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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Schluck Portwein. “Sagen Sie mir eins, Barton …” Nun stand sie auf und schaute ihm direkt in die Augen. “Haben Sie Ihr Porträt gesehen, das Abbie gemalt hat?”
    Erstaunt über den plötzlichen Themenwechsel, schüttelte er den Kopf.
    “Das dachte ich mir”, verkündete sie selbstzufrieden. “Nun, falls Sie einen stichhaltigen Beweis brauchen, bevor Sie Ihren Entschluss fassen, sollten Sie mir folgen. Und Sie ebenfalls, Colonel”, fügte sie hinzu und bedachte den alten Mann mit einem Blick, der jeden Widerspruch im Keim erstickte.
    Majestätisch rauschte sie aus der Bibliothek und die Treppe hinauf in Abbies provisorisches Atelier, gefolgt von den beiden Gentlemen. Sie hatte die Staffelei so aufgestellt, dass man das Gemälde sah, sobald man das Zimmer betrat.
    Wie vom Donner gerührt blieb Barton davor stehen. Auch der Colonel zeigte sich überrascht. “Ein Meisterwerk”, konstatierte er, nachdem er das Bildnis eingehend betrachtet hatte. “Ihr bemerkenswertes Talent hat Abbie von ihrer Großmutter geerbt”, betonte er voller Stolz.
    “Ausnahmsweise sind wir einer Meinung, Colonel”, erwiderte Lady Penrose zufrieden. “Sie hat jenes gewisse Etwas in Bartons Zügen großartig eingefangen, nicht wahr? Diese Zärtlichkeit im Blick, den weichen Zug um den Mund … Allzu schwer dürfte es ihr nicht gefallen sein – oft genug hat sie diesen Gesichtsausdruck studieren können, der für sie allein reserviert war.” Lächelnd beobachtete sie, wie ihr Gastgeber mühsam schluckte. “Wenn ich mir eine belanglose Kritik erlauben darf, unsere Abbie hat dem Gentleman, den sie gemalt hat, ein bisschen geschmeichelt. In Wirklichkeit sieht er nicht ganz so gut aus. Doch das muss man ihr zugestehen, weil sie ihn mit den Augen der Liebe betrachtet.”
    Zunächst fürchtete Lady Penrose, sie hätte Barton nicht überzeugt. Und dann wusste sie nicht, wie ihr geschah, denn plötzlich hob er sie hoch, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und stellte sie wieder auf die Füße.
    “Verzeihen Sie, wenn ich Sie allein lasse”, bat er auf halbem Weg zur Tür. “Ich habe etwas zu erledigen. Und es ist wirklich sehr dringend.”
    “Gehen Sie nur, mein lieber Junge!”, rief sie ihm nach. “Der Colonel und ich werden unser Bestes tun, um miteinander zurechtzukommen, bis Sie zurückkehren.”
    Das Einvernehmen der beiden war Barton im Augenblick herzlich gleichgültig, denn in seinem Innern meldete sich bereits eine warnende Stimme, die ihn zur Vorsicht mahnte und die alten Zweifel wiedererweckte. Abbie hatte ihm ihre Liebe geschenkt, das stand eindeutig fest. Aber bedeutete das auch, dass sie ihn diesmal nicht abwies, wenn er um ihre Hand anhielt?
    Zu ihren vielen einzigartigen Vorzügen gehörten ihr Augenmaß und ihre Besonnenheit. Niemals würde sie sich von Gefühlen hinreißen lassen, sondern gründlich nachdenken, bevor sie eine Entscheidung fällte, die ihre Zukunft betraf. Womöglich hegte sie nach wie vor Bedenken und würde seinen Heiratsantrag ein zweites Mal ablehnen. Und dann für immer aus seinem Leben verschwinden …
    Als er sie im Garten sitzen sah, die schönen Gesichtszüge friedlich entspannt, fasste er Mut, konnte seine Sorge indes nicht vollends verdrängen.
    Dann entdeckte sie ihn und runzelte die Stirn. “Kommen Sie, um mit mir zu schimpfen, weil ich mich schon viel zu lange hier draußen aufhalte? Ich wollte mich mit Ihrer neuesten Errungenschaft anfreunden.” Er setzte sich zu ihr, und sie fuhr lächelnd fort: “Noch länger werden Sie mich nicht täuschen, Barton Cavanagh, denn nun weiß ich endgültig, welch weiches Herz sich hinter Ihrer schroffen Fassade verbirgt. Die meisten Gentlemen hätten dieses bedauernswerte Geschöpf dem Rossschlächter übergeben. Und ich muss gestehen – der arme, abgemagerte Klepper, dem ich vor einem Monat begegnet bin, ist nicht wiederzuerkennen. Wie ein verspieltes Fohlen springt er in der Koppel umher.”
    Das Lob für diese gute Tat durfte er eigentlich nicht für sich beanspruchen. Dem Pferd, das vor den alten Karren gespannt gewesen war, hatte er kaum Beachtung geschenkt und nur ein einziges Ziel verfolgt – die schwer verletzte geliebte Frau dem Doktor anzuvertrauen.
    Zum Glück war Josh nicht so nachlässig gewesen und hatte sich der misshandelten Kreatur angenommen. Inzwischen wirkte das Tier kerngesund und kräftig, und Barton konnte sich immerhin zugutehalten, dass er ihm Obdach gewährte.
    “Wie ich sehe, geht es dem Wallach ganz

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