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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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es
wunderbare Shrimps gab.
    Robin war klar, daß Mom sauer auf Dad war, weil er nach
dem Unfall nicht mit ihr geredet hatte, aber er hatte schließlich
eine Nachricht hinterlassen. Und es stimmte schon, daß sie ihn
nicht oft zu sehen bekam, aber wenn sie zusammen waren, war
er großartig.
    Um halb sieben hielten sie bei einem Restaurant an. Während
sie Shrimps und Muscheln aßen, unterhielten sie sich. Er
versprach ihr, daß sie dieses Jahr ganz bestimmt zusammen
skifahren würden, nur sie beide. »Irgendwann, wenn Mom
verabredet ist.« Er zwinkerte ihr zu.
    »Ach, Mom geht nicht oft mit jemand aus«, erzählte sie ihm.
»Einer hat mir eigentlich ganz gut gefallen, der im Sommer ein
paarmal was mit ihr unternommen hat, aber sie fand ihn
langweilig.«
    »Was hat der gemacht?«
»Er war, glaub ich, ein Ingenieur.«
    »Nun, wenn Mommy dann Richterin ist, dann geht sie
vermutlich arn Ende mit einem anderen Richter aus. Sie wird
sich nicht vor denen retten können.«
    »Neulich ist ein Anwalt bei uns vorbeigekommen«, sagte
Robin. »Er war nett. Aber soweit ich weiß, ging’s nur um
Geschäftliches.«
    Bob Kinellen hatte bei der Unterhaltung nur halb hingehört.
Jetzt erwachte seine Aufmerksamkeit. »Wie hieß er denn?«
»Geoff Dorso. Er hat Mommy einen dicken Aktenordner zum
Lesen vorbeigebracht.«
Als ihr Vater auf einmal sehr schweigsam wurde, beschlich
Robin das ungute Gefühl, daß sie vielleicht zuviel erzählt hatte
und er womöglich sauer auf sie war.
Nachdem sie wieder im Auto saßen, schlief sie für den Rest
der Fahrt, und als ihr Vater sie um halb zehn absetzte, war sie
froh, wieder zu Hause zu sein.

Montag, 30. Oktober

30
    Senat und Repräsentantenhaus des Staates New Jersey hatten
einen geschäftigen Herbst. Die Anwesenheitsrate bei den
zweimal in der Woche stattfindenden Sitzungen lag bei fast
hundert Prozent, und das aus gutem Grund: Die bevorstehende
Gouverneurswahl erzeugte, obwohl sie erst in einem Jahr
stattfinden würde, bereits jetzt eine latent geladene Atmosphäre,
die sich auch in beiden Kammern des Parlaments breitmachte.
    Die Tatsache, daß Gouverneur Marshall offensichtlich
entschlossen war, als seinen Nachfolger Frank Green
zu
unterstützen, kam einer Reihe anderer Möchtegern-Kandidaten
seiner Partei gar nicht zupaß. Jonathan Hoover war sich völlig
klar darüber, daß jede nur mögliche Einbuße bei Greens
Wahlchancen anderen Bewerbern in der politischen Arena nur
lieb sein konnte. Sie würden sich darauf stürzen und möglichst
viel Wirbel machen. Falls genügend Lärm dabei entstand,
konnte Greens Nominierung leicht gefährdet werden. Zu diesem
Zeitpunkt war sie längst noch nicht abgesichert.
    Als Senatspräsident hatte Hoover enormen Einfluß auf die
Parteipolitik. Einer der Gründe für seine fünffache Wahl zu je
vier Jahren Amtszeit war seine Fähigkeit, bei anstehenden
Entscheidungen oder Stimmabgaben weit vorauszuschauen.
Seine Wähler wußten das zu würdigen.
    An den Tagen der Plenarsitzungen blieb er manchmal in
Trenton und traf sich mit Freunden zum Abendessen. Heute
abend war er mit dem Go uverneur verabredet.
    Anschließend an die Nachmittagssitzung kehrte Jonathan in
sein eigenes Büro zurück, forderte die Sekretärin auf, Anrufe
abzufangen, und schloß die Tür. Eine Stunde lang saß er mit
unter dem Kinn gefalteten Händen an seinem Schreibtisch. Es
war die Pose, die Grace »Jonathan im Gebet« nannte.
    Als er endlich aufstand, ging er zum Fenster hinüber und
starrte in die Dämmerung. Er hatte eine wichtige Entscheidung
getroffen. Kerry McGraths Nachbohren im Reardon-Mordfall
hatte ein echtes Problem geschaffen. Es war genau die Art von
Anlaß, wie ihn die Medien nur zu gern aufgreifen und möglichst
zu einer sensationellen Geschichte aufblasen würden. Selbst
wenn letzten Endes nichts dabei herauskam - und davon war
Jonathan überzeugt -, so würde es doch Frank Green in ein
schiefes Licht rücken und seine Kandidatur effektiv zum
Scheitern bringen.
    Freilich gab Kerry die ganze Sache vielleicht auf, bevor es
dazu kam - was er um aller Beteiligten willen absolut hoffte.
Dennoch sah Jonathan es als seine Pflicht an, den Gouverneur
von den bisherigen Ermittlungen in Kenntnis zu setzen und ihm
zu raten, ihren Namen bis auf weiteres nicht dem Senat zur
Bestätigung ihrer Ernennung zum Richteramt vorzulegen. In
Jonathans Augen war.es eine Zumutung für den Gouverneur,
wenn eine Kandidatin seiner Wahl

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