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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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»Hör mal, ich wollte dich nicht verärgern. Es ist nur, dass du eben nicht so viel Geschäftserfahrung hast wie ich. Du weißt nicht, wie diese großen Firmen funktionieren.«
    »Nein, und ich kann auch nicht behaupten, dass es mich sehr interessiert.« Janet wünschte inbrünstig, Marion würde sich und ihre kostbaren Papiere zusammenraffen und verschwinden.
    Die Erbin allerdings machte keine Anstalten, zu verschwinden. Sie verteilte die Papiere auf dem Bett – und belästigte damit den Kater Julius so sehr, dass er gekränkt davonstolzierte – und beugte sich, die Stirn in bedeutsame Falten gelegt, darüber. »Ich nehme an, dass ich es Gilly zeigen muss. Obwohl sie natürlich gleich krakeelen wird, man müsse es sofort Elmer aushändigen.«
    »Er würde es nicht annehmen«, sagte Janet müde.
    »Mach dir nichts vor. Wegen diesem Patent ist er doch überhaupt eingezogen, oder?« Marion sammelte die Papiere auf und steckte sie in den aufgerissenen Umschlag. »Ich glaube nicht, dass ich heute noch viel ausrichten kann. Gilly wird wer weiß wie lange bei Elizabeth sein. Die haben eine Meute von Henrys Verwandten da unten rumlungern, die sehen wollen, ob sie was abstauben können. Lachhaft! Ich verwette meinen Hintern, dass Henry sogar seine Lebensversicherung verpokert hat. Und selbst wenn noch was übrig ist: Den möchte ich sehen, der Elizabeth auch nur einen Cent aus den Rippen leiern kann! Ich glaube, ich zeig es besser erst ihr und dann Gilly. Elizabeth hat immerhin Köpfchen. In der Zwischenzeit suche ich ein geeignetes Versteck für das hier.«
    »Ja, tu das«, sagte Janet mit so viel Enthusiasmus, wie sie aufbringen konnte. »Steck’s dir in den Stützstrumpf.«
    Schließlich wurde sie Marion los. Julius sprang sofort wieder auf ihr Bett, und sie nahm ihre kleine Unterhaltung wieder auf.
    »›Große Firmen‹, meine Güte! Julius, was hat das denn alles zu bedeuten? Warum auch immer Mrs.   Treadway und Dr.   Druffitt sterben mussten – es war sicher nicht wegen eines Patents für Waschzuber. Oder doch? Kann es sein, dass es mehr mit diesen Papieren auf sich hat, als wir sehen können? War es ein Fehler, Marion mit dem Patent zurück ins Herrenhaus gehen zu lassen, ohne sie vor dem Mörder zu warnen?«
    Aber musste Marion denn gewarnt werden? Marion war viel eher die Täterin als das Opfer – und Janet Wadman hatte sich bereits weit genug aus dem Fenster gelehnt, um dem Mörder gefährlich zu werden. Jeder in der Stadt wusste, dass sie Dr.   Druffitts Leiche gefunden hatte, nach all dem Geflüster bei der Beerdigung. Dank Dot Fewter und ihrer Mutter wussten auch einige, dass sie im Haus gewesen war, als er ermordet wurde.
    Konnte sie Fred Olson vertrauen? Würde er nicht vielleicht ausplaudern, was sie über die Wunde im Schädel des Toten gesagt hatte? Vielleicht war er jetzt unten bei den Owls, mit ein paar Schlucken Whisky im Bauch, und ließ bei seinen sechs oder acht Kumpeln ein paar Andeutungen fallen – unter dem Siegel der Verschwiegenheit, natürlich. Und die Owls würden es ihren Frauen erzählen, und die Frauen würden es ihren besten Freundinnen erzählen, und schon bald würde jemand zwei und zwei zusammenzählen, und heraus käme: minus eins. Noch einer weniger, und dieser eine wäre sie.
    Als Bert ein paar Minuten später nach Hause kam, hatte sich Janet gerade in die Kloschüssel übergeben. Sie wischte sich mit einem nassen Waschlappen über das Gesicht, hielt sich mit einer Hand am Waschbecken fest, schwitzte und zitterte. »Ich glaube, ich habe mich heute etwas übernommen. Jetzt geht es wieder.«
    »So sieht es aber nicht aus.«
    Ihr Bruder klang besorgt, und das war kein Wunder. Das Gesicht im Spiegel hätte jeden erschreckt. Ihre Haut war grünlich, ihre Augen sahen aus wie zwei überreife Pflaumen.
    »Bert, ich …«
    Sie biss sich auf die Lippen. Was würde es schon nützen, ihrem Bruder alles zu erzählen? Er wäre besser dran, wenn er nichts wüsste. Sie ebenfalls – aber dafür war es nun zu spät.

9. Kapitel
    Janet hatte eine furchtbare Nacht hinter sich. Am Morgen bat Bert sie, im Bett zu bleiben, aber sie wollte unbedingt aufstehen. »Wenn ich hier rumliege, werde ich noch verrückt«, sagte sie.
    Das würde sie in der Tat. Bert davon zu überzeugen, dass es ihr gut genug ging, um allein in den Ort zu fahren, würde nicht leicht werden; aber sie musste es schaffen. Sie musste Fred Olson treffen, und zwar unter vier Augen.
    Aber das Glück war ihr hold, ausnahmsweise.

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