Ein gefährliches Geschenk
sein. Ich habe eine Liste erstellt von allen, die in Frage kommen könnten. Leute, mit denen ich mich über das Buch unterhalten habe. Merkwürdige Mails, die ich von Lesern oder Leuten bekommen habe, die behaupten, meinen Urgroßvater gekannt zu haben.« Sie zog eine Diskette aus ihrer Tasche.
Aus der riesigen Tasche, die Eve tags zuvor aufgefallen war. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das weiterhilft.«
»Alles hilft uns weiter. Hat Tina Cobb denn gewusst, dass Sie nicht in der Stadt sind?«
»Ich habe den Reinigungdienst darüber informiert, ja. Ich erinnere mich sogar, Tina erzählt zu haben, dass ich unterwegs sein werde. Und ich habe sie gebeten, sich um meine Zimmerpflanzen und die Fische zu kümmern. Ich war mir nicht sicher, ob Andrea wirklich bleiben konnte, Gewissheit hatte ich erst ein paar Tage, bevor ich fuhr.«
»Haben Sie dem Servicedienst mitgeteilt, dass jemand das Haus hütet?«
»Nein. Daran habe ich nicht gedacht. Die letzten Tage in New York waren der reinste Irrsinn. Ich hatte Medienauftritte, musste packen, machte holografische Interviews.
Außerdem erschien es mir auch nicht so wichtig.«
Eve stand auf und streckte ihre Hand aus. »Danke für Ihr Kommen. Detective Peabody wird sich darum kümmern, dass Sie zurück in Ihr Hotel kommen.«
»Lieutenant. Sie haben mir nicht gesagt, wie Tina Cobb zu Tode kam.«
»Nein, das habe ich nicht. Wir bleiben in Kontakt.«
Samantha sah ihr hinterher, als sie den Raum verließ, und holte tief Luft. »Ich wette, sie kriegt es raus, oder? Ich wette, sie kriegt es fast immer raus.«
»Sie wird nicht aufgeben. Und das läuft auf dasselbe hinaus.«
Eve saß an ihrem Schreibtisch und gab die Daten zum Cobb-Fall in einen Unterordner ein, dann brachte sie ihre Unterlagen zum Mord an Andrea Jacobs auf den neuesten Stand.
»Computer, analysiere die Daten von zwei laufenden Ermittlungen und überprüfe sie auf Wahrscheinlichkeit. Welche Wahrscheinlichkeit gibt es, dass Andrea Jacobs und Tina Cobb von derselben Person umgebracht wurden?«
Analyse läuft....
Während der Computer arbeitete, schob sie sich vom Schreibtisch weg und trat an ihr winziges Fenster. Der Verkehr im Luftraum war relativ dünn. Offenbar suchten die Touristen in dieser Jahreszeit kühlere Orte auf als das schmorende Manhattan. Bürodrohnen schwirrten eifrig umher. Sie sah eine Sky-Tram halb leer vorbeidüsen.
Tina Cobb war mit dem Bus gefahren. Die Sky-Tram wäre schneller gewesen, aber diese Annehmlichkeit hatte ihren Preis. Dann war Tina demnach sehr sparsam mit ihrem Geld umgegangen. Hatte auf ein Leben gespart, das sie nie haben würde.
Analyse und Wahrscheinlichkeitsbeurteilung beendet. Wahrscheinlichkeit, dass Andrea Jacobs und Tina Cobb von derselben Person oder denselben Personen ermordet wurden, liegt bei achtundsiebzig Komma acht Prozent.
Hoch genug, überlegte Eve, wenn man die Einschränkungen des Computers berücksichtigte. Der kalkulierte nämlich die Unterschiede im Typus der Opfer, die unterschiedliche Vorgehensweise und die geografische Differenz der Fundorte mit ein.
Ein Computer konnte nicht sehen, was sie sah, oder fühlen, was sie fühlte.
Sie kehrte zurück, als ein Piepton eine Datenübertragung ankündigte. Die Spurensicherung hatte schnell gearbeitet, und sie setzte sich, um den Bericht zu lesen.
Es gab Fingerabdrücke von Gannon, Jacobs und Cobb. Man hatte im ganzen Haus keine anderen entdeckt. Die gefundenen Haarproben passten zu Gannon und zum Opfer.
Eve ging davon aus, dass man auch welche fände, die zu Cobb gehörten.
Er hatte Schutzkleidung getragen. Er hatte seine Hände und sein Haar abgedichtet. Ob er nun geplant hatte zu töten oder nicht, er hatte jedenfalls geplant, keinerlei Spuren von sich zu hinterlassen.
Wäre Jacobs nicht ins Haus gekommen, hätte er womöglich das ganze Haus durchsucht, ohne auch nur einen Gegenstand zu verrücken. Und Samantha wüsste überhaupt nichts davon.
Sie nahm zu Maid-In-New-York Kontakt auf, um ein paar Einzelheiten zu überprüfen, und fügte diesen, ihren Notizen bei, als Peabody eintrat.
»Gannon hatte ihre vierteljährliche Reinigung vor etwa vier Wochen«, teilte Eve ihr mit.
»Wussten Sie, dass die Mannschaft Handschuhe und Haarschutz tragen muss? Sicherheitsbrillen und Schutzoverall. Alles Drum und Dran. Wie unsere Teams von der Spurensicherung. Fehlt nur noch, dass sie gleich alles von oben bis unten sterilisieren.«
»Ich überlegte gerade, dass McNab und ich uns eventuell auch so etwas leisten
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