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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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leisten, seine Position im Ort zu gefährden?
    Jetzt kamen die Angehörigen herein: Mrs.   Druffitt am Arm von Ben Potts, sie war ganz in schweres Schwarz gehüllt, hielt sich kerzengerade, das Gesicht leer und fahl; Gilly, mit Bobby an der Hand, beide sahen klein und ängstlich und verloren aus; Marion, streng und verhärmt, aber mit einem neuen schwarzen Kostüm, das ihr den Anschein einer Dame verlieh, der man nichts vormachen konnte. Mrs.   Druffitt hatte alle Trauerkleider bezahlt, sogar Marions. Zahlreiche angereiste Druffitts folgten, mit schwarzen Bändern an den Ärmeln. In der Kirche flüsterte man sich zu, einer von Henrys Brüdern sei den ganzen Weg von Vancouver hierher geflogen.
    Dr.   Druffitt bekam einen langen Gottesdienst. Nur selten hatte der Pastor die Gelegenheit, einer überfüllten Kirche zu predigen, und man konnte es ihm nicht vorwerfen, dass er das ausnutzte. Aber Janets Hand schmerzte, und ihre Knie waren immer noch weich. Sie war sehr erleichtert, als die Owls schließlich durch den Mittelgang der Kirche wieder hinaus marschierten, mit ihrer traurigen Last auf den Schultern, und die Gemeinde die harten Kirchenbänke verlassen konnte. Auch hierbei wurde eine strenge Ordnung befolgt: Die vorderen Reihen gingen zuerst, und so dauerte es lange, bis Janet und Elmer aus der Kirche kamen. In der Vorhalle stand Mrs.   Druffitt mit ihren Begleitern und ein nicht enden wollender Strom von Menschen drückte ihr die Hand. Janet, die sich fast am Ende dieser Prozession befand, fasste ihre Beileidsbezeugung so kurz wie möglich. Sie konnte förmlich fühlen, wie die Leute sich hinter ihrem Rücken in die Seiten stießen und sich zuraunten: »Da ist Janet Wadman – die, die ihn gefunden hat!«
    Elmer, der hinter Janet stand, hatte noch nicht mehr gesagt als: »Gilly, ich …«, als Mrs.   Druffitt ihn unterbrach.
    »Komm, Gillian, wir müssen nach Hause.«
    Dann drehte sie ihm mit voller Absicht den Rücken zu, fasste ihre Tochter am Arm und zwang sie dadurch, es ihr gleich zu tun. Elmers Gesicht verfärbte sich. Janet berührte ihn schnell am Ärmel. »Könnten Sie mich wohl nach Hause fahren, Elmer? Ich glaube, ich werde ohnmächtig.«
    »Was? Oh, klar. Gern. Vielleicht bleiben Sie besser hier, und ich hol das Auto?«
    Er brannte darauf, behilflich zu sein, um sich selbst zu versichern, dass er wenigstens für etwas gut genug sei.
    »Nein, bitte lassen Sie mich nicht allein zwischen all diesen Leuten. Ich kann gehen, wenn Sie mich auf der Treppe stützen. Ich schwöre Ihnen, Elmer – wir wüssten wirklich nicht, was wir ohne Sie tun sollten.«
    Sie trug absichtlich dick auf, damit der verletzte Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand. Ein Mann von dieser Größe sollte eigentlich nicht so leicht verwundbar sein.
    »Manche Leute kommen sehr gut ohne mich klar«, murmelte er.
    »Machen Sie sich nichts draus.«
    Das war ein dummer Spruch, aber was sollte sie sonst sagen?
    Sie waren in seinem Auto und hatten bereits die Hälfte der Strecke hinter sich, als Elmer explodierte. »Diese verdammte alte Hexe! Tut mir leid, Janet, aber …«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich hab die ganze Zeit versucht, mir eine üblere Bezeichnung einfallen zu lassen, aber ich weiß kein Wort, das schlimm genug wäre. Es ist mir unbegreiflich, wie man sich so schäbig benehmen kann, und dann auch noch auf der Beerdigung des eigenen Ehemannes!« Über die Strecke von ungefähr 300   Metern kochten beide in einträchtiger Stille vor sich hin, dann legte Elmer wieder los.
    »Ich weiß wirklich nicht, was sie gegen mich hat! Ich hab immer versucht, freundlich zu ihr zu sein, aber sie hat mir ja nie eine Chance gegeben! Kann ich was dafür, dass ich Bain heiße?«
    »Natürlich nicht!«
    »Gilly und ich«, ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen, »ich hab sie immer sehr gemocht, schon als wir kleine Kinder waren. Ich weiß noch, früher hab ich immer die Schaukel angeschubst für sie. Sie war dünn und hatte große Augen, genau wie jetzt, sie hat sich kein Stück verändert. Ich auch nicht, nehm ich an.«
    Seine Züge wurden wieder härter. »Ich hätte mich ja gegen die alte Druffitt gewehrt – wenn da nicht Pa gewesen wäre. Er hat immer vor allen rumgetönt, ich solle mir Gilly angeln, weil die mal zu Geld käme. Als ich hingegangen bin, um sie für den High-School-Ball einzuladen, hat ihre Mutter mir vorgeworfen, ich wär nur hinter Gillys Geld her – und was hätte ich da sagen können, wo Pa doch

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