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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Fußknochen und Knöchelchen wieder ausbreiten konnten, kam einem Orgasmus gleich. Einem schmerzhaften.
    Kelly folgte ihrem Beispiel. Auch sie schloss einen Moment die Augen, um das Gefühl zu genießen, zum ersten Mal seit neunzehn Stunden wieder den Boden unter der ganzen Fußsohle zu spüren. »Männer – wenn die wüssten, was wir Frauen durchmachen …«
    Cassie stemmte sich hoch und ging zum Badezimmer. Dabei musste sie sich an den Wänden abstützen, denn der Boden schwankte auf einmal wie ein Schiffsdeck.
    »Geht’s dir gut?«, fragte Kelly besorgt. Cassie blieb abrupt stehen, schlug sich die Hand vor den Mund und machte dann einen Hechtsprung ins Bad.
    Nach den Geräuschen zu schließen, die daraus hervorkamen, lautete die Antwort: »Nein.«

5. Kapitel
    Kelly war bei Bebe. Sie hatte bereits eine einstündige Session auf einem Ergometer hinter sich, ein Update-Meeting mit ihren Leuten und eine Pressekonferenz für die Maddy Foxton/Oscar de la Renta-Partnerschaft abgehalten – als Cassie zum ersten Mal den Kopf unter der Bettdecke hervorgestreckt hatte.
    Jetzt war es fast Mittag.
    Und sie sah genauso aus, wie sie sich gestern im Badezimmer angehört hatte.
    »Hast du überhaupt mal versucht, eine Bürste in die Nähe deiner Haare zu kriegen?«, schimpfte Kelly flüsternd. Sie packte Cassie beim Ellbogen und dirigierte sie zur Toilette, bevor Bebe sie in diesem Zustand zu Gesicht bekommen konnte.
    »Ich glaub nicht … ich glaub nicht … also diese brasilianische Anti-Dauerwelle scheint nicht ganz das zu tun, was sie verspricht.« Cassie stöhnte schwach auf, als sie Kelly eine Bürste aus ihrer Tasche nehmen sah. »Ich meine, ich hab versucht, sie glatt zu kriegen und durchzukämmen, aber – au! – genau das ist dabei passiert, au!«
    »Beschwer dich nicht«, befahl Kelly brüsk, »wenn Bebe dich so erwischt, wirst du mehr sagen als nur au! Hast du was gegessen?«
    Cassie schüttelte den Kopf.
    »Okay. Ich lass dir ein Eiweiß-Omelette hochschicken.«
    Cassie schlug die Hand auf den Mund. Sie schüttelte flehentlich den Kopf.
    »Nein?« Kelly kramte Lidschatten und Rouge hervor. Rasch frischte sie Cassies grauen Teint etwas auf. »Streck den Finger aus.«
    Cassie gehorchte. Kelly drückte einen Klecks Glimmergel auf ihre Fingerspitze. Cassie schaute sie erschrocken an. »Das muss ich doch nicht etwa essen?«
    Kelly verdrehte die Augen. »Cassie! Das ist Juicy Tube, das tut man sich auf die Lippen.« Entnervt stemmte sie die Hände in die Hüften. »Also ehrlich.«
    »Kein Grund, so zu schreien«, sagte Cassie vorwurfsvoll.
    »Ich schreie doch …« Kelly holte tief Luft. »Okay, lass dich anschauen.« Sie musterte ihre Freundin kritisch. »Jetzt siehst du wenigstens halbwegs lebendig aus. Aber was hast du denn da an, um Himmels willen?« Mit verschränkten Armen musterte sie Cassies Outfit. »Das ist so daneben, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    Cassie musterte ihren schwarzen Lederplisseerock, den Fair-Isle-Pulli, die rote Wendejacke und die flachen Schuhe. Ihre Füße waren schon beim Gedanken an hohe Absätze in einen Generalstreik getreten. »Ich hab dir doch gesagt, ich kann einfach nicht beurteilen, was wie und womit zusammenpasst«, sagte sie trotzig. Dann keuchte sie erschrocken auf. »Sag, ist es in Ordnung, dass ich einen BH anhabe? Hast du nicht gesagt, das ist spießig?«
    »Nur mit einem V-Ausschnitt.« Kelly biss sich in die Lippe. Selbst eine Fünfjährige konnte sich besser anziehen. Eine frustrierte Stille trat ein. »Okay, pass auf – ich hab Bee gesagt, dass du heute früh den Brunch am Hudson machst, also verhalte dich jetzt einfach unauffällig und bleib im Hintergrund, ja? Ich geb dir ein bisschen Papierkram, dann hast du was zu tun.«
    Cassie legte dankbar den Kopf schief. »Du bist so eine wundervolle Freundin«, schwärmte sie. Kelly packte sie am Ellbogen und führte sie wieder in den Gang hinaus. »Ehrlich, ich wüsste nicht, was ich täte, wenn ich keinen hätte, der’s mit mir aushält, der sogar einen Job für mich erfindet …«
    »Ja, ja, schon gut«, brummte Kelly und verdrehte die Augen, »heb’s dir für die Weihnachtskarte auf.«
    Sie betraten das Zimmer. Bebe war bereits voll in Fahrt.
    »Ach, da sind Sie ja, Kelly«, dröhnte sie. »Was halten Sie davon? Finden Sie nicht auch, dass diese Ziermünzen total falsch sind?« Sie schwang ein verhungertes Fotomodell bei den knochigen Schultern herum. Das eingeschüchterte Mädchen trug ein rotes Kleid im

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