Ein gefährliches Geschenk
hitzigen Verhandlungen mit der Assistentin der Ärztin ein dreißigminütiges Gespräch während der Mittagspause bewilligt. Es sollte in der Kantine der Polizeizentrale stattfinden. Eve war es unbegreiflich, wie jemand in Miras Position sich der Schmach eines Kantinenessens aussetzen konnte, aber sie fand sich damit ab.
Nach einigem Gehampel gelang es ihr, ihren Bericht an Commander Whitney auf den späten Nachmittag zu verschieben.
Bei einem weiteren Anruf drohte sie mit Konsequenzen von anatomisch zweifelhafter Wahrscheinlichkeit und endete mit einer Bestechung in Form von Logensitzen bei einem Spiel der Mets. Diese Kombination brachte ihr vom Leiter des technischen Labors das Versprechen ein, ihr bis zwei Uhr nachmittags für beide Fälle vollständige Berichte vorzulegen.
Nachdem sie ihre Arbeit am Tele-Link als erledigt ansah, grapschte sie sich ihre Akten und gab Peabody das Zeichen für den Aufbruch in den Außendienst.
Peabody stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist eine Rückkehr zum Tatort, eine ganze Weile nach der Tat.«
»Wir haben kein Verbrechen begangen, also kehren wir technisch gesehen auch nicht zurück.« Eve achtete nicht auf die Menschen, die an ihr vorbeihasteten oder -schlichen, als sie an der Ecke Fifth und Forty-Seventh stand. »Ich wollte mir einen Eindruck von dem Ort hier verschaffen.«
»Wurden in den Stadtkriegen ziemlich hart getroffen«, bemerkte Peabody. »War vermutlich ein leichtes Ziel. Prestigekäufe. Haben und nicht haben. All die hier zur Schau gestellten ausgefallenen Schmuckstücke, während die Wirtschaft eine Bauchlandung machte, die Illegalen auf der Straße wie Sojawürstchen verkauft wurden und sie alle die Knarren wie modische Accessoires umschnallten.«
Sie trat näher an eins der Schaufenster heran. »Glänzend.«
»Drei Jungs gehen also rein, machen mit dem vierten einen kleinen Tauschhandel und treten dann mit den Taschen voller Diamanten wieder heraus. Keiner ist darauf vorbereitet, da der Insider ein langjähriger, vertrauenswürdiger Mitarbeiter ist, der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen.«
Während Eve sprach, betrachtete sie sich die Schaufensterauslagen und die Menschen, die stehen blieben, um sich davor zu drängen und angesichts des Glanzes in Träumereien zu versinken. Gold und Silber - Metalle - Rubine und Smaragde, Diamanten so strahlend wie die Sonne - Steine. Da man sie nicht als Brennmaterial verwenden konnte und sie einen im Winter nicht warm hielten, fiel es ihr schwer, eine Beziehung zu ihrer Sogwirkung herzustellen.
Doch sie trug einen Goldreif um ihren Finger und unter ihrer Bluse einen strahlenden, glitzernden Diamanten an einer Kette. Symbole, überlegte sie. Einfach nur Symbole - aber würde sie um sie kämpfen?
»Der Insider muss ebenfalls den Laden verlassen«, fuhr sie fort, »ihnen praktisch auf den Fersen folgen und direkt untertauchen. Man wird mit dem Finger auf ihn zeigen, und er weiß das, als er einsteigt. Aber er möchte bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hat, und wirft dafür alles andere weg. Und wird ausgenommen, ehe er sich noch auf die Schulter klopfen kann. Crew hat ihn umgebracht, also musste Crew auch gewusst haben, wie man an ihn rankommt. Nicht nur in Hinblick auf seine Behausung, sondern wie man ihn herauslockt.«
Sie blickte hoch, wie das auch ein Tourist tun würde, zu den oberen Stockwerken.
Keine Schwebebahnen an einem solchen Gebäude - und ein knappes Jahrhundert davor auch nicht, wie sie vermutete. Es war nach den Kriegen wieder aufgebaut worden, aber im Wesentlichen genauso wie sie es von dem historischen Bild her kannte, das sie sich angesehen hatte.
Und von der Ecke aus, die es beherrschte, reihten sich darin Geschäft um Geschäft, Schaufenster um Schaufenster voller Körperschmuck. Dieser einzelne, quer zur Stadt stehende Block beherbergte Waren in Millionenhöhe. Ein Wunder, dass nicht täglich eingebrochen wurde.
»Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, die Überwachungskameras auszuschalten«, fuhr sie fort. »Rein und raus, ohne ins Schwitzen zu kommen. Aber die Polizei hätte doch herausgefunden, wer sie waren. Jeder von ihnen, bis auf den Insider, hatte eine Akte, und der Insider wäre durch seine Spielschulden aufgeflogen. Also blieben sie einfach untergetaucht, hielten die Steine unter Verschluss und warteten darauf, dass sich draußen alles beruhigte. Wissen Sie, warum es hätte funktionieren können?«
»Die Ermittlungen hätten sich, anfangs jedenfalls, auf
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