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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nicht haben, bitte. Was, wenn ein paar Blätter fehlen? Dann sagt Gillys Mutter, ich hätt sie genommen.«
    »Himmel noch mal!« Janet nahm das Patent und stopfte es in die Tasche ihres Wickelkleides. »Gut. Mit mir kann man’s ja machen. Sag ihnen, wenn sie es haben wollen, sollen sie zu mir kommen und es sich holen.«
    »Tut mir leid, Janet.« Elmer sah wirklich sehr unglücklich aus.
    »Schon gut, Elmer. Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Es ist nur: Ich wünschte, diese Zänkereien hätten mal ein Ende.« Sie bezweifelte, dass dieser Wunsch je erfüllt werden würde – Janet hatte kein großes Vertrauen in   Precious Bane .
    Sie ging nach Hause, zog das staubige Kleid und die Unterwäsche aus, nahm eine ausgiebige Dusche und durchnässte dabei ihren Verband. Bert oder irgendjemand anderes würde ihr helfen müssen, einen neuen anzulegen. Egal: Um sich endlich wieder frisch und sauber zu fühlen, durfte man eine kleine Blutvergiftung schon mal riskieren. Sie zog frische Unterwäsche und das Wickelkleid mit den Rosen darauf an und legte sich aufs Bett.
    Im Liegen wurden ihre Kopfschmerzen schlimmer. »Es kommt mir vor, als hätte ich diese rasenden Kopfschmerzen, seit ich das Einmachglas gefunden habe«, sagte sie zu dem Kater, der es sich, stets bereit für ein Nickerchen, am Saum ihres Kleides bequem gemacht hatte. »Bert soll ein ganzes Einmachglas voll Aspirin mitbringen, wenn er in die Stadt fährt. Julius, wo wird das bloß alles enden?«
    Der Kater rollte sich auf den Rücken und streckte eine plüschige Pfote aus. Es interessierte ihn nicht die Bohne, wo alles enden würde. Sie hatte eine ganze Weile dort gelegen, den Bauch des Katers gekrault und gewünscht, sie könne seine Gelassenheit teilen, als Marion hereinstürmte.
    »Wo ist es? Nun sag schon!«
    »Da drüben im Kleiderschrank.«
    »Was steht drin?«
    »Woher soll ich das wissen? Es ist nicht meine Art, in anderer Leute Privatsachen rumzuschnüffeln, wenn ich’s nicht muss.«
    Marion hörte nicht zu, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, den vergilbten Umschlag aufzureißen. Mit zitternder Hand zog sie ein paar Blätter heraus, die offiziell aussahen. »Das ist es, wunderbar!   Treadway Enterprises Ltd. , Charles Percival Treadway und Jason Asaph Bain, Geschäftsinhaber. Patent für …«, sie überflog die folgenden Papiere. »Was zur Hölle … Janet, was hat das zu bedeuten?«
    »Wenn du mal aufhören würdest, mit dem Papier rumzuwedeln, könnte ich vielleicht was erkennen.« Trotz ihrer Kopfschmerzen setzte Janet sich auf und versuchte, Marions flattrige Hände zu ergreifen, um das Patent lesen zu können. »Jetzt beruhige dich mal, damit ich … oh Marion, das ist ja zum Totlachen! Ein Waschzuber, der sich selbst entleert. Hatte der alte Idiot denn noch nie was von Waschmaschinen gehört?«
    »Warte mal. Wie hätten sie da oben Waschmaschinen haben sollen, wenn’s noch nicht mal Elektrizität gab?«
    »Waschmaschinen mit Kurbel, natürlich. Und alle waren besser als das hier. Wenn du meine Meinung hören willst: das Patent ist nicht mal das Papier wert, auf dem es geschrieben wurde.«
    »Aber es   muss   doch was wert sein!« Marion klang ebenso herausfordernd wie besorgt. »Warum würde Bain so ein Theater machen, wenn’s wertlos wäre? Eins sag ich dir: Wenn er versucht, mich um meinen Anteil daran zu betrügen, dann hat er sich geschnitten.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich mir nicht allzu viele Hoffnungen machen …«
    »Na, vielen Dank.« Marion durchwühlte immer noch erregt die Papiere, das schmale Gesicht voll Lüsternheit. »Okay, vielleicht ist es gar nicht der Waschzuber selbst, vielleicht geht es um das Prinzip, nach dem er funktioniert. Ich wette, Bain hat ein neues Produkt gesehen, das nach diesem Mechanismus funktioniert, und jetzt will er vom Hersteller dieses neuen Produkts einen saftigen Anteil am Profit. Dafür bräuchte er das Patent als Beweis, oder etwa nicht?«
    »Du meinst dieses hier? Ich wüsste nicht, warum. Die müssen doch Kopien von den Patenten haben, in Ottawa oder sonstwo. Hätte er nicht um eine Kopie bitten können? Außerdem: Wo bitte gibt’s hier irgendeinen sensationellen Mechanismus? Für mich sieht das aus wie eine gute alte Holzwanne, die an einer Art Sperrad hängt, wie bei einem Wagenheber.«
    »Seit wann kennst du dich mit so was aus?«, knurrte Marion. »Lass mich die Sache in die Hand nehmen, okay?«
    »Gerne.«
    Sogar Marion konnte die Kälte in Janets Stimme nicht überhören.

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