Ein gefährliches Geschenk
Gefängnis entlässt. Im Gegenzug erwarte ich dafür von dir, dass du mich in Ruhe lässt.«
»Laine …«
»Halt einfach den Mund.« Sie rieb sich mit der Hand übers Gesicht und zeigte damit das erste Anzeichen von Müdigkeit. »Ich habe meine eigene Regel gebrochen und bei dir aus einem Impuls heraus gehandelt. Geschieht mir recht.«
Sie öffnete die Tür und lächelte Vince müde an. »Tut mir Leid, dass ich dir so viel Probleme mache. Ich möchte, dass du Max gehen lässt.«
»Und warum?«
»Es war ein dummes Missverständnis, Vince, und es ist größtenteils meine eigene Schuld. Max hat versucht, mich davon zu überzeugen, dass ich eine bessere Alarmanlage im Laden brauche, und ich habe ihm widersprochen. Wir haben uns deswegen ein bisschen gestritten, und er ist eingebrochen, um mir zu beweisen, dass er Recht hat.«
»Süße.« Vince tätschelte ihr mit seiner großen Hand die Wange. »Das ist doch Blödsinn.«
»Wenn du einen Bericht darüber schreiben musst, dann möchte ich, dass es genau so darin steht. Und lass ihn gehen. Es hat keinen Zweck, ihn anzuzeigen, er wird seine Lizenz als Privatdetektiv, seinen reichen Klienten und teure Anwälte auffahren, um uns abzuschmettern.«
»Ich muss aber wissen, worum es hier eigentlich geht, Laine.«
»Ja, ich weiß.« Das solide Fundament ihres neuen Lebens wankte. »Gib mir bitte ein wenig Zeit, damit ich über alles nachdenken kann. Ich bin im Moment so verdammt müde, ich kann nicht klar denken.«
»In Ordnung. Und egal, was du zu sagen hast, ich bin auf deiner Seite.«
»Das hoffe ich.«
Ohne Max noch einen weiteren Blick zuzuwerfen, ging sie hinaus.
Sie würde nicht zusammenbrechen. Sie hatte viel zu hart gearbeitet und war viel zu weit gekommen, um wegen eines gut aussehenden Mannes mit einem verträumten Südstaatenakzent zusammenzubrechen. Ein Charmeur, dachte Laine, während sie in ihrem Haus auf und ab tigerte.
Sie hätte es wirklich besser wissen müssen, schließlich war doch schon ihr Vater ein charmanter Verführer gewesen.
Typisch, dachte sie angewidert. Typisch, typisch und so peinlich vorhersagbar, dass sie genau auf den gleichen Typ hereingefallen war. Max Gannon mochte ja auf der legalen Seite lügen und betrügen, aber es kam auf das Gleiche hinaus.
Jetzt stand alles auf dem Spiel, für das sie gearbeitet hatte. Wenn sie Vince nicht alles erzählte, würde er ihr nie wieder vertrauen. Und wenn sie ihm alles erzählte … würde er ihr dann jemals wieder vertrauen können?
Ich stecke so oder so in der Falle, dachte sie.
Sie konnte zusammenpacken, weiterziehen und irgendwo anders neu anfangen. Das hatte Big Jack üblicherweise getan, wenn er Probleme bekam. Aber sie wollte nicht weglaufen. Das war ihr Zuhause, ihre Stadt, ihr Leben. Sie würde nicht aufgeben, nur weil so ein neugieriger Schnüffler aus der Großstadt alles kaputtgemacht hatte.
Und er hatte ihr das Herz gebrochen, gestand sie sich ein. Unter all der Wut und der Sorge lag tiefer Kummer. Sie hatte sich auf ihn eingelassen, war das große Risiko eingegangen und hatte sich ihm hingegeben.
Er hatte sie hintergangen, wie es in ihrem Leben immer alle Männer getan hatten, an denen ihr etwas lag.
Sie warf sich auf die Couch, was Henry dazu veranlasste, sie mit der Nase anzustupsen, weil er hoffte, sie würde ihn jetzt streicheln.
»Jetzt nicht, Henry. Jetzt nicht.«
Etwas in ihrem Tonfall brachte ihn dazu, beinahe mitfühlend zu winseln, bevor er sich auf dem Boden neben der Couch niederließ.
Ich habe meine Lektion gelernt, sagte sie sich. Von jetzt an war Henry der einzige Mann in ihrem Leben. Und sie sollte jetzt besser aufhören, in Selbstmitleid zu baden, und anfangen nachzudenken.
Sie starrte an die Decke.
Juwelen im Wert von achtundzwanzig Millionen? Lächerlich. Unmöglich. Lachhaft.
Der große, angeberische Jack und der süße, harmlose Willy zogen das Superding durch?
Millionen? Aus einem New Yorker Gebäude? Unmöglich, zumindest, wenn man die Fähigkeiten und den Hintergrund kannte.
Ließ man jedoch das Glaubhafte beiseite, befand man sich mitten im Fantastischen.
Wenn Max nun Recht hatte? Wenn das Fantastische wirklich geschehen war und er tatsächlich Recht hatte? Trotz all der Jahre, die vergangen waren, schoss ihr das Adrenalin durch den Körper.
Diamanten. Das sexieste Diebesgut. Millionen. Das perfekte Verbrechen. Der größte Job überhaupt. Wenn Jack. .
Nein, es konnte nicht stimmen.
Ihre unerschütterliche Zuneigung zu ihrem Vater gab
Weitere Kostenlose Bücher