Ein Geschenk zum Verlieben
beide gewesen war, sie sich beide damit verwirklichen wollten? Alex hatte erwähnt, wie intelligent sie war â unter den besten drei im Leistungsfach Wirtschaft. Was sie dann ja später an der Uni entsprechend vertieft hatte. Laura wurde klar, dass Cat ständig versuchte auszubrechen. »Erzählen Sie mir von Ihrem ersten Eindruck von ihr. Sie sagten, Sie kannten sie vom Hörensagen â¦Â«
»Ja. Und mein erster Eindruck bestätigte meine Vorstellungen â ein blondes, gelangweiltes, verwöhntes Luxusgeschöpf. Ãberraschend intelligent«, fügte sie nach kurzer Ãberlegung hinzu.
»Das klingt beinahe, als würden Sie sie nicht allzu sehr mögen«, wagte sich Laura vor.
»Anfangs nicht.« Min war erstaunlich ehrlich.
»Warum haben Sie sie dann eingestellt?«
»Wo Cat Blake ist, folgen andere nach. Wenn sie sich die Nase piercen lieÃe, würde es ihr die halbe High Society innerhalb von vierzehn Tagen nachtun. Mein Umsatz hat sich in den ersten drei Monaten ihres Hierseins verdoppelt.«
»Und war ihr das klar?«
Min schnaubte, verschränkte die Arme. »Und ob.«
»Sind Sie doch noch Freunde geworden?«
Min richtete sich langsam auf wie eine Kobra aus einem Korb. »Ja, im Grunde schon. Ich habe sehr schnell die wahre Cat Blake erkannt. Und sie begann mir zu vertrauen, auf ihre ganz eigene Art. Nicht, dass wir das je ausgesprochen hätten, aber wenn man mit jemandem den ganzen Tag zusammenarbeitet, erkennt man zwangsläufig gewisse Wahrheiten.«
Laura nickte. Auch hier glaubte sie den Besitzerstolz durchklingen zu hören, den alle zeigten, die mit Cat befreundet waren. Sie verstand, ja fühlte ihn mittlerweile vielleicht sogar selbst. Auch wenn man ihre auÃerordentliche Schönheit aus der Gleichung herausnahm â sich von ihr beeindrucken zu lassen entsprach wirklich dem puren Klischee â, war Cat die Verkörperung der modernen Frau von heute: Sie war intelligent und ehrgeizig; freundlich und groÃzügig; zart, mitfühlend, feminin und modebewusst.
»Wie war die Zusammenarbeit?«
»Die Wahrheit? Nervtötend. Sie benimmt sich wie ein Hund mit einem Knochen vorm Maul: Wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gabâs kein Entrinnen. Ein Nein kam für sie nicht infrage. Es gibt wohl nur sehr wenige, die je Nein zu Cat gesagt haben â das haben Sie wahrscheinlich selbst schon festgestellt.«
Laura nickte. Das stimmte â sie hatte auch nicht Nein zu ihr gesagt. Obwohl diese Präsentationsparty zu den Dingen gehörte, die sie immer vehement abgelehnt hatte, wenn Fee einen entsprechenden Vorschlag wagte. Ebenso wie blondes Haar und lackierte Fingernägel.
»Könnten Sie mir ein Beispiel nennen?«
Min spitzte die dünnen, rot geschminkten Lippen. »Nun, das beste Beispiel ist wohl diese Galaveranstaltung für das örtliche Hospiz, vor ein paar Jahren. Cat hatte diesen Maler auf einer Party kennen gelernt und wollte unbedingt, dass wir eine Ausstellung für ihn organisieren. Er hieà Ben Jackson, ein Schotte, hauste irgendwo in einer Hütte in den Highlands. Verstehen Sie mich nicht falsch â sie hat ihn nicht entdeckt. Er hatte bereits vor ein paar Jahren Furore gemacht, bei einer Ausstellung im Slade, aber er war ziemlich ⦠schwierig. Der typische Künstler. Wollte nichts mit Kommerz zu tun haben. Oder, Gott bewahre, richtiges Geld verdienen. Sie kennen den Typ: Wasser und Brot, das ist mein Los.« Min verdrehte die Augen. »Er wollte das Spiel nicht mitspielen. Und selbst die Kunstwelt hat ihre Grenzen, was Exzentrizität betrifft. Aber Cat hörte einfach nicht auf, mir in den Ohren zu liegen. SchlieÃlich habe ich zu ihr gesagt â eigentlich mehr, damit sie endlich Ruhe gibt, als aus irgendeinem anderen Grund â, wenn sie es schafft, dass er ein paar neue Bilder für uns malt, dann wäre ich bereit, eine Vernissage für ihn zu organisieren.« Sie zuckte die Achseln. »Unmöglich, dass ein professioneller Nobody wie sie, ohne Ausbildung und Erfahrung, auch nur eine Chance hat, den Mann dazu zu überreden.« Sie senkte das Kinn.
»Und dennoch werden Sie mir sicher gleich erzählen, dass sie es geschafft hat«, bemerkte Laura. Eine Frau, die Männer dazu brachte, Liebeserklärungen auf Brücken zu sprühen, würde doch sicher einen eigenbrötlerischen
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