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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Gegensatz zu Cassie, die 19-Stunden-Arbeitstage und anschließende Barbesuche mit rosa Cocktails auf nüchternen Magen nicht gewöhnt und infolgedessen sternhagelvoll war.
    »Er denkt doch tatsächlich, ihr habt es drauf abgesehen, mich schwanger su machen«, lallte sie, sich wieder aufrichtend. »Weil ihr ’ne Sexbombe aus mir gemacht habt, hassu das gewusst?« Sie lachte heftig und warf dramatisch das Haar zurück.
    Kelly nickte. »Da hat er nicht ganz unrecht. Wie viele Visitenkarten hab ich deinetwegen abfangen müssen? Elf?«
    Cassie drückte dankbar Kellys Arm. »Siehst du? Das hat er unterschätzt: alte Freundinnen, die einen beschützen. Du warst heute Abend wirklich ’n prima Bodyguard. Würde dich glatt anstellen.«
    Kelly lachte. »Im Ernst, es ist zu früh, um sich schon wieder auf was einzulassen.« Sie tätschelte Cassies Arm.
    »Ja! Vielsu früh!«, stimmte Cassie ihr fröhlich zu. Seufzend legte sie ihren Kopf auf Kellys Schulter. Ihre Füße hatten mittlerweile die Schmerzgrenze überschritten und das Land der Taubheit betreten. Und da sie so gut wie in Alkohol eingelegt war, spürte sie auch den Rest ihrer Wehwehchen nicht mehr. Schon jetzt kam ihr das Leben in Schottland nur noch wie ein ferner Traum vor. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, wie sie es ausgehalten hatte, all die langen einsamen Nächte in diesem grässlichen Ehebett, das sie nie gemocht hatte. Überall Schnitzereien und Schnörkel. Und da es vierhundert Jahre alt war, auch noch viel zu kurz. Wie hatte sie die Tage gezählt, bis Gil am Wochenende wiederkam! Edinburgh war zwar nur achtundsechzig Meilen weit weg, aber das war trotzdem zu weit, um jeden Abend heimzufahren, und obwohl er jeden Freitag pünktlich um sechs nach Hause gekommen war, hatte er meistens irgendeine lärmende Jagdgesellschaft mitgebracht.
    Und schaut mich jetzt an, dachte sie, während sie sich staunend umsah. Es hätte zwei Uhr nachmittags sein können, so belebt war es noch – die Schnellrestaurants hatten noch offen, die Leute holten sich einen Burger oder standen in eifrig schwatzenden Grüppchen vor den Clubs, selbst der Straßenverkehr hatte nicht merklich nachgelassen. Und dann die Lichter, so viele Lichter, es kam Cassie fast vor, als würde die Sonne auf der Halbinsel Manhattan Überstunden machen.
    »Ich glaube, hier wird’s mir gefallen«, murmelte sie.
    »Hm? Was?« Kelly steckte ihr Handy weg. Sie hatte rasch ihre Textnachrichten gecheckt. Bebe arbeitete zweifellos die ganze Nacht durch.
    »Ich sagte, hier gefällt’s mir. Ich meine, ich weiß zwar nicht, wo ich grade bin« – sie schaute zu den Gipfeln der verglasten Wolkenkratzer hinauf – »oder was genau ich eigentlich hier tun soll, in meiner Eigenschaft als ›Senior Account Executive‹« – das sagte sie mit einer besonders vornehmen Stimme –, »und ich bin noch keinem begegnet, der mir mehr Angst einjagt als Bebe, und ich bin hundemüde, hundemüde. Und trotzdem bin ich so, so froh, dass ich jetzt nicht dort bin, um alles vernünftig durchzusprechen.« Sie schüttelte vehement den Kopf, und ihr Haar schwang einen halben Takt hinter dieser Bewegung her. »Weißt du, er hätte es irgendwie geschafft, es so hinzudrehen, dass es meine Schuld ist.«
    »Ich weiß.« Kelly drückte ihr tröstend den Arm. »Und genau deshalb brauchst du unbedingt einen guten Scheidungsanwalt.«
    »Ich weiß.«
    »Suzy sagt, sie kennt einen – er war früher Stallbursche bei ihr. Wir können schließlich nicht zulassen, dass dich dieser Mistkerl um das betrügt, was dir rechtmäßig zusteht. Er hat dich lange genug betrogen.«
    »Viel werde ich nicht kriegen, das sag ich dir gleich. Wir haben einen Ehevertrag gemacht, er hat darauf bestanden. Das meiste ist fest angelegt, in Trustfonds und so.« Cassie seufzte. Sie hatten die rote Markise erreicht, die den Eingang zu ihrem Apartmentblock beschattete.
    »Danke, Bailey«, sagte Kelly zu dem Nachtportier, der ihnen beflissen die Tür aufhielt und den Liftknopf für sie drückte.
    »Danke, Bailey«, echote Cassie betrunken.
    Sie betraten den Lift, und die Türen gingen zu. Cassie war nicht allzu glücklich über die Art, wie das Ding in die Höhe sauste und ihren Magen zurückzulassen schien.
    Sie traten aus dem Lift, und Kelly schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf.
    »Ich würde dir ja gerne einen Kaffee machen, aber …«
    »Du hast keinen Wasserkocher«, intonierte Cassie, ließ sich aufs Sofa sinken und zog ihre Stiefel aus. Zu spüren, wie sich

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