Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
Vom Netzwerk:
verstehe ich. Und ich weiß auch, wie gut du dein Erbe verwalten wirst. Bedauerlicherweise bringt eine solche Position einen schwerwiegenden Nachteil mit sich”, fuhr Barton leichthin fort, um die melancholische Atmosphäre etwas aufzulockern. “Man wird sofort auf den Heiratsmarkt geworfen.”
    Mit dieser eleganten Kehrtwendung hatte er Erfolg, denn Giles verdrehte grinsend die Augen. “Keine Bange, mittlerweile habe ich von dir gelernt, wie man all die zudringlichen jungen Damen auf Abstand hält.”
    “Wirklich alle?”, fragte Barton in sanftem Ton. “Oder gibt es da eine, mit der du deine Zukunft gern teilen würdest?”
    Verwirrt zuckte Giles zusammen, machte jedoch keinen Versuch zu leugnen. “Wie, zum Teufel, bist du darauf gekommen? Nicht einmal meine Mutter hat es erraten.”
    “Vor mir konntest du deine Gefühle verbergen. Es brauchte eine scharfsinnigere Person, um mich aufzuklären. Seither beobachte ich dich, wann immer du meiner Schwester begegnest, und ich musste meiner reizenden Informantin recht geben.”
    “Ah, natürlich Abbie.” In Giles’ Augen erschien ein Hoffnungsschimmer. “Glaubst du, Kitty hat ihr erzählt … wie sie zu mir steht?”
    “Nach Abbies Ansicht ist meine Schwester sich über das, was sie für dich empfindet, gar nicht im Klaren. Doch mir ist es nicht entgangen, dass sie dich heute Abend beim Dinner an ihrer Seite platziert hat.”
    Giles’ Lächeln erlosch. “Nun ja, sie mag mich. Aber ich bin zu alt für sie.”
    “Das dachte ich anfangs auch”, gab Barton zu. “Bis Abbie mir erzählte, dass Kitty ältere Männer bevorzugt – vor allem dich. Indes ist sie tatsächlich noch sehr jung, und sie soll Gelegenheit erhalten, andere Gentlemen kennenzulernen. Wenn nach ihrem Aufenthalt in Brighton und ihrer Saison in London keiner ihr Herz erobert hat, werde ich dir erlauben, um sie zu werben.”
    “Danke …” Giles’ Wangen röteten sich, und plötzlich wirkte er viel jünger, als es seinen dreißig Jahren entsprach. “Mehr kann ich nicht von dir erwarten. Oder vielleicht sollte ich Miss Graham danken, weil sie so aufmerksam war und erkannt hat, was mir deine Schwester bedeutet.” Nachdenklich nippte er an seinem Brandy. “Seltsam – warum ist sie nicht genauso scharfsichtig, was
deine
Gefühle betrifft?”
    Falls er mit einem wehmütigen Lächeln gerechnet hatte, wurde er enttäuscht. Nach längerem eisigen Schweigen leerte Barton sein Glas und stand auf, um es ein weiteres Mal zu füllen.
    “Tut mir leid, mein Freund”, entschuldigte sich Giles, “ich wollte dich nicht mit meiner Neugier belästigen.”
    “Keine Ahnung, ob sie irgendwas gemerkt hat …” Barton setzte sich wieder. “Offen gestanden, ich bin zu feige, um ihr meine Liebe zu erklären. Womöglich würde sie meinen Heiratsantrag erneut ablehnen.”
    “Sagtest du nicht, ihr wärt vor sechs Jahren nicht bereit für eine Ehe gewesen?”
    “Damals bat ich sie nur um ihre Hand, weil es der Wunsch meines Patenonkels war. Und um ehrlich zu sein – ich fühlte mich sogar erleichtert, als sie nicht meine Frau werden wollte. Wenigstens Abbie erkannte, dass wir zu jung waren.”
    “Sonst steckte nichts dahinter?”
    “Oh doch – viel mehr”, bestätigte Barton und schilderte, was bei seinem letzten verhängnisvollen Besuch auf dem Landsitz seines Patenonkels geschehen war.
    “Mein Gott!”, murmelte Giles.
    “Genau das dachte ich auch, nachdem Abbie mir endlich den Grund ihrer Abneigung gegen mich erklärt hatte. Schlimmer hätte ich sie gar nicht beleidigen können – um sie anzuhalten, nachdem ich kurz zuvor den Verführungskünsten einer anderen Frau erlegen war … Kein Wunder, dass sie nichts von mir wissen wollte!”
    “Aber inzwischen wird sie sicher wissen, dass jene Affäre belanglos war – der Übermut eines jungen Mannes, der sich die Hörner abstößt.”
    “Ja, vielleicht …” Gedankenverloren starrte Barton vor sich hin. “Zumindest hält sie mich jetzt für einen Freund. Und damit sollte ich mich begnügen.”
    “Oh nein, auf keinen Fall!”, protestierte Giles. “Sag ihr, was sie dir bedeutet! Sonst wirst du dein Schweigen für alle Zeiten bereuen.”
    “Gewiss – wenn ich noch länger zögere, mit ihr zu reden, laufe ich Gefahr, sie an einen anderen zu verlieren. Gleichwohl muss ich es riskieren. Im Augenblick darf ich ihr nicht zu nahe treten. Erst recht nicht hier, unter den gegebenen Umständen. Da ich sie keinesfalls in Gefahr bringen will, muss sie

Weitere Kostenlose Bücher