Ein Gott der keiner war (German Edition)
Sieg und die häufigeren Qualen der Niederlage begreifen, die das Auf und Nieder des Bürgerkrieges den Millionen seiner fernstehenden Anhänger bereitete.
Nachdem ich die Lage mehrere Monate lang beobachtet hatte, kam ich zu dem Entschluß, daß es nicht genügte, über einen für die Zukunft der Freiheit der Menschheit und den Frieden der Welt so entscheidenden Kampf zu schreiben. Ich trat daher als erster Amerikaner in die Internationale Brigade ein. Andre Marty, der französische Kommunistenführer und leitende Kommissar der Brigade, ernannte mich zum Quartiermeister. Doch bald darauf begann ihn die Anwesenheit eines unabhängigen Nichtkommunisten zu ärgern und meine Arbeitsleistung wurde auf andere Gebiete übertragen. Sie dauerte so lange, bis die Republik zusammenbrach.
Wir alle waren davon überzeugt, daß der spanische Kampf die erste Schlacht des herannahenden zweiten Weltkrieges war. Deutschland und Italien faßten ihn so auf. Sie machten es zu ihrer Gewohnheit, ihre Waffen auszuprobieren und ihre Soldaten zu drillen und darüber hinaus sich vor allem auf der strategisch wichtigen Halbinsel einen Bundesgenossen zu gewinnen. England, Frankreich und die Vereinigten Staaten jedoch taten in einer seltsamen Kurzsichtigkeit und aus einem pathologischen Drang zur Selbstkasteiung nahezu alles, was in ihrer Macht stand, um die demokratische Republik zu zerstören, die in einem Krieg gegen den Faschismus ein eifriger und wertvoller Bundesgenosse für sie gewesen wäre.
Mexiko und von den Großmächten nur Rußland lieferten Waffen und schickten der republikanischen Regierung Sachverständige. Moskaus Beistand hätte für einen Sieg nicht ausreichen können. Er war vorauszusehen bei einem endgültigen Verzicht seitens des Premierministers Chamberlain und Premierministers Daladier, auf ihre francofreundliche, nazifreundliche und faschistenfreundliche Beschwichtigungspolitik. Die Durchführung einer solchen Politik hätte vielleicht den zweiten Weltkrieg verhindern können oder doch den Demokratien eine unschätzbare Bastion in Spanien gewonnen, von der aus man ihn wirksam führen konnte. Doch als sie sich als unfähig erwiesen, die Tschechoslowakei zu retten, sondern sie in München im September 1938 in Wirklichkeit zerstückelten, da war es klar, daß sie die Regierungspartei nicht retten würden. Hiernach war das Schicksal der spanischen Republik besiegelt, und die sowjetische Hilfe wurde eingestellt.
An der Front, auf den Flugfeldern, in den Lazaretten, in den Stäben des Hauptquartiers und in Privatquartieren traf ich viele Sowjetrussen, die herübergeschickt worden waren, um nach besten Kräften der Regierungspartei zu helfen. Im gesamten Spanienkrieg gab es keine härteren Arbeiter, keine tapfereren Kämpfer und keine ergebeneren Anhänger. Es schien, als gössen sie in den Kampf um Spanien die abgedrosselte revolutionäre Leidenschaft, die in Rußland kein Betätigungsfeld mehr fand. Zahllose Menschen in der Sowjetunion hatten das gleiche Empfinden und hofften, Spanien würde zu einer geistigen Bluttransfusion für den kraftlos gewordenen Elan des Bolschewismus werden. Doch auf Reisen, die ich 1937 und 1938 unternahm, um meine Frau und meine zwei Söhne in Moskau zu besuchen, stellte ich fest, daß die düstere Begräbnisstimmung noch schwärzer als zuvor geworden war. Stalin und sein neuer GPU-Chef Jeschow führten ein Massenmorden in den Reihen der oberen Führer, der unteren Kommunisten, Staatsbeamten, Ingenieure, Militärs, Künstler, Intellektuellen, ausländischen Kommunisten, Gewerkschaftler und Funktionäre in den Kollektivbetrieben durch. Das bolschewistische Regime war im Begriff, seine geistigen Führer zu begraben. Die Bevölkerung sprach im Flüsterton, kein einziger fühlte sich sicher vor gehässigen Denunziationen, die im Gefängnis oder auf noch üblere Art endeten; ein jeder verdächtigte einen jeden, ein Spion zu sein. Sogar kriecherische Lakaientypen waren nicht sicher.
Hätte ich jedoch mein „Kronstadt" verkündet, so würde ich meine Beziehungen zu den wunderbaren Russen in Spanien und damit auch meine Möglichkeit verloren haben, mit den Führern der Regierungspartei für ihre Sache zu arbeiten. Um diese Zeit hatten die spanischen Kommunisten großen Einfluß im republikanischen Lager gewonnen, und eine Kritik an Sowjetrußland wäre dort nicht gut aufgenommen worden.
Ich beschränkte mich daher auf ein Gespräch mit dem Premierminister der Regierungspartei, Negrin, und einigen
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