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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Sonne geblendet zu werden. Da ist es: ein langer schwarzer Zylinder, der langsam in seine Richtung geschwebt kommt, in einer Höhe von, oh, das dürften mindestens hundert Meter sein. Er wirft sich zu Boden, versucht, sich zwischen den Pflanzenreihen zu verbergen. An dem schwarzen Ding befinden sich ein Dutzend stummelähnliche Düsen, von denen grüne Nebelwolken ausgehen. Michael begreift. Sie sprühen vermutlich die Felder. Ein Gift, um Insekten und andere Schädlinge zu bekämpfen, sie zu töten. Und wie wird es auf mich wirken? Er rollt sich zusammen, so daß die Knie seine Brust berühren, legt die Hände vor das Gesicht und schließt die Augen. Dieses furchtbare Röhren über ihm; sie werden mich mit Lärm töten, wenn nicht mit diesem Gift. Die Lautstärke nimmt allmählich wieder ab. Das Ding ist an ihm vorbei. Das Pestizid driftet jetzt auf mich herab, denkt er, und versucht, nicht zu atmen. Preßt die Lippen aufeinander. Feurige Blütenblätter fallen vom Himmel. Blumen des Todes. Er spürt es jetzt, etwas Feuchtes auf seinen Wangen, ein feuchter und klebriger Schleier. Wie lange wird es brauchen, um ihn zu töten? Er zählt die Minuten, die vorübergehen. Er lebt noch immer. Das fliegende Ding ist nicht mehr in Hörweite. Vorsichtig öffnet er die Augen und steht wieder auf. Dann besteht vielleicht keine Gefahr; aber er läuft durch die Felder auf das glitzernde Band eines nahen Flußlaufs zu und springt hinein, streift in panischer Eile seine Kleider ab, um sich zu säubern. Und erst als er wieder herauskommt, wird ihm klar, daß auch der Fluß besprüht worden sein muß. Na ja, jedenfalls lebt er noch.
    Er macht sich wieder auf den Weg. Wie weit ist es bis zur nächsten Farmgemeinde?
    In ihrer unendlichen Weisheit haben die Planer der Farm wenigstens einen niedrigen Hügel bestehen lassen. Gegen Nachmittag erreicht er ihn und sieht sich von der Höhe aus um. Da sind die Urbmons, weit in die Ferne gerückt. Und da sind die kultivierten Felder. Er sieht jetzt auch Maschinen, die sich zwischen einigen Pflanzenreihen bewegen. Aber noch keine Anzeichen von Besiedlung. Er geht den Hügel hinunter und steht alsbald einer der landwirtschaftlichen Maschinen gegenüber. »Hallo. Michael Statler, vom Urbmon 116. Wie heißt du, Maschine? Was für eine Art von Arbeit verrichtest du?«
    Bedrohliche gelbe Augen betrachten ihn und wenden sich wieder ab. Die Maschine lockert die Erde neben den Pflanzen auf. Gießt eine milchige Flüssigkeit über die Wurzeln. Eine unfreundliche Maschine oder einfach nicht programmiert zu reden. »Macht mir nichts aus«, sagt er. »Schweigen ist Gold. Aber wenn du mir nur sagen könntest, wie ich an etwas Eßbares komme oder Menschen finde.«
    Wieder dieses dröhnende Geräusch. Verflucht! Noch so eine stinkende Sprühmaschine! Er wirft sich zu Boden, will wieder in Deckung gehen, aber nein, dieses fliegende Ding versprüht nichts und fliegt auch nicht über ihn hinweg. Es verhält über ihm und zieht einen engen Kreis, verbreitet dabei einen infernalischen Lärm, und in seinem Bauch öffnet sich eine Schleuse. Zwei Leinen werden heruntergelassen, bis sie den Boden berühren. Eine Art von Gondel gleitet daran herunter, in der sich eine Frau befindet. Ein Mann folgt auf dem gleichen Weg. Sie setzen hart auf dem Boden auf und kommen auf ihn zu. Grimmige Gesichter, zusammengekniffene Augen. Sie tragen Waffen an ihren Hüften. Ihre einzigen Bekleidungsstücke sind blanke rote Tücher, die sie von den Schenkeln bis zum Bauch bedecken. Ihre Haut ist gebräunt; sie sind von hagerer Gestalt. Der Mann trägt einen buschigen schwarzen Bart – Gesichtshaare, ein unglaublich grotesker Anblick! Die Frau hat kleine und feste Brüste. Beide ziehen jetzt ihre Waffen. »Hallo!« ruft Michael heiser. »Ich komme von einem Urbmon! Bin dabei, euer Land zu besichtigen. Freund! Freund! Freund!«
    Die Frau sagt etwas Unverständliches.
    Er zuckt die Achseln. »Tut mir leid, ich verstehe…«
    Die Waffe drückt gegen seine Rippen. Wie kalt ihr Gesicht ist! Augen wie eisige Knöpfe. Werden sie ihn töten? Jetzt sagt der Mann etwas. Langsam und deutlich, sehr laut, wie man mit einem Dreijährigen sprechen würde. Jede Silbe fremd und unverständlich. Vermutlich beschuldigt er ihn, in die Felder eingedrungen zu sein. Eine der landwirtschaftlichen Maschinen muß ihn verraten haben. Michael streckt die Hand aus; die Urbmons können von hier aus noch gesehen werden. Er deutet auf sie und schlägt sich dann gegen die

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