Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
gelungen sein könnte, ungesehen aus dem Hospital zu entweichen und ebenso ungesehen wieder dorthin zurückzukehren."
„Und die Bombe?" fragte Cardon. „Glauben Sie, daß Gloria so etwas in ihrer Handtasche spazieren trägt?"
„Das kann man nicht wissen. Die Beantwortung dieser Frage hängt ab von der Überlegung, was sie hier in Miami Beach vorzufinden erwartete."
„Da ist noch ein Punkt, Leutnant", sagte Cardon. „Wie soll die Bombe in den Spülkasten gekommen sein? Dave war fast immer im Zimmer. Wir haben gepokert — einige seiner Leute, er und ich. Hin und wieder haben wir das Klosett benutzt, ohne daß etwas passierte. Die Bombe muß also erst nach dem Pokerspiel in dem Wasserkasten untergebracht worden sein — und zu diesem Zeitpunkt waren Dave und ich im Zimmer."
„Ich habe mir das Bad genau angesehen", meinte Clive ruhig. „Es hat ein ziemlich großes Fenster — groß genug, um einen Menschen durchzulassen. Da das Fenster aus dem Rahmen geflogen ist, läßt sich nicht mehr feststellen, ob es geöffnet war — aber falls es offen gewesen sein sollte, war es für niemand ein Problem, vom Laubengang aus in das Bad zu klettern."
„Der Betreffende mußte damit rechnen, erwischt zu werden", sagte Steve Cardon.
„Dieses Risiko hat er in Kauf genommen. Aber es gibt noch eine zweite Möglichkeit —"
„Nämlich?"
„Sie können es gewesen sein!"
„Ich? Bei Ihnen piept's wohl? Ich hatte keine Ursache, meinen Brötchengeber zu töten —"
„Das ist die Frage. Wer wird jetzt Dave Crosleys Organisation übernehmen?"
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht."
„Hat Crosley Familie?"
„Nicht daß ich wüßte.“
„Wer wird ihn beerben?"
„Der Staat, vermute ich."
„Wir werden ja sehen. Sollte mich wundern, wenn dem Staat viel von Crosleys Geld in die Finger fällt. Ich halte es für wahrscheinlicher, daß Sie die Organisation übernehmen. Auf diese Weise werden Sie mit einem Schlag der Boß eines einflußreichen Syndikats — eine Stellung, die Ihnen bisher durch Crosley versperrt war."
„Ich weigere mich, diesen unsinnigen Gedankengang mit Ihnen zu diskutieren."
„Wer von den Pokerspielern war als letzter vor dem Spielabbruch im Bad?" fragte Clive.
Steve Cardon legte die Stirn in Falten. „Jack Barter", sagte er dann.
„Wo ist er jetzt?"
„In seinem Zimmer, vermute ich."
„Jack Barter könnte es also auch getan haben?"
„Theoretisch, ja — aber praktisch scheidet er aus."
„Warum?"
„Dave bezahlte ihn gut. Jack konnte durch den Tod des Chefs nichts gewinnen."
„Im Gegensatz zu Ihnen, nicht wahr?"
„Fangen Sie schon wieder an?" fragte Cardon grollend.
„Holen Sie mir diesen Barter her", befahl Clive.
„Okay, wie Sie wollen — jetzt betätige ich mich sogar schon als Dienstbote für die Polizei!" murrte Cardon. Er erhob sich und ging hinaus.
„Ein Ganove par excellence", sagte Wynn und steckte sich eine Zigarette in Brand.
Clive nagte an seiner Unterlippe herum. „Sieht so aus, als würden wir auch diese Nacht keinen Schlaf bekommen."
„Wenn schon!" meinte Wynn verächtlich. „Hauptsache, die Arbeit zahlt sich aus."
„Hoffen wir es", meinte Clive.
Jack Barter, der eine Minute später ins Zimmer kam, war ein großer, kräftiger Mann mit einem düsteren, verschlossen wirkendem Gesicht; um sein Kinn wucherten dunkle Bartschatten, und er hatte kleine unruhige Augen, die sich keine Sekunde auf einen bestimmten Fleck zu konzentrieren vermochten.
„Nehmen Sie Platz", sagte Clive.
Barter setzte sich. „Darf man rauchen?"
Clive nickte und sah zu, wie Barter sich eine Zigarette ansteckte. Barters Hände zitterten leicht. Er behielt das abgebrannte Streichholz zwischen den Fingern und schaute sich suchend nach einem Ascher um. Wynn stellte einen vor ihn hin, und Barter legte das Streichholz hinein.
„Was werden Sie jetzt tun?" fragte Clive.
Barter riß die Augen auf. „Jetzt tun?" echote er verständnislos. „Wie meinen Sie das?"
„Na ja, mit Ihrem Chef haben Sie doch den Job verloren. Was werden Sie nun beginnen?"
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht."
„Geht Ihnen Crosleys Schicksal nahe?"
Barter nickte. „Das dürfen Sie mir glauben."
„Kam es für Sie überraschend?"
„Ja."
„Haben Sie eine Theorie hinsichtlich des Verbrechens entwickelt?"
„Ich bin kein Polizist", erwiderte Barter abweisend.
„Überlassen Sie das Denken denn der Polizei?"
Barter blickte Clive an; wenigstens für ein oder zwei Sekunden, dann
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