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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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niemand, dass sie ging.
    Es war sehr erleichternd, endlich im Auto zu sitzen. Sie wünschte nur, es wäre genauso leicht, von ihren Gedanken wegzukommen. Es war dumm gewesen, mit einem Glas voller Bohnen und einem Kopf voller Argwohn hier aufzukreuzen. Wenn sie sich nicht eingemischt hätte, wäre Henry Druffitt vielleicht noch am Leben.
    Und wenn sich jemand anders nicht eingemischt hätte, wäre Agatha Treadway vielleicht auch noch am Leben. Was sollte sie denn bloß tun?
    Eine Sache, die sie tun sollte war, Gilly Bascom zu suchen und ihr die Nachricht vom Tod ihres Vaters zu überbringen, bevor sie es aus dritter oder vierter Hand von Dots Mutter oder sonstwem erfuhr. Fast wäre Janet zurückgefahren, um es ihr zu sagen – wäre da nicht der schleichende Verdacht, dass Gilly es bereits wusste.
    Es wäre so leicht für Gilly gewesen. Es gab zwei Türen zum Behandlungsraum: eine vom Wartezimmer und eine vom hinteren Korridor. Die Fenster waren sehr groß, und Mrs.   Druffitt hatte die Hecken hoch wachsen lassen, damit niemand hineinschauen konnte. Besonders schwer konnte es nicht gewesen sein, die Leiche auf dem glatten Parkett an eine andere Stelle zu ziehen. Es war sehr clever – oder Glückssache –, dass kein Blut und keine Spuren hinterlassen worden waren.
    Als Janet nach Hause kam, zitterte sie. Sie machte sich einen Tee, aber das half nichts. Als Bert aus der Scheune kam, sagte er sofort: »Was ist los, Jen? Du siehst aus wie eine aufgewärmte Leiche.«
    »Ich hatte keinen besonders angenehmen Nachmittag.« Ehe er es von jemand anders erfuhr, konnte sie es ihm genauso gut selbst erzählen. »Ich bin in die Stadt gefahren, um Dr.   Druffitt zu sprechen, und hab ihn tot in seiner Praxis gefunden.«
    »Um Himmels willen! Was ist denn passiert?«
    »Es sah aus, als sei er ausgerutscht, auf einem dieser reizenden Läufer, die Mrs.   Druffitt überall hinlegt, und dann mit dem Kopf auf die Tischkante geknallt.«
    Sie log nicht. So hatte es tatsächlich ausgesehen.
    »Ehrlich? Na, kein Wunder, dass du völlig fertig bist.«
    Bert schüttelte den Kopf. Er hatte braune Haare, wie Janet, nur nicht so feine, und sie neigten auch nicht dazu, sich bei Nässe zu wellen. Die Blutsverwandtschaft der beiden war nicht zu übersehen, obwohl Bert viel älter, einen ganzen Kopf größer und mindestens fünfundzwanzig Kilo schwerer war. Sie gaben ein hübsches Paar ab. Annabelle behauptete, sie habe Bert nicht wegen des Geldes, sondern wegen seines Aussehens geheiratet, und Bert sagte immer, dass sie gut daran getan hatte – obwohl die Farm dank seiner harten Arbeit einiges abwarf. Es wäre unverzeihlich, ihm mehr Kummer zu machen, als er ohnehin schon hatte.
    Er griff in den Schrank und holte die Rumflasche. Bert war kein großer Trinker, aber dieses eine Gläschen vor dem Supper war sein Ritual. Als er in die Küche ging, um ein Glas zu holen, blieb er kurz vor Janet stehen. »Sag mal, weswegen bist du eigentlich zu den Druffitts gefahren? Du hast doch keine Schmerzen mehr von der Operation, oder?«
    »Oh, nein.« Sie hatte sich bereits eine Lüge zurechtgelegt. »Aber im Krankenhaus hatte man mir gesagt, ich soll die Narbe ab und zu kontrollieren zu lassen. Ich bin mir sicher, dass alles gut verheilt ist, deswegen konnte ich genauso gut zu Dr.   Druffitt gehen. Und jetzt geh du dich besser mal waschen, das Essen ist fast fertig.«
    »Okay. Gib mir fünf Minuten. Oh, hallo, Sam. Kommen Sie rein.«
    Sam hatte sich urplötzlich in der Küche materialisiert, lautlos, wie es seine Art war. Bert holte ein zweites Glas, und Janet legte ein weiteres Gedeck auf. Sam nahm den Rum, lehnte die Einladung zum Essen aber ab. »Machen Sie sich keine Umstände, ich hab eh nicht viel Zeit. Ben Potts braucht Unterstützung unten in seinem Beerdigungsladen. Die alte Druffitt will, dass Hank da aufgebahrt wird.«
    Bert sah ihn überrascht an. »Nicht bei ihr zu Hause? Komisch. Es ist doch sonst nicht Mrs.   Druffitts Art, gegen Sitten und Bräuche zu verstoßen.«
    Neddick guckte sich um, als suche er nach einem geeigneten Ort zum Ausspucken, fand aber keinen und sah freundlicherweise davon ab. »Schätze, die alte Hexe will nicht all die Leute im Haus haben. Wahrscheinlich will sie ihre Teppiche schonen.«
    Obwohl Sam Neddick jede Woche anfallende Arbeiten für die Druffitts erledigte, herrschte eine offene Feindschaft zwischen ihm und der Hausherrin. Sam behauptete, Elizabeth schulde ihm Geld für ein paar Extra-Arbeiten, die er

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