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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aber in Wirklichkeit nimmt sie nur von uns, greift in die Persönlichkeitsstruktur aller ein, die ihr angehören, nimmt ihnen jede Wahlmöglichkeit, ihr Potential, vollkommen gut oder auch nur ein bißchen schlecht zu sein. Aber Gott, der in uns allen ist – ja, auch in dir, Diziet, vielleicht sogar im Schiff, wenn ich mich nicht irre –, Gott, der alles sieht und alles weiß, der Allmächtige, Allwissende, auf eine Weise, wie es kein Schiff, kein bloßes Gehirn jemals sein kann, unendlich wissend, dieser Gott läßt uns gewähren, die armen, leidvollen, fehlbaren Menschen – im weitesten Sinne –, läßt sogar uns gewähren, die, die…«
    Es war dunkel in der Gasse, aber ich hätte sie trotzdem sehen müssen. Ich hörte Linter nicht einmal richtig zu, ich ließ ihn einfach weiterpredigen, ohne mich auf seine Worte zu konzentrieren. Deshalb hätte ich sie eigentlich sehen müssen, aber ich sah sie erst, als es zu spät war.
    Sie tauchten hinter uns auf, stießen einen Mülleimer um, schrien, rempelten uns an. Linter ließ meinen Ellbogen los, drehte sich blitzschnell um und sagte – er schrie nicht – etwas, das ich nicht verstand. Eine Gestalt huschte halbgeduckt zu mir. Irgendwie wußte ich, ohne es zu sehen, daß mich ein Messer bedrohte.
    Das Ganze verlief in unglaublicher Klarheit, Gemessenheit. Ich nehme an, irgendein Sekret hatte in dem Moment die Herrschaft übernommen, als mein Mittelhirn erkannte, was geschah. Die Gasse erschien mir auf einmal sehr hell, und alle anderen bewegten sich langsam und geradlinig, wie an Laserstrahlen oder Fadenkreuzen entlang, und warfen beladene Schatten vor sich, entlang dieser Linien und in die Richtung, in die sie sich bewegten.
    Ich trat zur Seite und ließ den Jungen und das Messer an mir vorbeiziehen. Ich stellte den rechten Fuß vor, packte sein Handgelenk und drückte es, und er mußte das Messer loslassen. Er stolperte und stürzte. Ich hatte das Messer in der Hand und warf es weit in die Gasse hinein, bevor ich mich zu Linter umdrehte.
    Zwei der Jungen hielten ihn am Boden fest, wo er zappelte und strampelte. Ich hörte, wie er einmal aufschrie, als ich auf sie zuging, doch ansonsten erinnere ich mich an keinen Laut. Ob es wirklich so leise war, wie ich es in Erinnerung habe, oder ob ich mich einfach nur auf die Sinneswahrnehmungen konzentrierte, die mir die meisten Informationen einbrachten, weiß ich nicht. Ich bekam einen von ihnen an den Füßen zu fassen, zog ihn aus dem Gewühle und dann hoch und ließ sein Gesicht gegen einen meiner Stiefel krachen, den ich ihm entgegengestreckt hatte. Ich warf ihn aus dem Weg. Der andere war bereits aufgestanden. Ich hatte den Eindruck, als ob Striche am Rand meines Sichtfeldes hochhüpften und blinkten und mich darüber nachdenken ließen, wie lange der andere wohl brauchen mochte, um wieder auf die Beine zu kommen und womöglich sein Messer zu holen. Mir wurde klar, daß ich mich irgendwie anders verhielt, als man sich in solchen Fällen für gewöhnlich verhält. Der Mann vor mir machte einen Satz auf mich zu. Ich trat ihm aus dem Weg und drehte mich wieder um. Ich schlug ihm auf den Kopf, während ich zu dem ersten zurückblickte, der bereits auf den Beinen war und sich näherte, jedoch neben dem, den ich als zweiten niedergeschlagen hatte, zögerte; dieser taumelte gegen eine Wand und hielt sich das Gesicht, wo sich dunkles Blut auf blasser Haut zeigte.
    Sie rannten zusammen los, wie von der Tarantel gestochen.
    Linter schwankte, versuchte, ins Gleichgewicht zu kommen. Ich fing ihn auf, und er klammert sich an mich, hielt meinen Arm mit festem Griff und atmete keuchend. Er stolperte und sackte zusammen, als wir das rote und weiße Licht vor dem kleinen Restaurant erreichten. Ein Mann, der sich eine Serviette in den Ausschnitt seiner Weste gesteckt hatte, öffnete die Tür und musterte uns.
    Linter stürzte auf der Schwelle. Erst in diesem Moment fiel mir das Terminal ein, und ich merkte, daß Linter sich oben an meinen Mantel krallte, wo die Terminal-Brosche steckte. Der Geruch nach Essen drang durch die geöffnete Tür heraus. Der Mann mit der Serviette blickte aufmerksam die Gasse auf und ab. Ich versuchte, Linters Finger zu lösen.
    »Nein«, sagte er. »Nein.«
    »Dervley, laß los. Laß mich das Schiff rufen.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Lippen waren blutig. Ein großer dunkler Fleck breitete sich auf dem ockerfarbenen Mantel aus. »Laß mich

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