Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
Weg ist, in dem Bemühen, Ihrem Wunsch nach einer Beschreibung der echten Gefühle während meines damaligen Aufenthaltes dort zu entsprechen. Ich bin überzeugt, daß diese Verbindung von Fakten und Gefühlen die Brauchbarkeit weder des einen noch des anderen wesentlich beeinträchtigt, wenn Sie die Ergebnisse im Laufe Ihrer Forschungsarbeit auswerten, doch für den Fall, daß es wider Erwarten so sein sollte, oder falls Sie noch weitere Fragen über die Erde zu jener Zeit haben sollten, die ich Ihrer Meinung nach beantworten kann, so zögern Sie bitte nicht, sich an mich zu wenden; ich bin nur allzugern bereit, mit allem mir zu Gebote stehenden Licht zur Erhellung dieses Ortes beizutragen, der in jedem, der einmal dort war, tiefste und – wie ich vermute – unvergängliche Eindrücke hinterlassen muß.
     
    Das folgende ist also alles, an das ich und meine Datenbank uns erinnern können. Die Gespräche mußte ich in der Regel rekonstruieren; ich habe damals noch keine lückenlosen Aufzeichnungen gemacht, da es eine untergeordnete Regel der (offen gesagt, umständlichen und exzentrischen) Schiffsetikette war, das Leben an Bord nicht zu ›überobservieren‹ (so der Originalwortlaut). Einige Dialoge, die zum überwiegenden Teil auf dem Planeten stattgefunden haben, sind jedoch aufgezeichnet, und ich habe solche Passagen in spitze Klammern gesetzt. Sie wurden bis zu einem gewissen Grad einer zweckdienlichen Säuberung unterzogen – durch Streichung der üblichen ›Ähms‹ und ›Ähs‹ und so weiter –, doch die Originalaufzeichnungen meines Speichers sind Ihnen jederzeit ohne besondere Genehmigungsformalitäten zugänglich, falls Sie das Gefühl haben, daß Sie sie brauchen könnten. Um der Straffung willen habe ich alle Namen auf einen oder zwei Bestandteile gekürzt und mir alle Mühe gegeben, sie ins Englische zu transkribieren. Alle Uhrzeiten und Daten sind erd-relative Ortszeiten (nach dem Christlichen Kalender).
     
    Übrigens war ich überaus angetan von Ihrem Bericht über die Willkür und ihre Eskapaden während der vergangenen paar Jahrzehnte; ich muß gestehen, ich habe seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr zu ihr, und es löste bei mir ziemlich nostalgische Gefühle aus, wieder einmal etwas über diese eigensinnige Maschine zu hören.
     
    Aber zurück zur Erde und zurück zu all jenen vergangenen Jahren; übrigens hat mein Englisch während des letzten Jahrhunderts aufgrund der Vernachlässigung erheblich gelitten; die Drohne übersetzt diesen Text, und alle Fehler sind zwangsläufig ihr anzulasten.
     
    Diziet Sma

 
2: Selber fremd hier
     
     
    2.1: Ich war ganz in der Nähe
     
    Etwa im Frühling des Jahres 1977 n. Chr. war die Allgemeine Kontakt-Einheit Willkür fast sechs Monate lang über dem Planeten Erde stationiert. Das Schiff, das der Schanz-Klasse, mittlere Kategorie, angehört, war während des vorangegangenen Novembers angekommen, nachdem es während einer angeblich zufälligen Suchaktion die Ränder des weitreichenden elektromagnetischen Strahlenfeldes des Planeten überwunden hatte. Wie zufällig das Suchmuster in Wirklichkeit war, weiß ich nicht; es ist durchaus möglich, daß das Schiff über Informationen verfügte, die es uns verheimlichte, vielleicht irgendeinen Gerüchteschnipsel, aus einem längst unglaubhaft gewordenen Archiv in der Erinnerung haften geblieben, mehrfach übersetzt und zurückübertragen, ungenau und verschwommen nach all der Zeit der Bewegung und Veränderung; möglicherweise lediglich die Erwähnung, daß es dort eine intelligente menschenähnliche Spezies gegeben habe oder zumindest die Ansätze zu einer solchen oder die Möglichkeit einer solchen… Man könnte am einfachsten das Schiff selbst danach fragen, aber ob man eine Antwort bekäme, wäre eine andere Sache (man weiß ja, wie die AKE so sind).
    Jedenfalls, wir befanden uns also über einem fast klassischen Intelligenzstadium Drei von solcher Vollkommenheit, daß es direkt einem Lehrbuch hätte entnommen sein können, zumindest einer Fußnote, wenn nicht einem Hauptkapitel. Ich glaube, alle – einschließlich des Schiffes – waren entzückt. Wir alle wußten, daß die Gelegenheiten, über etwas wie die Erde zu stolpern, sehr dünn gesät waren, selbst wenn man an den wahrscheinlichsten Stellen danach suchte (was wir gar nicht getan hatten, jedenfalls nicht offiziell), und doch brauchten wir nichts anderes zu tun, als den nächsten Bildschirm oder unser eigenes Terminal einzuschalten und sie

Weitere Kostenlose Bücher