ohne eng zu sein, und liegt nahe genug an der Großstadt. Außerdem liebe ich die Berge.«
Sie erinnerte sich an diesen Teil des Rituals der ersten Verabredung. So lang durfte er eigentlich nicht sein. »Leben Sie noch in Savannah?«
»Hauptsächlich in New York, aber ich reise viel.«
»Warum?«
»Geschäft, Vergnügen. Versicherungen, aber keine Sorge, ich will Ihnen nichts verkaufen.«
Die Kellnerin brachte die Gläser und Shaker auf einem Tablett und schenkte die Drinks am Tisch aus. Dann stellte sie ihnen noch eine Silberschale mit Nüssen hin und verschwand diskret.
Laine hob ihr
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