Ein gefährliches Geschenk
gegangen, und dann habe ich das Wohnzimmer gesehen.« Sie zeigte dorthin.
»War die Tür abgeschlossen?«
»Ja.«
»Das Fenster hier ist aufgebrochen worden.« Er wies mit dem Kopf auf eins der Fenster, das nach vorne hinausging. »Offenbar sind sie dort hereingekommen. Sie haben deine Stereoanlage und die Boxen geklaut.«
»Den Fernseher von oben und den kleinen tragbaren Fernseher, den ich in der Küche benutze, ebenfalls. Und Schmuck. Ich habe mir gerade erst einen Überblick verschafft, aber es sieht so aus, als hätten sie nur elektronische Geräte und kleine Wertsachen mitgenommen. Ich habe eine paar schöne Antiquitäten, aber die haben sie dagelassen. Ein Teil des Schmucks, den sie mitgenommen haben, ist echt, das andere nur Modeschmuck.«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Bargeld?«
»Zweihundert Dollar, die ich in der Schreibtischschublade aufbewahrt habe. Oh, und den Computer, den ich hier zu Hause benutze.«
»Und sie haben ein ziemliches Chaos angerichtet. Wer wusste, dass du heute Abend ausgehst?«
»Jenny und der Mann, mit dem ich mich getroffen habe. Wir haben miteinander zu Abend gegessen. Er wohnt im Overlook. Max Gannon.«
»Jenny hat gesagt, du hast ihn gerade erst im Laden kennen gelernt.«
Ein heißes Prickeln stieg in ihr auf. »Wir haben nur etwas gegessen und getrunken, Vince.«
»Ich meine ja nur. Wir werden alles unter die Lupe nehmen. Draußen trampeln zahlreiche Polizisten herum, eventuell möchtest du lieber bei uns schlafen.«
»Nein, danke. Ich bleibe hier.«
»Ja, das hat Jenny auch gesagt.« Er tätschelte ihre Schulter mit seiner großen Hand und trat zur Tür, weil das Polizeiauto vorfuhr. »Wir werden tun, was wir können. Du solltest am besten eine Liste von den Dingen aufstellen, die fehlen.«
Laine setzte sich in das Wohnzimmer im ersten Stock und Henry rollte sich zu ihren Füßen zusammen. Dann schrieb sie auf, was ihr bereits als fehlend aufgefallen war und beantwortete die Fragen, die Vince oder einer der anderen Polizisten ihr stellten. Sie hätte gerne einen Kaffee getrunken, aber da das, was sie dazu brauchte, auf dem Küchenfußboden verteilt war, kochte sie sich eine Kanne Tee.
Sie wusste, dass Furcht, Wut und das Gefühl, vergewaltigt worden zu sein, klassische Reaktionen waren, ebenso wie die Ungläubigkeit, die alles überdeckte. Natürlich gab es auch in Gap Kriminalität, aber ein solcher Einbruch, eine so böswillige Verwüstung war nicht typisch für die Stadt.
Laine kam es so vor, als sei er ganz allein gegen ihre Person gerichtet.
Erst nach eins in der Nacht war sie wieder allein. Vince bot ihr an, einen Beamten draußen vor der Tür zu postieren, aber sie lehnte ab. Sein Angebot, das zerbrochene Fenster zuzunageln, hatte sie allerdings dankbar angenommen.
Henry wich ihr nicht von der Seite, während sie jedes Schloss im Haus zweimal überprüfte. Erneut stieg Wut in ihr auf und vertrieb die Müdigkeit, die sich während der polizeilichen Untersuchung eingestellt hatte. Sie nützte die Energie, um ihre Küche wieder in Ordnung zu bringen.
Das zerbrochene Geschirr und die Glasscherben warf sie in die Mülltonne, wobei sie nur mühsam die Tränen zurückhielt. Zucker, Kaffee, Mehl, Salz und Tee fegte sie zusammen, und dann putzte sie die biskuitfarbenen Fliesen.
Schließlich taumelte sie völlig erschöpft nach oben. Sie warf nur einen Blick auf ihr Bett - die Matratze war herausgezerrt und auf den Boden geworfen worden, die Schubladen ihres hübschen Mahagonisekretärs lagen mitten im Zimmer, und in dem alten Apothekerschränkchen, das sie als Schmuckkasten benutzte, klafften Löcher -, und sofort war die Trauer wieder da.
Aber sie würde sich nicht aus ihrem Zimmer, aus ihrem Zuhause vertreiben lassen. Also biss sie die Zähne zusammen und wuchtete die Matratze wieder an ihren Platz. Dann holte sie frische Bettwäsche und bezog das Bett neu. Sie hängte die Kleider, die aus dem Schrank gerissen worden waren, wieder auf, faltete die Wäsche und legte sie ordentlich zurück in die Kommode.
Es war schon nach drei, als sie endlich ins Bett kroch. Entgegen den Regeln, die sie aufgestellt hatte, klopfte sie einladend auf die Matratze, damit Henry sich neben ihr zusammenrollte.
Sie wollte das Licht ausschalten, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne und ließ es brennen. Es mochte feige sein, und wahrscheinlich bot es nicht den Hauch von mehr Sicherheit, aber das war ihr egal.
Sie war versichert, sagte sie sich. Alles konnte ersetzt werden.
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