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Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Titel: Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Clive und gab dem Besucher die Hand. „Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Martineux."
    Philippe Martineux setzte sich in den für Besucher reservierten Armlehnstuhl. Er legte den Hut, den er bisher in der Hand gehalten hatte, auf den Schoß und blickte mit besorgtem Gesichtsausdruck in Clives Augen.
    „Sie wissen, was sich ereignet hat?" fragte Clive, der sich in seinem Drehsessel niederließ.
    „Ja, ungefähr."
    „Sie wissen auch, warum wir gezwungen waren, Ihren Sohn zu verhaften?"
    „Ja."
    „Was Sagen Sie dazu?"
    „Ich bin davon überzeugt, daß sich alles sehr rasch als ein schreckliches Mißverständnis aufklären wird."
    „Durchaus möglich, aber im Moment sieht es keineswegs so aus."
    „Ich habe mir erlaubt, meinen Anwalt aus New York mitzubringen. Fred Sheppard — ich denke, Sie haben schon von ihm gehört."
    Clive nickte leicht. Sheppard war ein bekannter Anwalt, das stimmte. Er galt als ungemein geschickt, allerdings war sein Ruf umstritten, da er sich zu oft um die Verteidigung von Gewohnheitsverbrechern bemüht hatte, deren Schuld außer Frage stand. Die meisten von ihnen hatte er vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren vermocht. Es gab viele Leute, die ihm deshalb vorwarfen, sein Talent zu mißbrauchen, indem er die falschen Leute verteidige. Aber das war ein Vorwurf, dem sich selbst der beste Verteidiger zuweilen aussetzt, und man konnte daraus keine negativen Rückschlüsse auf die von Martineux getroffene Wahl ziehen — ausgenommen die eine, daß er unter allen Umständen entschlossen schien, seinen Sohn aus den Klauen der Justiz zu befreien. Und das konnte man ihm als Vater schwerlich verdenken.
    „Sie haben schon mit Ihrer Tochter gesprochen?" erkundigte sich Clive.
    „Nein, aber ich werde sie sofort nach unserer Unterredung besuchen."
    „Das Mädchen hatte Glück, um ein Haar wäre sie getötet worden", sagte Clive und musterte den Besucher mit offenen, sehr aufmerksamen Blicken.
    Philippe Martineux war ein gut aussehender Mann von aristokratischem Äußeren. Sein hager-vornehmes Gesicht mit der schmalen Nase und dem energischen Kinn, den buschigen Augenbrauen und der hohen Stirn bestach durch die Klarheit der Linien. Trotzdem ging von Philippe Martineux irgend etwas aus, das Clive frösteln ließ. Vielleicht war es die Kühle, die leichte Arroganz, die auch bei Angelique zuweilen sichtbar wurde, vielleicht aber auch etwas anderes, das sich nicht konkret fassen ließ. Naja, dachte Clive. Er ist eben Jurist, ein Geldmakler — ein Mann, der sich dazu erzogen haben dürfte, seine Gefühle stets unter Kontrolle zu halten. Der besorgte Gesichtsausdruck, den er eben noch gezeigt hatte, war völlig verschwunden.
    „Ich hoffe, es gelingt Ihnen, den Täter zu finden", sagte Martineux. „Ich setze eine Belohnung von dreitausend Dollar für denjenigen aus, dem es gelingt, den Schützen zu fassen."
    „Halten Sie es für möglich, daß Ihre Kinder irgend jemand zu decken versuchen?" fragte Clive.
    Martineux hob die buschigen Augenbrauen. „Decken? Wen sollten sie decken?"
    „Den Täter."
    „Aber das wäre doch völlig unsinnig!"
    Clive nickte. „Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, daß es so sein könnte."
    „Weder Raoul noch Angelique haben vor mir irgendwelche Geheimnisse; wenn sie etwas wissen, worüber sie bisher nicht zu sprechen wagten, so werde ich das herausfinden", meinte Philippe Martineux.
    „Kennen Sie einen Mr. Reith?"
    „Hugh Reith von der Central Bank?"
    „Nein, Don Reith aus Cicinatti — er wurde heute nacht, vermutlich in den frühen Morgenstunden ermordet."
    „Don Reith? Nie gehört!" sagte Martineux. „Warum erzählen Sie mir das mit dem Mord? Halten Sie es für möglich, daß die gleichen Täter...“
    „Nein", unterbrach Clive. „Die Dinge liegen anders. Gestern abend versuchte dieser Don Reith Ihre Tochter zu vergiften; er schmuggelte sich zu diesem Zweck als Doktor Allan in das Krankenzimmer ein. Zum Glück konnte die Aufmerksamkeit unseres Beamten verhüten, daß der Plan von Reith gelang."
    „Das ist ja entsetzlich!" flüsterte Martineux. „Und jetzt ist dieser Reith tot?"
    „Jawohl", bestätigte Clive.
    „Und Sie glauben. . .?" Martineux unterbrach sich und schwieg.
    „Nun?" fragte Clive.
    „Ach, nichts."
    „Sprechen Sie sich ruhig aus."
    „Bei mir verwirrt sich alles", sagte Martineux. „Ich komme da einfach nicht mehr mit. Daß man auf meine Tochter geschossen hat, glaubte ich bisher als ein Versehen abtun zu können — aber wenn es stimmt, daß

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