Ein Geschenk zum Verlieben
Stiefelrand. Da es so aufgewühlt war, schwappte es schon jetzt über den Rand und durchnässte Socken und Jeans. Sobald sie die Treppe erreichte, zog sie Stiefel und Socken aus und rannte barfüÃig zur Werkstatt hinauf. Auch ihre Haare waren klitschnass, das Wasser tropfte beständig auf ihren Rücken.
Als sie aufschloss, hörte sie das Piepen ihres Skype-Anschlusses. Eilig rannte sie zu ihrem Laptop und klickte mit einem Hechtsprung das Symbol an. Robs Gesicht starrte ihr jäh aus dem Bildschirm entgegen. Er war so nahe, dass sie glaubte, er würde herausfallen â oder sie noch einmal küssen. Aus dieser Nähe konnte sie deutlich die goldenen Flecken sehen, die seine Pupillen wie Sommersprossen sprenkelten. Auch er wirkte bei ihrem plötzlichen Anblick überrascht. Seine Pupillen in ihrer kupferbraunen Aureole weiteten sich. Beide hielten sekundenlang den Atem an, durchlebten noch einmal jene letzten Momente im Lift.
»Du klickst einfach hier auf dieses Symbol, dann kannst du schon loslegen«, erklärte er und richtete sich wieder auf. Hinter ihm kam Cat zum Vorschein, die auf einem Stuhl vor dem Bildschirm saÃ. Fragend starrte sie in den Monitor. Sie trug einen pistaziengrünen Kaschmirrolli. Ein paar blonde Haarsträhnen umrahmten locker ihr Gesicht.
»Laura!«, rief sie plötzlich erfreut aus. »Mann, kaum zu glauben, ich habâs geschafft. Das ist das erste Mal, dass ich skype. Wie gehtâs dir?« Sie strahlte. Doch dann runzelte sie die Stirn. Ihr war wohl aufgefallen, dass Laura aussah wie eine Katze, die aus einem Teich gezogen worden war. »Regnetâs bei euch?«
Laura nickte. Sie versuchte ein möglichst normales Gesicht zu machen â ein Lächeln überstieg im Moment eindeutig ihre Kräfte. Verlegen strich sie sich das angeklatschte Haar zurück. »Ja. Gut, danke. Ihr seid gut heimgekommen?«
Cat neigte den Kopf zur Seite. »Wir haben dich total vermisst«, sagte sie mit trauriger Miene. »Was war denn los?«
Laura verdrehte die Augen. »Ach, du weiÃt schon ⦠der Hund. Jack hat Panik gekriegt«, sagte sie mit bemüht fester Stimme, vor allem, als sie seinen Namen aussprach, denn Rob war noch im Zimmer. Sie konnte ihn weiter hinten unkonzentriert in einer Zeitschrift blättern sehen. Wahrscheinlich hatte er Angst, sie könnte ihn verpetzen.
»Ach! Aber es geht ihm jetzt wieder gut, dem Hund?«, fragte Cat mit aufgesetzter Besorgnis.
»Ja. Falscher Alarm. Tut mir leid, falls ihr euch Sorgen gemacht habt, das war nicht meine Absicht.«
»Hörst du das, Rob? Es ist alles in Ordnung.« Sie beugte sich jetzt weiter vor. Laura glaubte fast, ihr Frangipani-Parfüm riechen zu können. »Er hat sich fürchterliche Sorgen gemacht, ist er nicht sü�«
»Ach so.« Laura starrte angestrengt geradeaus, zwang sich, nicht zu ihm hinzusehen. Was sie im Hintergrund sah, lieà sie vermuten, dass sie vom Schlafzimmer aus mit ihr sprachen â alles in gedeckten, zarten, milchigen Tönen. Ob hier wohl auch ein teurer, exotischer Teppich lag? Zebra vielleicht? Ohne den Blick von Cat abzuwenden, bemerkte sie, dass er die Zeitschrift weggeworfen hatte und nun unruhig auf und ab ging.
»Also hör zu â ich hab tolle Neuigkeiten!«, stieà Cat atemlos hervor. »Ich hab halb London abtelefoniert, seit wir gestern heimgekommen sind. Und ich darf dir hiermit bestätigen: Die Party findet statt! Wir werden es in der Wohnung einer Bekannten machen â wo genau, weià ich jetzt noch nicht, so viele haben gesagt, dass sie helfen wollen â, aber es wird definitiv Freitag in einer Woche sein. Wir müssen ein bisschen früher anfangen, da es der Tag vor Weihnachten ist, und da haben die Leute natürlich nicht viel Zeit.«
»Aber hast du da nicht Geburtstag?«
Cat keuchte entzückt auf. »Woher weiÃt du das? Sag nichts â Kitty hatâs dir verraten! Stimmtâs, es war Kitty?«
Laura nickte. Rob war abrupt stehen geblieben, die Hände in die Hosentaschen geschoben. Sie wünschte, er würde weggehen.
»Also, pass auf, wir machen die Präsentation am späten Nachmittag â und danach kommt Robs Ãberraschung für mich, was immer das sein mag. Das wird sicher wieder was ganz Tolles!« Sie quiekte aufgeregt, drehte sich halb zu ihm um. »Da musst du natürlich dabei sein,
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