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Ein Gott der keiner war (German Edition)

Ein Gott der keiner war (German Edition)

Titel: Ein Gott der keiner war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Gide , Arthur Koestler , Ignazio Silone
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Erfahrung politischer Zusammenarbeit mit anderen Leuten hineinzog. Diese Handlung, die mich im Anfang zu einem Parteimitglied gemacht hatte, führte mich auch über die Partei hinaus und aus ihr heraus, denn bald begann es mir klar zu werden, daß die wirkliche Kraft der Volksfront aus jenen Kreisen stammte, die eine leidenschaftliche Begeisterung für liberale Werte hatten. Selbst dann, wenn die leitende und organisierende Macht hinter der Verteidigung der spanischen Republik kommunistisch war. Sogar die Kommunisten begriffen, daß das, was Spanien zu einer Aktion und einem Symbol in diesem Jahrhundert werden ließ von der gleichen Bedeutung wie das Jahr 1848, dies letzten Endes allein die Tatsache war, daß die Republik nicht kommunistisch war. Ja, es war sogar so, daß gerade die Kommunisten, während sie versuchten die Lage für sich auszubeuten, die allerersten waren, die dies erklärten und entrüstet abstritten, daß die Republik kommunistisch sei: Doch taten sie dies nur, weil sie glaubten, daß dies eine gute Propaganda sei, während sie zur gleichen Zeit mit ihren Handlungen ihr Bestes taten, ihre Propaganda Lügen zu strafen und in Spanien selber, wie in den Organisationen, die vom Auslande her Hilfe nach Spanien brachten, die Oberaufsicht zu bekommen. Die Liberalen, die Männer des guten Willens, wunden sogar, während sie die Volksfront unterstützten, von ihren kommunistischen Verbündeten in einen Gewissenskonflikt gezwungen, der einen tiefen Riß in den Reihen der Anhänger der Republik verursachte. Für die Kommunisten war der Krieg in Spanien eine Phase in ihrem Kampf um die Macht. Mit ihrer Einseitigkeit und ihrem Fanatismus waren sie die treibende Kraft in der Volksfront, besonders in Spanien. Aber wenn auch dies der Fall war, so waren sie ebenso die Kraft, die alle die anderen Kräfte zurückhielt, Kräfte, die letzten Endes vitaler waren als sie selber, denn sie waren komplizierter und legten mehr Wert auf die Freiheit und die Mannigfaltigkeit des Ausdruckes. Fast die gesamte Literatur über den spanischen Krieg schildert die Energie eines wiederauflebenden Liberalismus weit mehr als die kommunistische Orthodoxie, die angesichts der verwickelten Ereignisse, die man erlebte, eine zunehmend abtötende Wirkung auf jede gedankliche Auseinandersetzung ausübte. Die besten Bücher über den Krieg, nämlich die von Malraux, Hemingway, Koestler und Orwell, schildern die spanische Tragödie vom liberalen Gesichtspunkt und legen Zeugnis gegen die Kommunisten ab.
    Während meines zweiten Besuches in Spanien sah ich, wie die Kommunisten die absolute Kontrolle über die internationale Brigade gewonnen hatten. Diese hatte sich durch das Verdienst der Volksfront der Republik rekrutiert. Die Zusammenfassung sämtlicher gemischter demokratischer Elemente, aus denen sich die Brigade zusammensetzte, in kommunistischen Händen, war in kleinem Rahmen das Musterbeispiel der kommunistischen Methode in Spanien. Innerhalb der republikanischen Armee bestand diese politische Methode darin, an die Parteien die Aufforderung zu richten, eine Armee zu bilden, in der sämtliche Formationen der politischen Truppen aufgingen, um dann, nachdem man auf diese Weise führend vorangegangen war, die Kontrolle über das Heer zu bekommen.
    In der internationalen Brigade ergaben sich persönliche Tragödien durch die Beherrschung der Kommunisten. Eine von diesen kommt mir wieder in Erinnerung. Als ich in der Nähe von Madrid die Front aufsuchte, traf ich einen jungen englischen Gymnasiasten, L ..., der achtzehn Jahre alt war. L erzählte mir, daß er nach Spanien gekommen sei in dem Glauben, die Brigade wäre genau so liberal wie die Republik. Er hatte den Glauben an die republikanische Sache verloren, als er dahinter kam, daß die Brigade von den Kommunisten beherrscht wurde, für die er keinerlei Sympathie hatte. Als ich ihn ausfragte, wurde es ganz deutlich, daß er, ehe er nach Spanien kam, niemals über den Kommunismus nachgedacht hatte. Ich fragte ihn, ob ich einen Versuch machen könnte, seine Rückberufung von Spanien zu erreichen. Er sagte nein; und indem er auf den Gipfel des Hügels, oberhalb des Tales, in dem wir standen, hinwies, sagte er: „Der Rest meines Lebens besteht darin, jeden Morgen dort hinaufzugehen, bis ich eines Tages falle." Er fiel sechs Wochen später.
    Als ich nach England zurückkehrte, schrieb ich einen Artikel, der im „New Statesman" veröffentlicht wurde, und protestierte gegen die Propaganda, die

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