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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geheimnisvollen dunklen Augen. Eine selbstbewußte Frau, nicht von Dämonen gehetzt. Eine eigenständige und ausgereifte Persönlichkeit, keine neurotische Person wie Micaela, die von den Stürmen ihrer Emotionen hin und her gerissen wird. »Hallo. Ich bin zu meinem nachmittäglichen Polyrhythmus-Unterricht gegangen und werde um 1500 Uhr zurück sein. Dringende Botschaften können mich…«
    Er wartet.
    Um 1450 kommt sie herein, eines ihrer Kleinen an der Hand. Jason steht auf, wie gelähmt, mit trockener Kehle. Sie trägt nur ein einfaches, knielanges Tunikakleid.
    »Jason? Stimmt etwas nicht? Warum…«
    »Nur ein kurzer Besuch«, sagt er, kaum fähig, seine eigene Stimme zu erkennen.
    »Du siehst fast wie ein Flippo aus, Jason! Bist du krank? Kann ich irgend etwas für dich tun?« Sie nimmt ihre Tunika ab und wirft sie achtlos unter den Reiniger. Sie trägt jetzt nur noch ein schmales Hüftband, und er wendet seine Augen von ihrer strahlenden Nacktheit ab. Und späht aus den Augenwinkeln wieder zu ihr hin, als sie das Band ebenfalls abnimmt, reinigt, und sich einen leichten Umhang überwirft. Sie wendet sich ihm wieder zu und sagt: »Du benimmst dich sehr merkwürdig.«
    Jetzt platzt es aus ihm heraus.
    »Ich will dich haben, Mamelon!«
    Sie lacht überrascht. »Jetzt? Mitten am Tag?«
    »Ist das so schlimm?«
    »Es ist ungewöhnlich«, sagt sie. »Insbesondere, wenn das ein Mann sagt, der noch nie als Nachtwandler zu mir gekommen ist. Aber ich glaube nicht, daß es schaden könnte. Also schön: komm!«
    So einfach ist das? Sie nimmt ihren Umhang ab und betätigt die Vorrichtung, die die Schlafplattform aufbläst. Natürlich; sie will ihn nicht verletzen, denn das wäre eine Handlungsweise, die Gottes Segen entbehrt. Es ist eigentlich nicht die richtige Stunde, aber Mamelon versteht den Sinn der Regeln, nach denen sie leben, und sie hält sich nicht nur wörtlich daran. Sie gehört ihm. Die helle Haut, die festen und vollen Brüste. Sie begibt sich zuerst auf die Plattform, lächelt. Er legt seine Kleidung ab, legt alles sorgfältig zusammen. Er legt sich neben ihr nieder, greift aufgeregt nach einer ihrer Brüste, kaut leicht an einem ihrer Ohrläppchen. Es drängt ihn ganz verzweifelt danach, ihr zu sagen, daß er sie liebt. Aber das wäre eine viel größere Verletzung der Gebräuche als die, die er bereits begangen hat. In einem gewissen Sinn, nicht in dem des 20. Jahrhunderts, gehört sie Siegmund, und er hat kein Recht, sich in die persönliche Verbindung zwischen ihnen zu drängen; er darf nur ihren Körper benutzen. Mit einer schnellen Drehung wirft er sich auf sie, dringt gierig in sie ein. Seine Erregung läßt ihn wie immer etwas zu hastig reagieren. Sie beginnen sich zu bewegen, und er vermag sich allmählich wieder besser zu kontrollieren und verlangsamt seinen Rhythmus. Ich schlafe mit Mamelon Klüver. Tatsächlich. Endlich. Erschöpft bleiben sie dann noch eine Zeitlang zusammen. Es wird ihm jetzt klar, daß es gar nicht so verschieden ist von dem, was er anderswo erlebt hat. Einen Augenblick lang war die Erregung vielleicht stärker als sonst.
    »Fühlst du dich jetzt besser?« fragt sie ruhig.
    »Ich glaube, ja.«
    »Du hast einen furchtbar angespannten Eindruck gemacht, als ich hereinkam.«
    »Tut mir leid«, sagt er.
    »Kann ich irgendwas für dich tun?«
    »Nein.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein. Nein.« Er wendet seine Augen wieder von ihrem Körper ab und sucht nach seinen Kleidern. Sie denkt offenbar nicht daran, sich wieder anzuziehen. »Ich glaube, ich gehe wieder«, sagt er.
    »Komm doch mal wieder her. Vielleicht während der regulären Nachtwandel-Stunden. Ich meine, es macht mir eigentlich nichts aus, wenn du am Nachmittag kommst, aber ich glaube, daß es nachts etwas entspannter wäre. Meinst du nicht auch?«
    Sie sagt das erschreckend beiläufig. Vielleicht während der regulären Nachtwandel-Stunden. Weiß sie, daß er zum erstenmal mit einer Frau in seiner eigenen Stadt geschlafen hat? Wenn man von Micaela absieht. Was würde sie sagen, wenn er ihr von all seinen Abenteuern in Warschau und Reykjavik und Prag und den anderen Prole-Ebenen erzählte? Er fragt sich jetzt verwundert, was er so sehr gefürchtet hat. Er wird zu ihr zurückkommen, das ist sicher. Er verabschiedet sich mit einer Mischung aus nervösem Grinsen, Nicken und Winken. Mamelon wirft ihm eine Kußhand zu.
    Im Korridor. Noch immer früher Nachmittag. Der ganze Zweck seines Ausflugs ginge verloren, wenn er

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