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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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ausgezeichnet”, bemerkte er und erwiderte Abbies Lächeln. “Sicher kann er bald arbeiten, um sich für Kost und Logis zu revanchieren.”
    Lachend verdrehte sie die Augen. “Was zweifellos bedeutet, dass er hauptsächlich dem Müßiggang frönen wird …” Plötzlich wurde sie ernst. “Oh Barton, ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt. An jenem Tag haben Sie Ihr Leben aufs Spiels gesetzt, um meines zu retten.”
    “Und Sie haben mich vor dem sicheren Tod bewahrt, Sie leichtsinniges, dummes Mädchen.”
    Gewiss hatte er einen sanften Tadel aussprechen wollen. Aber in Abbies Ohren klangen seine Worte wie eine Liebkosung. “Allzu lange müssen Sie meine Dummheit nicht mehr ertragen”, konterte sie, um einen beiläufigen Ton bemüht. Doch sie konnte nicht ignorieren, wie schmerzhaft eng es ihr in der Kehle wurde. “Hat Großvater schon erwähnt, dass wir am Freitag abreisen werden?”
    “Bleib hier!”, sagte er nach einem scheinbar endlosen Moment des Schweigens.
    Nicht die Aufforderung als solche bewog Abbie, neben Barton sitzen zu bleiben, obwohl sie im Begriff gewesen war aufzustehen. Nein – es waren die tiefen Gefühle, die in seiner Stimme mitschwangen. “Warum …? Wollten Sie – wolltest du mir etwas sagen?”
    “Bleib hier”, wiederholte er und starrte einen Punkt zwischen seinen Stiefeln an. “Wenn du mich alleinlässt, bin ich dazu verurteilt, ein reizbarer alter Mann zu werden. Ich brauche dich – damit du mich aufheiterst, wenn ich schlecht gelaunt bin, oder zurechtweist, falls du mein Benehmen wieder einmal zu arrogant findest.”
    Noch deutlicher hätte er ihr seine Liebe nicht erklären können. Durch einen Tränenschleier hindurch sah sie, wie er aufsprang. Doch sie konnte nicht sprechen, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war.
    “Sei versichert, ich verstehe deine Skepsis”, fügte er hinzu. “Ich weiß, wie sehr ich dich vor sechs Jahren gekränkt habe …”
    Um ihn zu unterbrechen, erhob sie sich und legte einen Finger auf seine Lippen. “Wage es bloß nicht, dich dafür zu entschuldigen, dass du ein Mann bist, Barton Cavanagh!”, brachte sie erstickt hervor. “Ich wünsche mir keinen Ausbund an Tugend – sondern dich.”
    Erst las sie ungläubiges Staunen in seinem Blick, dann ein heißes Glücksgefühl, bevor er sich herabneigte und sie küsste, zärtlich und mit wachsender Leidenschaft. “Nie wieder werde ich dir Kummer bereiten, meine Liebste”, beteuerte er, als sie sich in seine Arme schmiegte.
    “Müsste ich befürchten, du könntest mir nicht die Treue halten, würde ich deinen Heiratsantrag auch diesmal ablehnen. Und solltest du irgendwann einer Versuchung erliegen, würdest du es bitter bereuen …”
    Mit einem weiteren Kuss brachte er sie zum Schweigen, ohne die beiden Personen zu bemerken, die sie vom Fenster der Bibliothek aus beobachteten.
    “Mein Gott, was geht da draußen vor?”, rief der Colonel.
    Ungeduldig verdrehte Lady Penrose die Augen. “Eine Verlobung, wenn mich nicht alles täuscht. Und zwar ohne Ihre Hilfe, Sir.”
    “Mein Gott!”, wiederholte er. “Also, das wäre endlich einmal eine erfreuliche Wende. Nicht, dass ich jemals bezweifelt hätte, die zwei würden großartig zueinander passen …”
    “In der Tat, Colonel, Sie dürfen zu Recht behaupten, Sie hätten es von Anfang an gewusst. Diese Genugtuung gönne ich Ihnen. Allerdings haben Sie den Fehler begangen, sich einzubilden,
Sie
müssten die Zukunft der beiden bestimmen. Nun, angesichts der wunderbaren Ereignisse denke ich, man sollte Ihnen verzeihen.”
    “Wie bitte? Verzeihen?” Irritiert hob der Colonel die Brauen. Ehe er indes eine Erklärung verlangen konnte, schlug Ihre Ladyschaft vor, eine Flasche Champagner aus dem Keller holen zu lassen und auf das Glück des jungen Paares zu trinken, wenn es ins Haus kam.
    “Natürlich darf ich meine Pflichten als Anstandsdame meiner Patentochter nicht zu lange vernachlässigen”, betonte sie und sank in einen bequemen Sessel. “Aber ich glaube, bis die beiden kommen, können wir uns schon mal ein Gläschen genehmigen. Was halten Sie davon, Colonel?”
    “Bei Jupiter, eine ausgezeichnete Idee, Ma’am! Portwein, nicht wahr?”
    Anerkennend lächelte sie ihm zu. “Ich muss sagen, Colonel Graham, ich fange an, Sie ausgesprochen sympathisch zu finden.”
    – ENDE –

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