Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
immer praktiziert.
Als Daryls Eltern erfuhren, dass Daryl mit unbekanntem Ziel in die Wüste gegangen war, hatten sie getobt. Sie riefen die Stammesältesten zusammen und verlangten von ihnen, Daryl unverzüglich zu suchen und zurückzubringen. Doch Ungjeeburra gelang es, sie vorerst zu beruhigen.
Als Daryl einige Wochen später in die Aborigine Community zurückkehrte, schickten ihn seine Eltern zu einem Onkel nach Perth, wo er schließlich die Highschool besuchte. Danach war er in den Busch und zu seinem Volk zurückgekehrt. Nachdem er ein Jahr mit Ungjeeburra durch die alten Stammesgebiete der Pintubi gewandert war, kehrte er in die Stadt zurück. Er ließ sich zum National Park Ranger ausbilden, arbeitete danach einige Jahre für das Departement of Conservation an Land Management von Westaustralien, bevor er schließlich zur Polizei ging und Buschpolizist wurde.
Das Geräusch eines aufheulenden Motors schreckte ihn aus seinen Erinnerungen. Martin Barrows Landcruiser schlängelte sich zwischen den Eukalyptusbäumen hindurch und kam neben der Buschküche zum Stehen. Als Barrow ausstieg, warf er einen Blick zu der Koppel mit den Wildpferden und nickte grimmig. Die Männer strömten zusammen, und Daryl mischte sich unter sie.
»Morgen, Jungs«, begrüßte der Viehzüchter seine Arbeiter. »Wie ich sehe, habt ihr den Weißen Teufel doch noch eingefangen.«
Die Männer johlten.
»Ich will euch den Spaß nicht verderben, aber eins schreibt euch hinter die Ohren: Wir sind dieses Mal weniger Leute als in den vorangegangenen Jahren. Was das bedeutet, brauche ich nicht zu erklären. Sollte es einer von euch wagen, sich das Bein zu brechen oder die Schulter auszurenken, kriegt er’s mit mir zu tun, verstanden?«
Die Männer lachten. Ein Blick in ihre Gesichter zeigte Daryl jedoch, dass sie verstanden hatten und sich vorsehen würden.
»Nun, nachdem das geklärt ist, ist das Minirodeo von Mount Keating eröffnet.«
Einige Männer warfen vor Begeisterung ihre Cowboyhüte in die Luft. Dann stürmten sie wie eine übermütige Meute junger Hunde zu den Pferchen, um die überzähligen Pferde freizulassen.
Barrow begab sich zu Daryl und nickte ihm mit zusammengekniffenen Lippen zu.
»Sie scheinen nicht sehr begeistert zu sein«, sagte Daryl.
»Bin ich auch nicht. Ich weiß, die Jungs werden aufpassen, trotzdem kann immer etwas passieren. Die Sache mit Buttler hat einige Eingeborene davon abgehalten, wie besprochen hier aufzukreuzen. Noch mehr Ausfälle kann ich mir einfach nicht leisten.«
»Das verstehe ich. Vermutlich wird es Sie dann nicht gerade freuen zu hören, dass ich mich ebenfalls am Wettkampf beteilige.«
»Sie?«, stieß der Viehzüchter hervor. »Tun Sie mir das bitte nicht an, Simmons. Wo um alles in der Welt soll ich so schnell einen Hubschrauberpiloten herzaubern, wenn Ihnen was passiert?«
»Mit Mrs. Sharp wären es somit bereits zwei, die glauben, dass ich mir das Genick breche«, erwiderte Daryl. »Wenn ich Sie wäre, würde ich noch rasch bei Poison-Joe meinen Einsatz machen.«
»Nun hören Sie aber auf, Detec … Simmons! Ehrlich gesagt habe ich langsam das Gefühl, dass Sie die ganze Sache auf die leichte Schulter nehmen.«
»Glauben Sie mir, Mr. Barrow, ich nehme diese Angelegenheit sehr ernst. Sonst wäre ich ganz bestimmt nicht hier. Dass ich am Rodeo teilnehme, hat gute Gründe. Überdies kann ich Sie beruhigen. Ich bin nicht nur ein ganz passabler Reiter, ich habe auch schon einige Pferde zugeritten.«
Martin Barrow seufzte. »Na schön, dann werde ich den ganzen Zirkus mal über mich ergehen lassen und dabei noch ein paar graue Haare mehr bekommen. – Übrigens, Ihr Boss hat sich gemeldet.«
»Über Funk?«
»Ja. Natürlich hat er wie besprochen weder Ihren Namen erwähnt noch sonst eine Andeutung gemacht, die Sie verraten könnte, falls jemand mitgehört hat.«
»Was wollte er?«
»Er hat mir zu verstehen gegeben, dass er das kleine Paket, das ich vor ein paar Tagen für Sie zum General Store in der Kalumburu-Mission gebracht habe, erhalten hat. Die Antwort wird er Ihnen wie gewünscht mit der nächsten Post dorthin schicken.«
»Wann wird das sein?«
»In drei Tagen, mit dem nächsten Postflugzeug.«
Daryl nickte zufrieden.
»Was war denn in dem geheimnisvollen Päckchen?«
»Ein Brief und eine leere Getränkedose. Mehr möchte ich dazu im Augenblick nicht sagen.«
Poison-Joe kam auf sie zu. Er zog ein ernstes Gesicht. »Tag, Boss. Sie haben auf dem Weg hierher nicht
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