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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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abzuliefern, wo immer sie hingingen.
Hol deinen Besen, Robin - du hast doch wahrscheinlich einen.«
Als sie die ruhige Straße entlanggingen, erzählte ihm Robin
von dem Auto, das ihr Angst eingejagt hatte. »Mom tut immer
so, als ob ihr nichts was ausmacht, aber ich merke, daß sie
ausnippt«, vertraute sie ihm an. »Sie macht sich zu viele Sorgen
um mich. Irgendwie tut’s mir leid, daß ich ihr überhaupt davon
erzählt hab’.«
Geoff blieb ruckartig stehen und blickte sie von oben an.
»Robin, hör mal gut zu. Es ist viel schlimmer, wenn du’s deiner
Mutter nicht erzählst, wenn so was passiert. Versprich mir, daß
du nie diesen Fehler machst.«
»Mach’ ich nicht. Hab’ ich Mom schon versprochen.« Die
übertrieben geschminkten Lippen öffneten sich zu einem
schelmischen Lächeln. »Ich bin wirklich gut im Halten von
Versprechen, außer wenn’s darum geht, rechtzeitig aufzustehn.
Ich hasse es, aufzustehn.«
»Ich auch«, stimmte Geoff voller Inbrunst zu.
    Als er fünf Minuten später auf einem Barhocker in der Küche
saß und Kerry beobachtete, wie sie den Salat zubereitete,
entschloß sich Geoff, das Thema direkt anzusprechen. »Robin
hat mir von der Sache heute morgen erzählt«, sagte er. »Gibt es
einen Grund zur Beunruhigung?«
    Kerry zerpflückte gerade frisch gewaschene Salatblätter in die
Salatschüssel. »Einer unserer Ermittler, Joe Palumbo, hat heute
nachmittag mit Robin geredet. Er nimmt die Sache ernst. Er
findet, daß ein Auto, das nur einen Schritt von einem Fußgänger
entfernt rücksichtslos wendet, jeden nervös machen würde, aber
Robin hat alles so genau beschrieben, das Fenster, das
runterging, und die Hand, die dann erschien, mit irgendwas, was
auf Robin gerichtet war… Joe vermutet, daß jemand sie
vielleicht fotografiert hat.«
    Geoff hörte das Zittern aus Kerrys Stimme heraus.
»Aber wieso?«
»Weiß ich nicht. Frank Green meint, es könnte was mit dem
    Fall zu tun haben, den ich gerade vor Gericht durchgezogen
habe. Das glaube ich nicht. Ich könnte Alpträume kriegen, wenn
ich mir vorstelle, daß irgendein Verrückter Robin vielleicht
gesehen hat und jetzt auf sie fixiert ist. Das ist eine andere
Möglichkeit.« Sie fing an, den Salat wie wild
auseinanderzureißen. »Die Frage ist: Was kann ich
unternehmen? Wie soll ich sie schützen?«
    »Ist ganz schön hart, mit dieser Sorge allein fertig zu
werden«, sagte Geoff verhalten.
»Sie meinen, weil ich geschieden bin? Weil kein Mann da
war, der auf sie aufgepaßt hätte? Sie haben doch ihr Gesicht
gesehn. Das ist passiert, als sie mit ihrem Vater zusammen war.
Ihr Sicherheitsgurt war nicht angeschnallt, und er ist einer von
diesen Fahrern, die mit Karacho losfahren und dann plötzlich
bremsen. Ist mir egal, ob das Macho-Gehabe ist oder ob es
einfach nur daran liegt, daß er gern Risiken eingeht - was ihn
angeht, sind Robin und ich jedenfalls besser alleine dran.«
Sie zupfte die letzten Salatblätter zurecht und sagte dann:
»Tut mir leid. Ich schätze, Sie haben den falschen Tag für Pasta
in diesem Haus erwischt, Geoff. Ich bin heute nicht zum
Plaudern aufgelegt. Aber das ist ja nicht wichtig. Wichtig sind
schon eher meine Gespräche mit Dr. Smith und Dolly Bowles.«
Zum Salat mit dem Knoblauchbrot berichtete sie ihm dann
von ihrer Unterredung mit Dr. Smith. »Er haßt Skip Reardon«,
sagte sie. »Es ist eine ganz andre Art von Haß.«
Als sie Geoffs verständnislosen Gesichtsausdruck bemerkte,
fügte sie hinzu: »Ich meine, wenn ich es sonst mit Verwandten
von Opfern zu tun kriege, verabscheuen die meisten
typischerweise den Mörder und wollen, daß er bestraft wird.
Was sie ausdrücken, ist ein Zorn, der so von Kummer durchsetzt
ist, daß beide Emotionen buchstäblich aus den Leuten
raussprühen. Eltern zeigen einem dann häufig Säuglingsfotos
und Schulabschlußbilder von ihrer ermordeten Tochter, erzählen
einem, was für eine Art Mädchen sie war und ob sie in der
achten Klasse einen Rechtschreibwettbewerb gewonnen hat.
Dann brechen sie zusammen und weinen, weil ihr Kummer so
übermächtig ist, und einer von den beiden, meistens der Vater,
erzählt einem dann, er brauchte fünf Minuten allein mit dem
Killer, oder er erklärt, er würde am liebsten selbst den Schalter
für die Hinrichtung umlegen. Aber nichts dergleichen hab’ ich
von Smith zu hören bekommen. Bei ihm hab’ ich bloß Haß
gespürt.«
»Was sagt Ihnen das?« fragte Geoff.
    »Es sagt mir: Entweder

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