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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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abreisen.” Erstaunt beobachtete Barton die skeptische Miene seines Freundes. “Was in den letzten Wochen geschehen ist, weißt du. Verstehst du meine Sorge nicht?”
    “Nur zu gut. Hast du eigentlich schon einmal daran gedacht, dass die Anschläge vielleicht gar nicht dir gelten, sondern Abbie?” Ehe Barton diese Möglichkeit verwerfen konnte, fügte Giles hinzu: “Vergiss nicht – sie war in deiner Nähe, als der Stein von der Mauer fiel und die Brücke einstürzte. Außerdem saß sie auf deiner Karriole, als sie das Rad verlor.”
    Eine Zeit lang schwieg Barton, dann schüttelte er den Kopf. “Nein, unvorstellbar! Niemand würde einer unschuldigen jungen Frau so etwas antun.”
    Erst am folgenden Tag sah er sich gezwungen, die Theorie seines Freundes ernst zu nehmen.

12. KAPITEL
    A ls Abbie am nächsten Vormittag zum Stall ging, sah sie ihren normalerweise so arbeitsamen Reitknecht auf einer Bank im Hof sitzen und an einem Weidenzweig schnitzen. Keineswegs verlegen, dass er beim Müßiggang ertappt wurde, stand er auf. “Kann ich Ihnen helfen, Miss Abbie?”
    “Eigentlich hätte ich nicht erwartet, Sie hier anzutreffen, Josh.” Sie reichte ihm eine Decke und einen kleinen Picknickkorb. Den hatte die Köchin ihr gepackt, falls Abigail die Zeit vergessen und den Lunch versäumen würde. “Ich nahm an, Sie würden Miss Cavanagh und Mr. Fergusson auf ihrem Morgenritt begleiten.”
    “Nein, das hat Mr. Hackman übernommen, weil Mrs. Cavanagh in Lady Penroses Kutsche mitgefahren ist und seine Dienste nicht braucht.”
    Die Damen hatten Abbie eingeladen, sich ihnen anzuschließen und einige Nachbarn zu besuchen. Doch sie wollte unbedingt noch ein paar Skizzen von Cavanagh Court und dem Garten anfertigen, zur Erinnerung an die Wochen, die sie hier verbracht hatte. Kitty und Giles hatten sie aufgefordert, mit ihnen auszureiten, aber Abbie war sich sicher, dass die beiden lieber allein wären, da Giles im Lauf des Tages nach Somerset zurückkehren würde.
    Während sie an Joshs Seite zu einer Gruppe stattlicher Ulmen wanderte, sorgte sie sich erneut um seine Zukunft.
    Lady Penrose hatte ihr erzählt, inzwischen sei ihr junger Stallbursche Jem genesen und imstande, seine Pflichten wieder zu erfüllen. Deshalb müsse sie Josh entlassen. Da es Barton widerstrebte, einen Fremden einzustellen – was man ihm unter den derzeitigen Umständen nicht verübeln durfte –, hatte Abbie ihn nicht mehr gebeten, er möge ihren Reitknecht weiterbeschäftigen.
    Und dass Josh auf Cavanagh Court so glücklich und zufrieden wirkte, machte ihr die Sache nicht leichter. Da die Zeit jedoch knapp wurde, musste sie das Thema anschneiden. “Mittlerweile ist Jem gesund. Wussten Sie das, Josh?”
    “Aye, Miss, der Reitknecht Ihrer Ladyschaft, Mr. Jenkins, hat’s erwähnt.”
    Josh war kein Einfaltspinsel, und daher staunte Abbie über seine Gleichmut. “Was das bedeutet, ist Ihnen sicher klar. Lady Penrose wird Ihnen kündigen.”
    “Damit habe ich gerechnet.”
    “Beunruhigt Sie das nicht?” Abbie schaute ihn forschend an, bevor sie die Decke im Gras ausbreitete. “Was haben Sie vor? Werden Sie hier in der Gegend Arbeit suchen? Oder kehren Sie am Freitag mit Lady Penrose und mir nach Bath zurück?”
    Lässig hob er die muskulösen Schultern. “Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Irgendwas wird sich schon ergeben. So wie immer.”
    Was sollte sie von seiner Sorglosigkeit halten? Jedenfalls würde sie nur ihren Atem verschwenden, wenn sie ihn zu einer Entscheidung drängte. Sie setzte sich auf die Decke und begann ihre Lieblingsansicht von Cavanagh Court zu zeichnen. Hinter ihr ließ Josh sich nieder. Nur zu gern ging er auf ihr Angebot ein, in den Picknickkorb zu greifen.
    Die hochgewachsene Gestalt, die sich aus der Richtung des Teichs näherte, sah Abbie nicht. Ebenso wenig bemerkte sie, dass Josh vorsichtig aufstand und nach einem dicken Ast griff, der neben der Decke auf dem Boden lag. Ein plötzlicher warnender Schrei aus einiger Entfernung traf sie ebenso unvorbereitet wie der zischende Luftzug an ihrer Schulter, als der Ast herabsauste und die Finger ihrer ausgestreckten linken Hand nur um Haaresbreite verfehlte.
    Ehe sie begriff, was es mit dem verblüffenden Verhalten ihres Reitknechts auf sich hatte, war Barton bereits auf ihn zugestürzt und verpasste ihm einen krachenden Fausthieb.
    “Lassen Sie ihn!” Abbie sprang auf, zerrte an Bartons Ärmel und verhinderte einen zweiten kraftvollen Schlag auf

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