Ein gefährliches Geschenk
anderer dort eingestiegen war. Und zwar jemand, der mir eins über den Kopf gegeben hat und dann bei der Polizei angerufen hat, um es mir anzulasten.«
Sie musterte den Verband um seinen Kopf, aber sonderlich besorgt wirkte ihr Blick nicht mehr. »Das erklärt aber nicht, was du mitten in der Nacht da zu suchen hattest.«
Nachdem ich dein Bett verlassen habe, dachte sie. Nachdem ich die Nacht bei dir verbracht habe.
»Ich kann alles erklären, aber ich muss unter vier Augen mit dir sprechen. Zehn Minuten. Gib mir zehn Minuten.«
»Das möchte ich gerne hören. Kann ich allein mit ihm sprechen, Vince?«
»Das würde ich dir nicht empfehlen.«
»Ich bin Privatdetektiv, und er weiß das.« Max wies mit der gefesselten Hand auf Vince.
»Ich bearbeite einen Fall für einen Klienten und verfolge eine Spur, aber mehr darf ich nicht sagen.«
»Dann vergeuden Sie nur unsere Zeit«, erwiderte Vince.
»Zehn Minuten, Laine.«
Ein Detektiv. Ein Fall. Ihr fiel sofort ihr Vater ein, und Verletzung, Wut und Resignation stiegen in ihr auf. »Ich würde gerne mit ihm sprechen, Vince. Es ist etwas Privates.«
»Das habe ich schon kapiert.« Vince stand auf. »Okay, aber nur dir zuliebe. Ich warte draußen vor der Tür. Achten Sie auf Ihre Worte«, fügte er an Max gewandt hinzu, »sonst fangen Sie sich noch ein paar Beulen mehr ein.«
Max wartete, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. »Deine Freunde beschützen dich äußerst effizient.«
»Wie viel von den zehn Minuten möchtest du mit irrelevanten Äußerungen vergeuden?«
»Könntest du dich bitte hinsetzen?«
»Könnte ich schon, aber ich will es nicht.« Sie trat an Vinces Kaffeemaschine. Sie musste ihre Hände beschäftigen, damit sie nicht aus einem Impuls heraus in Max’ Gesicht landeten. »Was spielst du für ein Spiel, Max?«
»Ich arbeite für die Reliance Versicherung, und eigentlich breche ich das Gesetz, wenn ich dir das erzähle, bevor ich es mit meinem Klienten abgesprochen habe.«
»Ach, tatsächlich? Aber darüber, dass du in meinen Laden einbrichst, nachdem du vorher mit mir geschlafen hast, machst du dir wohl keine Gedanken, oder?«
»Ich wusste nicht… ich habe nicht erwartet…« Oh, verdammte Scheiße, dachte er. »Ich kann mich bei dir entschuldigen, aber für dich würde es nichts ändern.«
»Da hast du Recht.« Sie trank einen Schluck Kaffee - bitter und schwarz. »Darin sind wir uns zumindest einig.«
»Du kannst stinksauer auf mich sein, wenn du willst.. «
»Ja, herzlichen Dank für die Erlaubnis.«
»Aber das musst du im Moment vergessen. Laine, du steckst in Schwierigkeiten.«
Sie zog die Augenbrauen hoch und starrte betont auf seine Handschellen. »Ich?«
»Wie viele Leute wissen, dass du Elaine O’Hara bist?«
Sie zuckte nicht mit der Wimper. Dass sie so gut schauspielern konnte, hatte er nicht erwartet.
»Du bist offensichtlich der Einzige. Ich habe mir meinen Namen nicht ausgesucht, sondern habe schon vor langer Zeit den Namen meines Stiefvaters angenommen. Und ich wüsste nicht, warum dich das etwas angeht.« Sie trank noch einen Schluck Kaffee.
»Warum fängst du nicht einfach bei dem Punkt an, wo du ungefähr eine Stunde, nachdem wir uns nackt auf deinem Bett gewälzt haben, festgenommen wurdest, weil du in meinen Laden eingebrochen bist?«
Er wirkte schuldbewusst, aber das befriedigte sie nicht. »Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.«
Nickend stellte sie die Kaffeetasse ab. »Wenn du solche Antworten gibst, brauchen wir die vereinbarten zehn Minuten nicht.«
»William Young starb vor deinem Laden«, sagte Max, als sie auf die Tür zuging. »Er starb laut Zeugenaussagen in deinen Armen. Du musst ihn doch erkannt haben.«
Ihre Fassade bröckelte ein wenig, und man sah die Trauer auf ihrem Gesicht. Aber sie hatte sich gleich wieder in der Gewalt. »Das klingt mehr nach einem Verhör als nach einer Erklärung. Ich habe kein Interesse daran, die Fragen eines Mannes zu beantworten, der mich angelogen und benutzt hat. Entweder erzählst du mir jetzt, was du hier tust und was du willst, oder ich hole Vince wieder ins Zimmer und erstatte Anzeige gegen dich.«
Ihm war absolut klar, dass sie davor nicht zurückschrecken würde. Sie würde ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, und er hätte seinen Job besser erst abgeschlossen, bevor er sich mit ihr einließ.
»Ich bin heute Nacht in deinen Laden eingebrochen, weil ich meinem Klienten beweisen wollte, dass du mit der Angelegenheit nichts zu tun hast.
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