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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ist, weshalb melden Sie sich dann erst jetzt?«
    »Weil eine Staatsanwältin bei uns glaubt, daß es mit dem Fall
mehr auf sich hat, als bei dem Prozeß zum Vorschein kam.«
Und Junge, wie recht Kerry mit ihrem Verdacht hatte! dachte
Joe, als er auflegte, nachdem er sich von Wayne Stevens hatte
zusichern lassen, daß er die Bilder von Susie auf dem
schnellsten Postweg schicken werde.

47
    Kerry hatte sich kaum am Mittwoch morgen an ihren
Schreibtisch gesetzt, als die Sekretärin ihr mitteilte, Frank Green
wolle sie sprechen.
    Er kam unvermittelt zur Sache. »Was ist los, Kerry? Wie ich
höre, hat der Gouverneur die Präsentation der Be rufungsliste für
die neuen Richter aufgeschoben. Wie es aussieht, hatte er
Schwierigkeiten damit, Ihren Namen mit auf die Liste zu setzen.
Stimmt etwas nicht? Gibt es irgend etwas, was ich tun kann?«
    Nun ja, genaugenommen gibt es etwas, Frank, dachte Kerry.
Sie können dem Gouverneur ausrichten, daß Sie jede
Untersuchung begrüßen, die möglicherweise ein krasses
Fehlurteil ans Tageslicht bringt, selbst wenn Sie selbst am
Schluß der Angeschmierte sind. Sie könnten einmal Rückgrat
beweisen, Frank.
    Statt dessen sagte sie: »Ach, ich bin mir sicher, daß das alles
bald über die Bühne geht.«
»Sie sind doch nicht bei Senator Hoover in Ungnade gefallen,
oder?«
»Er ist einer meiner besten Freunde.«
Als sie gerade gehen wollte, sagte der Oberstaatsanwalt:
»Kerry, es ist doch höchst unerfreulich, so in der Luft zu hängen
und auf diese Berufung zu warten. He, schließlich steht meine
eigene Nominierung bald an. Richtig? Ich hab’ schon
Alpträume, daß mir noch irgendwas dazwischen kommt und
alles vermasselt.«
Sie nickte und verließ das Zimmer.
Wieder in ihrem Büro, versuchte sie sich verzweifelt auf die
zur Zeit anliegenden Fälle zu konzentrieren. Soeben hatte die
Grand Jury Anklage gegen einen Tatverdächtigen in einem
mißratenen Überfall auf eine Tankstelle erhoben. Die Anklage
lautete auf Mordversuch und bewaffneten Raubüberfall. Der
Tankstellenwärter war angeschossen worden und lag noch auf
der Intensivstation. Sollte er nicht überleben, würde man die
Anklage auf Mord erweitern.
    Am Tag zuvor hatte das Berufungsgericht den Schuldspruch
gegen eine Frau, die wegen Totschlags verurteilt worden war,
aufgehoben. Das war ein weiterer Fall gewesen, der viel Wirbel
machte, doch die Entscheidung des Berufungsgerichts, die
Verteidigung sei inkompetent gewesen, warf wenigstens kein
schlechtes Licht auf den verantwortlichen Staatsanwalt.
    Sie hatten vorgehabt, daß Robin bei der Vereidigung die Bibel
halten würde. Jonathan und Grace hatten darauf bestanden, ihr
die Richterroben zu kaufen, zwei für den Alltag und eine
besondere für feierliche Anlässe. Margaret erinnerte sie ständig
daran, daß sie als ihre beste Freundin die Robe, die Kerry an
diesem Tag tragen würde, halten und ihr dabei helfen dürfe, sie
anzulegen. »Ich, Kerry McGrath, schwöre hiermit bei Gott dem
Allmächtigen, daß ich…«
    Träne n brannten ihr in den Augen, während ihr wieder
Jonathans aufgebrachte Stimme in den Ohren klang. Kerry, fünf
Berufungsgerichte haben Reardon für schuldig befunden. Was
ist nur los mit dir? Nun, er hatte recht. Später am Vormittag
würde sie ihn anrufen und ihm Bescheid geben, sie habe die
ganze Angelegenheit fallengelassen.
    Sie merkte jetzt, daß jemand schon mehrere Male bei ihr an
die Tür geklopft hatte. Ungeduldig fuhr sie sich mit den
Handrücken über die Augen und rief: »Herein.«
Es war Joe Palumbo. »Du bist wirklich eine schlaue Lady,
Kerry.«
     
»Da bin ich mir nicht so sicher. Was gibt’s?«
     
»Du hast doch gesagt, daß dir plötzlich die Frage durch den
Kopf schoß, ob Dr. Smith je an seiner Tochter herumoperiert
hat.«
    »Er hat es so gut wie geleugnet, Joe. Das hab’ ich dir doch
gesagt.«
»Das weiß ich, und du hast mich auch aufgefordert, was über
Suzannes Vorgeschichte rauszukriegen. Also, hör dir das mal
an.«
Mit einer schwungvollen Handbewegung setzte Joe ein
Aufnahmegerät auf den Schreibtisch. »Das ist der größte Teil
meines Telefongesprächs mit Mr. Wayne Stevens, Suzanne
Reardons Stiefvater.« Er drückte auf die Taste.
    Beim Zuhören spürte Kerry, wie eine neue Welle der
Verwirrung und widersprüchlicher Emotionen in ihr aufstieg.
Smith ist ein Lügner, dachte sie, als sie an die Empörung
zurückdachte, mit der er auf ihre Vermutung reagiert hatte, er
habe

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