Ein Gesicht so schön und kalt
haben doch gehört, was er sagte. Sie war einem Kaufrausch
verfallen und kaufte alles, was ihr in den Sinn kam.« Er hielt
inne. »Nein, zornig zu sein und das in Worten auszudrücken ist
eine Sache. Aber es besteht ein himmelweiter Unterschied
zwischen einem Wutausbruch und Mord. Auch wenn ihn eine
Scheidung teuer zu stehen gekommen wäre, so war er doch im
Grunde genommen erleichtert über die Perspektive, daß seine
verlogene Ehe vorbei sein würde und er wieder ein normales
Leben führen konnte.«
Sie sprachen über die Sweetheart-Rosen. »Ich bin felsenfest
davon überzeugt, daß Skip sie weder gebracht noch geschickt
hat«, stellte Geoff fest, während er an seinem Espresso nippte.
»Wenn wir das als gegeben annehmen, dann ist eine andere
Person im Spiel.«
Während Geoff die Rechnung bezahlte, stimmten sie beide
darin überein, daß Dr. Smiths Aussage den Ausschlag für
Reardons Verurteilung gegeben hatte. »Halten Sie sich doch
folgendes vor Augen«, sagte Geoff eindringlich. »Dr. Smith
behauptete,
Suzanne hätte Angst vor Skip und seinen
Eifersuchtsanfällen gehabt. Aber wenn sie wirklich solche Angst
vor ihm hatte, wie brachte sie es dann fertig, ruhig dazustehen
und Blumen zu ordnen, die ihr ein anderer Mann geschickt
hatte, und sie nicht nur zu ordnen, sondern stolz zur Schau zu
stellen, jedenfalls laut Skip? Ergibt das etwa einen Sinn?«
»Falls Skip die Wahrheit gesagt hat - aber wir können das
nicht als Tatsache voraussetzen, oder?« erwiderte Kerry.
»Also, ich für meinen Teil glaube ihm nun mal«, sagte Geoff
mit Nachdruck. »Außerdem hat niemand im Zeugenstand Dr.
Smiths Aussage erhärtet. Die Reardons waren ein beliebtes
Ehepaar. Hätte er sie mißhandelt, so hätte sich gewiß jemand
gemeldet, um das zu bestätigen.«
»Mag sein«, räumte Kerry ein, »aber warum gab es dann
keine Zeugen der Verteidigung dafür, daß er eben nicht
wahnsinnig eifersüchtig war? Warum hat man nur zwei
Leumundszeugen aufgerufen, um damit Dr. Smiths Aussage zu
konterkarieren? Nein, Geoff, die Geschworenen hatten leider auf
Grund der Information, die ihnen vorlag, keinen Anlaß, Dr.
Smith nicht zu vertrauen und zu glauben. Im übrigen, sind wir
nicht generell darauf gedrillt, einem Arzt zu trauen?«
Auf der Heimfahrt waren sie schweigsam. Als Geoff Kerry an
die Tür brachte, griff er nach ihrem Schlüssel. »Meine Mutter
hat gesagt, man sollte einer Dame immer die Tür aufmachen.
Ich hoffe, das ist nicht zu sexistisch.«
»Nein, gar nicht. Jedenfalls nicht für mich. Aber vielleicht bin
ich einfach altmodisch.« Der Himmel über ihnen war nachtblau
und von Sternen übersät. Ein schneidender Wind blies, und
Kerry zitterte in der Kühle.
Geoff bemerkte es, schloß daher rasch die Tür auf. »Sie sind
für die kühle Abendluft nicht warm genug angezogen. Gehn Sie
lieber rein.«
Als sie eintrat, blieb er auf der überdachten Veranda stehen,
ohne irgendwie anzudeuten, daß er erwarte, hereingebeten zu
werden. Statt dessen sagte er: »Bevor ich gehe, muß ich Sie
noch fragen, wie wir weiter vorgehen.«
»Ich habe vor, Dr. Smith aufzusuchen, sobald er mir einen
Termin gibt. Aber es ist besser, wenn ich allein hingehe.«
»Dann hören wir in ein paar Tagen wieder voneinander«,
sagte Geoff. Er lächelte flüchtig und begann die Verandastufen
hinunterzugehen.
Kerry schloß die Haustür und ging ins
Wohnzimmer, machte jedoch nicht sofort das Licht an. Sie
begriff, daß sie noch das Gefühl des Augenblicks genoß, als
Geoff ihr die Schlüssel aus der Hand genommen und die Tür für
sie geöffnet hatte. Dann trat sie ans Fenster und beobachtete,
wie er seinen Wagen rückwärts aus der Auffahrt heraussteuerte
und die Straße hinunter verschwand.
Mit Daddy macht es immer soviel Spaß, dachte Robin, als sie
zufrieden neben ihm im Jaguar saß. Sie hatten die Skihütte
besichtigt, deren Kauf Bob Kinellen in Erwägung zog. Robin
fand sie cool, aber er war enttäuscht davon. »Ich möchte eine,
wo wir mit den Skiern bis zur Tür fahren können«, hatte er
gesagt und dann gelacht. »Wir suchen halt einfach weiter.«
Robin hatte ihre Kamera mitgenommen, und ihr Vater wartete
ab, während sie zwei Filme verknipste. Obwohl es nur wenig
Schnee auf den Gipfeln gab, fand sie das Licht auf den Bergen
phantastisch. Sie fing noch die letzten Strahlen der
untergehenden Sonne ein, und dann machten sie sich auf den
Heimweg. Ihr Vater erzählte von einem tollen Lokal, wo
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