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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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gesteckt hatte und ihre linke nun frei war, bereit, den Ehering aufgesteckt zu bekommen.
    »Wird Brett auch einen Ring tragen?«, erkundigte sich Cassie.
    »O ja! Alle Welt soll sehen, dass er nicht mehr zu haben ist.« Sie schaute Henry an. »Henry, wirst du auch einen Ehering tragen?«
    »Was?« Er hatte so laut geschmatzt, dass er ihre Frage nicht gehört hatte.
    »Ich sagte, wirst du auch einen Ehering tragen?«
    »Nein, verdammt noch mal!«, fluchte er, warf sein Besteck beiseite und stand so hastig auf, dass der Stuhl über die Fliesen kratzte und die Mädchen unwillkürlich zusammenzuckten.
    Betroffen sahen sie zu, wie er aus der Küche stürmte und die Tür hinter sich zuknallte.
    »Was ist denn bloß los mit ihm?«, fragte Kelly gereizt. »Das war doch bloß eine unschuldige Frage. Und er reißt mir fast den Kopf ab!« Sie schaute Cassie an, die lediglich mit den Schultern zuckte. »Sicher hat es mit Lacey zu tun«, fuhr Kelly nachdenklich fort, »so führen sich Männer bloß auf, wenn’s um eine Frau geht.«
    »Mmm, ja, vielleicht«, sagte Cassie ausweichend. Er hatte ausgesehen, als würde er gleich explodieren. »Aber heute solltest du dir deswegen keine Sorgen machen. Der kriegt sich schon wieder ein. Wahrscheinlich hat er sich mit ihr gestritten. Die versöhnen sich schon wieder.«
    »Na, hoffentlich. Übrigens, hast du Anouk oben gesehen?«
    Cassie schüttelte den Kopf. »Nein. Ist sie denn nicht zum Frühstück runtergekommen?«
    »Nicht, seit ich hier war.«
    Cassie überlegte einen Moment. Gebrochene Herzen heilen nicht über Nacht – das wusste sie besser als jeder andere.
    »Ich glaube, ich weiß, wo sie sein könnte.« Cassie stand auf und schlüpfte in ein paar Gummistiefel, die neben der Hintertür standen. »Geh rauf zu Bas. Er soll schon mal mit deinen Haaren anfangen. Ich geh und suche Anouk und bringe sie zu euch.«
    »Könntest du? Das wäre lieb von dir. Sie hat nämlich ihr Kleid noch gar nicht anprobiert, und wenn nun was geändert werden muss …«
    »Keine Sorge, Hattie macht all ihre Kleider selber – sie kann etwas einnähen oder auslassen, wenn es nötig sein sollte. Vorausgesetzt, sie ist rechtzeitig aus dem Krankenhaus wieder da. Also, ich schicke Anouk dann zu euch rauf«, wiederholte Cassie und scheuchte Kelly aus der Küche.
    Sie wartete, bis sie weg war, bevor sie zum Telefon griff, um ein Taxi anzurufen, das den Brautstrauß vom Bahnhof abholen und hierher bringen sollte. Sie wollte nicht, dass Kelly das mitbekam. Kein Brautstrauß war für die perfektionistische Kelly genauso schlimm wie kein Bräutigam.
    Fünf Minuten später schlenderte sie am Gewächshaus und am Rosengarten vorbei auf einen kleinen Hügel zu, der sich wie eine Teppichfalte hinter dem Grundstück erhob. Darauf stand eine uralte Eiche mit weit ausladenden Ästen, an denen eine breite Schaukelbank hing. Es war immer ihr »geheimer« Ort gewesen, wenn sie an den Wochenenden hier gewesen waren. Der Baum stand an der Grenze des Sallyford-Grundstücks, direkt an einem steilen Abhang. Wenn man schaukelte, kam es einem vor, als würde man über den Abgrund fliegen bis zur anderen Seite des Tals.
    Sie lauschte den Rufen der Schwalben am Himmel und versuchte sich Mut zu machen. Henrys Kälte, die Giftstachel, die Wiz abgeschossen hatte … die Feindseligkeit, die sie in den letzten vierundzwanzig Stunden erfahren hatte, zehrte an ihrer Lebensfreude. Dabei wollte sie doch nur diesen schönen Tag mit ihren Freunden genießen.
    Und es war ein schöner Tag. Die Sonne schien, ein paar Schleierwolken zogen über den blauen Himmel, eine kleine Brise wehte, genug, um die Röcke der Frauen rascheln und die Federn an ihren Hüten zittern zu lassen.
    Beim Näherkommen sah sie Anouks zierliche Gestalt auf der Schaukel. Sie hatte sich vorgebeugt, das Gesicht in den Händen vergraben. Sie sah aus, wie Cassie sich fühlte.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Anouk fuhr erschrocken auf. Cassie sah sofort, dass sie geweint hatte. »Ach, du bist’s«, sagte sie und wischte sich verlegen die Tränen ab. »Entschuldige, ich war ganz woanders.«
    »Ja, das sehe ich.« Cassie setzte sich neben sie auf die breite Schaukel. »Kelly schickt mich. Sie möchte wissen, ob dir das Kleid auch passt.«
    »Ach so, ja … ich gehe gleich … muss bloß noch …«
    Cassie nickte verständnisvoll. Anouks Tränen waren noch nicht getrocknet.
    »Wie geht’s ihr übrigens? Wie macht sie sich?«, fragte Anouk und tupfte sich mit einem Taschentuch

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