Ein Glas voll Mord
überfressenes Krokodil, hat sich auf die Schulter geklopft und geprahlt, dass man immer ein Stück cleverer sein muss als sein Nächster, um es in der Welt zu was zu bringen. Aber wohin hat er’s denn gebracht, und was ist so großartig daran? Können Sie mir das mal erklären?«
Da diese Frage eindeutig rhetorisch war, versuchte Janet das nicht. »Ich sag Ihnen was, Elmer: Lassen Sie uns reingehen und gleich jetzt nach dem Patent suchen. Wenn wir’s finden, hat Ihr Vater keinen Grund mehr, Gilly zu belästigen. Fangen Sie schon mal an. Ich geh kurz rüber und ziehe mir was anderes an, dann komme ich zurück und helfe Ihnen.«
Da sie nur eine funktionstüchtige Hand zur Verfügung hatte, würde diese Hilfe nicht gerade groß sein; aber sie könnte Elmer immerhin moralisch unterstützen, während er sich abarbeitete. Und sie könnte ein Auge auf ihn haben – nur für den Fall, dass Elmer das Patent fand und doch etwas vom alten Bain in sich haben sollte.
8. Kapitel
Janet versuchte gerade, ihr gutes Kleid auszuziehen, ohne ihre verletzte Hand zu berühren, als Dot Fewter anrief, um zu fragen, ob Janet diesen Abend auf sie verzichten könne. Einige der auswärtigen Verwandten seien zu Besuch, und Mrs. Druffitt habe sie angefleht, ihr zu helfen.
»Ja, natürlich«, erwiderte Janet mit geheimer Erleichterung, »ich komme schon zurecht.«
»Gut, wenn Sie meinen. Aber ich hatt mich wirklich schon sehr auf das Abendessen bei Ihnen gefreut.«
Nun, das Leben barg für jeden seine Enttäuschungen. Janet legte auf, schlüpfte in ein Paar Mokassins, schaffte es, trotz ihres Verbands in eines von Annabelles Wickelkleidern zu schlüpfen, und schlenderte über den Hof. Sie hatte es nicht eilig, sich fern der Sonne und der Luft in dem tristen alten Herrenhaus einzuschließen.
Warum tat sie das eigentlich? Vor zwei Tagen noch war Elmer Bain nur jemand, den sie flüchtig kannte, so wie sie in Pitcherville jeden flüchtig kannte, jemand, mit dem sie nie in persönlichen Angelegenheiten zu tun hatte. Und nun tat sie so, als habe sie keine rasenden Kopfschmerzen und keine schrecklich schmerzende Hand, nur um bei ihm zu sein. Nicht dass sie eine besondere Vorliebe für ihn als Mann hätte – er war nur groß und ungeschickt und verletzt und hatte einen verkommenen Vater und war in ein Mädchen verliebt, mit dem sie zur Sonntagsschule gegangen war, ein verängstigtes Gerippe, das vielleicht eine Mörderin war, oder die Mutter eines Mörders.
Nach dem ohrenbetäubenden Krach zu urteilen, der sie beim Eintreten empfing, war Elmer gerade dabei, ein komplettes vierundzwanzigteiliges Service zu zerschlagen. Janet erreichte die Speisekammer gerade noch rechtzeitig, um mit anzusehen, wie eine riesige Terrine zu Boden glitt und zersplitterte.
»Hab mich kaum ans Regal gelehnt, da fiel schon das ganze verdammte Ding auf mich runter«, murmelte er.
»Niemand wird Sie deswegen hassen«, versicherte sie ihm. »Das war der hässlichste Satz Teller, der jemals fabriziert wurde. Mrs. Treadway wurden sie als Hochzeitsgeschenk aufgedrängt und sie hat sie bis zu ihrem Tod gehasst. Sie hat mir oft gesagt, sie bete um ein Erdbeben, also haben Sie vielleicht nur ein letztes Gebet erfüllt.« Janet hob bedächtig eine Untertasse auf, die auf irgendeine Weise dem Gemetzel entkommen war und warf sie in den Scherbenhaufen. »Gehen Sie und holen Sie ein Kehrblech und einen Mülleimer. Wenn es Ihr Gewissen beruhigt, können Sie Marion und Gilly ja ein neues Service kaufen.«
Sie wühlte mit der Spitze ihres Moccasins in den Trümmern, brachte eine ganz gebliebene Untertasse zutage und zerschlug auch diese. Elmer musste denken, dass sie durch die Hitze verrückt geworden sei, doch sie fand, das Zerschlagen von Porzellan war ein großartiges Mittel, um Spannung abzubauen. Ihre Nerven mussten in einem noch schlechteren Zustand sein, als sie gedacht hatte. Vielleicht sollte sie sich besser beruhigen.
»Die Freuden des Aufräumens überlasse ich Ihnen. Ich denke, ich werde mal einen Blick in die Bibliothek werfen.«
»Marion hat fast den ganzen gestrigen Tag dort verbracht«, sagte er, während er ein Kehrblech voll zerbrochener Teller in den Mülleimer entleerte.
»Ja, aber vielleicht hat sie etwas übersehen. Mrs. Treadway hat mir erzählt, dass ihr Mann seine Erfindungen meistens in der Bibliothek erarbeitet hat. Dann sind dort wahrscheinlich auch seine Patente.« Darüber hinaus war es ein Zimmer, das Mrs. Treadway selbst nie genutzt
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