Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
Verwesungsgeruch herübertrug, hielt sich Martin Barrow angewidert die Hand vors Gesicht. Ray Hill stolperte ein paar Schritte zurück, drehte sich ruckartig um und übergab sich.
Nach anfänglichem Zögern kam Mrs. Sharp nun mit energischen Schritten auf sie zu. »Was ist? Will denn keiner was tun?« Die Köchin hatte den ersten Schreck offenbar überwunden und war wieder ganz die Alte. »Man kann ihn doch nicht einfach da unten vor sich hingammeln lassen.«
»Sie hat recht«, meinte Daryl. »Wir brauchen ein Boot, Kunststoffplanen, um die Leiche einzupacken und Eis, um sie zu kühlen. Außerdem müssen wir die Polizei benachrichtigen, damit sie ein Flugzeug schicken.«
»Und was ist mit dem Pferdegehege?«, gab Martin Barrow zu bedenken. »Wir sind schon ziemlich spät dran. Sicher, Buttlers Leiche muss geborgen werden. Aber ich kann nicht riskieren, dass die Brumbys durchgehen, nur weil niemand beim Pferch ist. Vielleicht sollten wir das hier ohnehin besser die Polizei machen lassen.«
Daryl schüttelte den Kopf. »Eine Wasserleiche muss nach der Bergung möglichst rasch untersucht werden, weil die Fäulnisprozesse an der Luft sehr schnell voranschreiten.«
Mrs. Sharp sah ihn mit großen Augen an. »Woher wissen Sie das?«
»Nicht so wichtig. Ich schlage vor, Sie fahren mit Ray zur Station, bereiten alles für die Ankunft der Pferde vor, und ich kümmere mich um Buttler.«
»Also gut«, gab der Viehzüchter nach. »Aber Sie werden trotzdem Hilfe brauchen.«
»Wie viele Männer treiben derzeit die Pferde zur Farm?«
»Acht.«
»Gut, dann können Sie ja unterwegs einen von ihnen auflesen und mit zur Farm nehmen. Ich versuche inzwischen, Meena über Funk zu erreichen. Sie kann schon mal die Planen und was sonst noch nötig ist bereitstellen, dann brauchen Sie nur noch das Boot aufzuladen. Schicken Sie den Eingeborenen dann mit allem hierher.«
Barrow nickte. »Ja, so könnte es klappen.«
Während sich der totenbleiche Ray Hill mit seinem Boss auf den Weg machte, half Daryl Mrs. Sharp, die Krabben aus den Fangkörben zu befreien und in den Billabong zurückzuwerfen.
»Der Appetit ist mir gründlich vergangen«, sagte die Köchin, als sie die leeren Körbe im Landrover verstaut hatten.
»Kann ich mir vorstellen. Ist auch wirklich kein schöner Anblick.«
»Nein, beileibe nicht.« Sie sah ihn mit ihren kleinen stahlblauen Augen durchdringend an. »Alle Achtung, dass Sie ihn da rausholen wollen.«
»Irgendwer muss es ja machen.«
»Sicher. Aber vielleicht hat der Boss recht und Sie sollten das die Polizei machen lassen. Ich meine, toter, als er schon ist, kann er nun auch nicht mehr werden. Außerdem ist eine Obduktion hier ja wohl überflüssig.«
»Meinen Sie?« Mit diesen Worten ließ er sie stehen und setzte sich in den Landrover, um sich mit der Station in Verbindung zu setzen.
Nachdem auch Mrs. Sharp abgefahren war, setzte sich Daryl an den Rand der Böschung. Sein Blick wanderte über die dunkle, regungslose Oberfläche des Billabongs. Wie beim ersten Mal, als er hier gewesen war, lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken.
Die mächtigen Flusseukalypten warfen bedrohliche schwarze Schatten auf das undurchdringliche Gewirr aus Pandanuss und Schraubenpalmen entlang des Ufers. Daryl hatte das Gefühl, als beobachteten ihn aus der Dunkelheit die bösen Augen unzähliger gefräßiger Wassergeister, die nur darauf lauerten, dass er ihnen zu nahe kam. Der Pigeon Pool hatte zwar eines seiner Geheimnisse preisgegeben, doch für Daryl blieb er unheimlich und gespenstisch.
Durch Buttlers sterbliche Überreste bestand nun die Chance zu beweisen, wie der Vorarbeiter tatsächlich gestorben war. Der Umstand, dass ihm mehrere Gliedmaßen fehlten, ließ den Schluss zu, dass ihn tatsächlich ein Krokodil attackiert hatte. Es klärte aber nicht, ob er zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen war. Eine Sektion der Leiche würde bald Klarheit bringen.
In diesem Augenblick rollte ein Pick-Up auf die Lichtung. Bill Murgura stieg aus und trat neben Daryl. Sein Gesichtsausdruck wirkte finster. »Wo ist er?«
»Da drüben. Er hängt zwischen einigen Ästen fest. Haben Sie die Plastikplanen und das Eis mitgebracht?«
»Ist alles im Wagen. Meena hat alles Eis, das sich im Kühlraum befand, in eine Kühlbox gepackt. Wird bei der Hitze aber nicht lange reichen.«
»Besser als gar nichts.« Daryl seufzte. »Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen.«
Sie trugen das leichte Aluminiumboot zum Steilufer und
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