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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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die Nase ab.
    »Sie ist die Ruhe in Person.«
    »Ist ja unheimlich.«
    »Kannst du laut sagen.«
    Sie schubsten mit den Füßen die Schaukel an, verfielen in einen gemeinsamen Rhythmus. Die Schaukel schwang ein wenig höher.
    »Du wirst über ihn wegkommen«, sagte Cassie nach einer Weile leise.
    Anouk schaute sie hoffnungsvoll an. »Glaubst du?«
    »Ich weiß es.«
    »Bist du schon über Gil hinweg?«
    Cassie zögerte. »Noch nicht ganz. Das ist schwer, wenn noch Fragen offen sind. Wann hat es mit den beiden angefangen? Hat er mich überhaupt geliebt? Ich weiß es nicht genau. Ich habe Vermutungen, aber Zweifel bleiben.« Sie schaute Anouk an. »Und das ist gefährlich.«
    »Was meinst du?«
    »Zweifel. Sie geben Raum für Hoffnung.«
    »Und man kommt nur über einen Mann weg, wenn man alle Hoffnung aufgegeben hat, das meinst du?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Tja«, sagte Anouk tonlos. »Dann bin ich wohl gut dran. Ich habe jede Hoffnung verloren.«
    Cassie wandte den Blick ab und schaute übers Tal, während sie stumm schaukelten. Auf einem Feld auf der anderen Seite graste eine Herde Jersey-Kühe. Der Wind wehte gelegentlich ein leises Muhen an ihr Ohr.
    Anouks Handy brummte. Sie warf einen Blick aufs Display, dann steckte sie es wieder ein.
    »Wer war denn das?«
    Anouk zuckte mit den Schultern. »Ach, bloß Guillaume. Er ruft andauernd an. Will sicher wissen, wann wir uns mal wieder zum Dinner treffen, aber ich bin noch nicht bereit, wieder unter die Leute zu gehen.«
    Cassies Miene sprach Bände. Sie war offenbar anderer Meinung.
    »Was?«
    »Ach, nichts.«
    »Nein, sag schon.«
    »Na ja, vielleicht ruft er ja an, weil er jetzt Grund zur Hoffnung hat.«
    Anouk starrte sie verständnislos an.
    »Hast du denn nie gemerkt, wie er dich anschaut? Immer wenn ich zu ihm hingesehen habe, hat er dich angeschaut.«
    »Non!«
    »O doch.«
    »Aber wir sind doch bloß Freunde.«
    »Nur weil du ihm nie eine Chance gegeben hast, etwas anderes zu sein. Du hattest dich so in die Sache mit Jacques verrannt, dass du gar nicht gemerkt hast, wie verrückt Guillaume nach dir ist.«
    Anouk starrte sie verblüfft an. »Aber …«
    »Und er bringt dich zum Lachen. Und er sieht toll aus.«
    Anouk starrte sie an. Cassie konnte sehen, wie neu dieser Gedanke für sie war. Abwesend griff sie in die Tasche ihres Hemdkleids und holte eine Packung Zigaretten hervor. Sie zündete sich eine an, nahm einen Zug und blies den Rauch zu einer Amsel hinauf, die in der Eiche saß.
    »Guillaume, hm?«, murmelte sie nach einer Weile. Ein winzig kleines Lächeln tauchte auf ihren Lippen auf, der Ansatz eines Funkelns in ihren Augen, die zarteste Röte in ihren bleichen Wangen.
    Eifrig wandte sie sich Cassie zu. »Wenn wir schon dabei sind …« Aber ihre Miene verfinsterte sich.
    »Merde!« , brummte sie und schaute an Cassies Schulter vorbei.
    »Was ist?«
    »Da!«
    Cassie drehte sich um. Henry kam mit schwingenden Armen auf sie zumarschiert, wie ein Soldat, der in den Kampf zieht. Er schien wütender zu sein als je zuvor. Und als sie die Gestalt sah, die Mühe hatte, hinter ihm herzukommen, wusste sie auch, warum.

49. Kapitel
    »Da ist sie«, knurrte Henry und zeigte Gil, wo Cassie und Anouk saßen. Henry hatte seine Anzughose an, sonst nichts – kein Hemd, keine Schuhe. Aber Cassie glaubte nicht, dass er deshalb so wütend war, weil man ihn beim Ankleiden gestört hatte – sein Verhalten in den letzten Tagen ließ Zweifel an dieser Theorie.
    Cassie schoss abrupt von der Schaukel. »Gil …«
    »Cass«, sagte er mit seidenweicher Stimme. Er schien sie geradezu mit den Augen zu verschlingen. Er trug seinen Lieblingsanzug, den anthrazitgrauen, unter dem Arm hatte er eine Ledermappe. Neben Henry, der unrasiert, ungekämmt und nur halb angezogen war, wirkte er übermäßig perfekt, ja fast lächerlich hier in dieser Umgebung, als müsste er gleich vor Gericht erscheinen.
    Alle vier standen einen Moment lang verlegen herum. Alle Augen ruhten auf Cassie.
    »Also dann … ich gehe jetzt besser zurück zu Kelly und probiere mein Kleid an«, sagte Anouk, der klar geworden war, dass vor Publikum nichts herauskommen würde. »Ist das in Ordnung, wenn ich jetzt gehe, Cass?« Sie berührte ihre Freundin am Arm.
    Cassie antwortete nicht. Sie blinzelte. »Oh … ach ja … ja, geh ruhig.«
    Anouk schoss Gil einen finsteren Blick zu und ging zu Henry, der mit hochroten Wangen reglos dastand. »Komm, Henry.« Sie nahm ihn beim Arm, aber er reagierte nicht. Seine

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