Ein Gesicht so schön und kalt
ist Skip Reardon ein Mörder und
Lügner, oder aber wir müssen herausfinden, ob Smiths immense
Feindseligkeit gegenüber Skip Reardon schon vor Suzannes Tod
bestanden hat. Und für diesen Fall müssen wir auch
herausfinden, von welcher Art genau Smiths Beziehung zu
seiner Tochter war. Vergessen Sie nicht, er hat sie, wie er selbst
bezeugt hat, seit der Zeit, als sie noch ein Säugling war, bis zu
dem Punkt, als sie fast zwanzig war, nicht zu Gesicht
bekommen. Eines Tages ist sie dann einfach in seiner Praxis
aufgetaucht und hat sich ihm vorgestellt. Den Fotos kann man ja
entnehmen, daß sie eine außergewöhnlich attraktive Frau war.«
Sie erhob sich. »Denken Sie noch darüber nach, während ich
die Pasta aufsetze. Und dann möchte ich Ihnen von Dolly
Bowles und ›Papas Auto‹ erzählen.«
Geoff war sich kaum bewußt, wie delikat die Linguine mit
Muschelsauce schmeckten, als er zuhörte, wie Kerry von ihrem
Besuch bei Dolly Bowles berichtete. »Die Sache ist die«, sagte
sie abschließend, »laut Dolly hat sowohl unsre Behörde wie Ihre
Mannschaft schon die pure Möglichkeit beiseite gewischt, daß
der kleine Michael eben doch vielleicht einen sehr
glaubwürdigen Zeugen abgegeben hätte.«
»Tim Farrell hat selbst das Gespräch mit Dolly Bowles
geführt«, erinnerte sich Geoff. »Ich weiß noch, da war irgend so
ein Hinweis auf einen Fünfjährigen mit Lernbehinderung, der
ein Auto gesehen hatte, aber das hab’ ich nicht weiter beachtet.«
»Es ist vielleicht weit hergeholt«, sagte Kerry, »aber Joe
Palumbo, der Ermittler, von dem ich Ihnen erzählt hab, der, der
mit Robin sprach, hat mir heute nachmittag die Reardon-Akte
mitgebracht. Ich habe vor, die Akte durchzugehen, um zu sehen,
welche Namen vielleicht aufgetaucht sind - von Männern, mit
denen Suzanne womöglich eine Affäre gehabt hat. Es dürfte
nicht so schwierig sein, beim Straßenverkehrsamt zu überprüfen,
ob einer von denen, die genannt werden, vor elf Jahren eine
schwarze Mercedes-Limousine fuhr. Kann natürlich sein, daß
der Wagen auf einen andren Namen angemeldet oder sogar
gemietet war, dann nützt uns das natürlich gar nichts.«
Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr über dem Herd.
»Noch reichlich Zeit«, stellte sie fest.
Geoff war klar, daß sie davon sprach, Robin abzuholen.
»Wann ist die Party vorbei?«
»Um neun. Normalerweise gibt es an Schultagen abends keine
Partys, aber Halloween ist doch schließlich der ganz besondere
Kinderabend, nicht? Wie wär’s jetzt mit Espresso oder
normalem Kaffee? Ich will mir schon die ganze Zeit eine
Cappuccino-Maschine anschaffen, komme aber anscheinend
einfach nie dazu.«
»Espresso ist genau richtig. Und wenn wir ihn dann trinken,
erzähl ich Ihnen von Skip Reardon und Beth Taylor.«
Als er ihr die Hintergrundgeschichte von Beths Beziehung zu
Skip fertig erzählt hatte, sagte Kerry langsam: »Ich kann mir
vorstellen, warum Tim Farrell Vorbehalte gegen Ms. Taylor als
Zeugin hatte, aber wenn Skip zur Zeit des Mordes in sie verliebt
war, dann muß das die Glaubwürdigkeit von Dr. Smiths
Aussage in gewissem Maße mindern.«
»Genau. Skips ganze Einstellung dazu, daß er Suzanne
Blumen arrangieren sah, die ein anderer Mann ihr geschickt
hatte, kann man mit zwei Wörtern zusammenfassen: ›Und
tschüss.‹«
Der Wandapparat läutete, und Geoff blickte auf seine Uhr.
»Sie sagten doch, um neun Uhr sei Robins Party zu Ende, oder?
Ich hol’ sie eben ab, während Sie am Telefon sind.«
»Danke.« Kerry griff nach dem Hörer. »Hallo.«
Sie lauschte, sagte dann mit warmer Stimme: »O Jonathan,
ich wollte dich schon anrufen.«
Geoff erhob sich und signalisierte ihr mit der Hand »Bis
später dann«, ging ins Foyer und griff in der Garderobe nach
seinem Mantel.
Auf dem Heimweg erzählte ihm Robin, sie hätte sich gut auf
der Party amüsiert, obwohl sie nicht den ersten Preis für ihr
Kostüm gewonnen hatte. »Cassies Kusine war da«, erläuterte
sie. »Die hatte so ein blödes Skelettgewand an, aber ihre Mutter
hat ihr lauter Suppenknochen draufgenäht. Deshalb war’s
wahrscheinlich was Besonderes. Ist auch egal, aber danke, daß
Sie mich abgeholt haben, Mr. Dorso.«
»Man kann halt nicht jedesmal gewinnen, Robin. Und warum
sagst du nicht Geoff zu mir?«
Sobald Kerry ihnen die Tür aufmachte, erkannte Geoff, daß
irgend etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Es fiel ihr
sichtlich schwer, ein aufmerksames Lächeln zu wahren,
während
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