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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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einem Kind.«
    Marion ließ sich dazu herab, Janet für ihre Fürsorge zu danken, und sagte, sie wünschte, sie könnte in der Kirche neben ihr sitzen. Das aber war natürlich nicht möglich: der rigiden Sitzordnung musste unbedingt Folge geleistet werden.
    Janet fuhr mit Elmer und Dot Fewter, da Bert sich früh auf den Weg gemacht hatte, um mit den Owls zu proben. Als sie ankamen, gesellte sich Dot zu einem lebhafteren Grüppchen, und den beiden anderen wurde ein wenig prominenter Sitzplatz ganz hinten zugewiesen.
    Obwohl es eigentlich ein trauriger Anlass sein sollte, herrschte in der Kirche eine festliche Stimmung. Vor den hohen palladinischen Fenstern malten die Bäume patriotische Ahornblatt-Muster an den saphirfarbenen Himmel; der Altar loderte in der Farbenpracht von Zinnias, Tagetes und Kokardenblumen, die zwischen den sanfteren Kosmeen und Lupinen ihr wildes Gelb und Rot in den Raum schleuderten.
    Viele Kinder waren da, bunt wie die Blumen in wiederbelebter Osterfrische. Warum auch nicht? Was machte es schon, wenn sie nur gekommen waren, weil ihnen in den Sommerferien langweilig geworden war und sie die Owls marschieren sehen wollten? Sollen sie ruhig die Beerdigung als ein Fest erleben, das von feierlichem Ernst geprägt, aber irgendwie auch komisch war, dachte Janet, ein Tod, der eigentlich eine Geburt war.
    Die Owls sahen in ihren gefiederten Kostümen nicht viel sonderbarer aus als einige andere in ihren so genannten guten Kleidern und Anzügen. Da war Mrs.   Nurstead mit ihrem Kaiserin-Eugenie-Hut, den sie gekauft hatte, um 1932 dem damaligen Prinzen von Wales zuzuwinken. Da war Malcolm Webb in seinem hellgrünen Anzug, den er immer auf Hochzeiten und Beerdigungen trug – ein rotes Taschentuch lugte modisch aus seiner Brusttasche. Da war Bill Hendricks in seiner Uniform aus dem Zweiten Weltkrieg, damit nur ja keiner vergaß, dass er ein Sergeant Major gewesen war (als könne das irgendjemand vergessen). Da war Mrs.   Fewter, die aussah wie etwas, das bei einem Ramschverkauf übrig geblieben war.
    Dot Fewter hatte sich ohne Rücksicht auf den Anlass herausgeputzt, mit einem ausladenden schwarzen Samthut, den ihr jemand geliehen haben musste, und einem schwarzen Kleid aus Satin mit einem Modeschmuck-Kreuz, das unter ihrem Busen baumelte. Ihre Kleidung betonte die Ähnlichkeit mit Marion und Elizabeth, die Janet gestern Abend schon aufgefallen war. Kein Zweifel: ein paar von den älteren Kleinstadtgerüchten könnten diese Ähnlichkeit erklären – wenn Janet denn interessiert genug sein würde, um nachzufragen.
    Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um über solche Dinge nachzudenken. Janet legte die rechte Hand über den frischen Verband an ihrer linken und sah hinunter auf ihren grauweiß gepunkteten Schoß. Sie sollte an Dr. Druffitt denken, still und ehrfürchtig, so, wie der Anlass und der Ort es nahe legten; aber alles, woran sie denken konnte war, dass Dr.   Druffitt nicht hätte sterben müssen.
    Wer außer ihr wusste das? Fred Olson, aber der war noch nicht da. Er stand bestimmt vor der Kirche und machte sich bereit, mit den Owls hereinzumarschieren. Und der Mörder – wo war er, oder sie? Hier vielleicht, auf einer der harten Bänke, mit aufgesetzter Trauermiene? Oder irgendwo anders, weit weg, lachend über die Farce, die hier aufgeführt wurde? Oder in der Vorhalle, in einem neuen Trauergewand, weinend, weil das auf dem Gang durch das Kirchenschiff einen besseren Eindruck machte?
    Die Orgel begann zu spielen. Der Pastor kam herein, in seinem schwarzen Gewand, das neben der Blumenpracht düster und ernst wirkte. Die Owls marschierten auf, sechs von ihnen trugen den Sarg, der Rest versuchte, sich an die gemessenen, gleichmäßigen Schritte zu halten, die sie im Versammlungsraum geübt hatten. Die Gesichter schauten ernst unter fluffigen, gesprenkelten Helmen hervor, die Augen fest auf den Altar gerichtet.
    Bert sah gut aus, besser als die meisten. Fred Olsons Kostüm spannte über seinem wohlerworbenen Bauch; er konnte froh sein, wenn er durch die Beerdigung kam, ohne dass ihm eine Naht platzte. Was   machte   der Kerl hier überhaupt? Paradierte da herum, in einem lächerlichen Kostüm, statt einem Mörder auf die Spur zu kommen!
    Janets Wut verebbte so schnell, wie sie gekommen war. Der arme Fred war nicht mehr Polizist als sie selbst. Er hatte spät geheiratet und dann schnell das Versäumte nachgeholt – drei seiner Kinder gingen noch zur Schule – wie sollte er es sich da

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