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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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Nacken. »Ich hatte geduscht, aber ich bin immer noch ganz verschwitzt.«
    »Das ist mir egal.« Sie streckte die Hand nach ihm aus, aber er wich zurück, stieß gegen den Reifen und versetzte ihn in Schwingung. Er sah zum Haus hinauf.
    Lauren blickte ebenfalls zum Haus. Kristi war nirgendwo zu sehen. »Joe, warte.«
    »Ich schätze, das ist repariert.« Er zog an dem Reifen, dann schaute er auf die Uhr. »Verdammt. Bis morgen Abend dann, ja?« Er wartete nicht auf eine Erwiderung, sondern überquerte rasch den Rasen und verschwand im Haus.
    Lauren sank auf den Stuhl. Sie hörte, wie Joe draußen auf der Straße seinen Wagen anließ und wegfuhr. Die Fenster des Hauses waren leer, die Tauben saßen entlang der Dachrinne in der Sonne, und Laurens Blick wanderte am Dach vorbei zum blauen Himmel.
    Was zum Teufel war das gerade?
     

29
    Jesus beobachtete sie immer noch. Er war größer diesmal und schaute von der cremefarbenen Wand in dem leeren Warteraum herab. Ella saß an der gegenüberliegenden Wand auf einem niedrigen Stuhl. Sie hatte ihn dort hingeschleppt, in die Nähe des Eingangs, damit sie über eine Zeitschrift hinweg in den Flur und zur Tür von Julios Zimmer spähen konnte, wo Nona und ein älterer Mann, vermutlich Guillermo, der Vater, sowie zwei kleine Mädchen um Julios Bett saßen.
    Nur Sal nicht.
    Es war ruhig auf der Station. Eine Nonne ging vorbei, und Ella tat, als würde sie lesen. Wo war Sal? War er nach Hause gefahren? Sie wartete bereits seit einer Viertelstunde. Wenn er nur mal eben auf die Toilette verschwunden wäre, müsste er längst zurück sein.
    Jesus starrte von der Wand. Sie starrte zurück. Sie fragte sich, ob es in allen Zimmern eine solche Statue gab, wie es wohl war, unter so lückenloser Überwachung zu schlafen. Der Krankenhausgeruch ließ sie an Netta denken. Sie hatte ein paarmal angerufen, war aber seit Tagen nicht mehr zu Besuch bei ihr gewesen. Sie ärgerte sich über ihre Schuldgefühle, weil sie nicht hinfuhr, wusste aber, sie würde sich noch schlechter fühlen, wenn sie dort war. Man sollte meinen, wenn man erst einmal über vierzig war, wäre Schluss mit diesem Quatsch, aber allmählich wurde ihr klar, dass es nie endete.
    Sie blickte wieder den Korridor entlang. Vielleicht war Sal nach Hause gefahren. Wenn sie seine Nummer hier hätte, könnte sie anrufen und sehen, ob er sich meldete, aber sie hatte alle Unterlagen im Büro gelassen.
    Eine Nonne kam vorbei und deutete auf den Heißwasseranschluss unter Jesu Füßen. »Bitte bedienen Sie sich mit Tee oder Kaffee.«
    »Danke«, sagte Ella.
    Die Nonne ging weiter, und Ella sah sie hinter einem Schild abbiegen, auf dem Kapelle stand.
    A-ha!
    Sie folgte der Beschilderung durch ein Labyrinth von Gängen und kam schließlich in einen, der von falschen Kerzen beleuchtet war und geringfügig weniger nach Krankenhaus roch als die übrigen. An seinem Ende lag eine Doppeltür mit Buntglaseinsätzen. Ein Flügel stand offen, sie schlich hin und spähte in die schwach beleuchtete Kapelle.
    Sal saß allein in der dritten Reihe von vorn.
    Ella machte einen Schritt zurück und überlegte, wie sie vorgehen sollte. Sie könnte so tun, als habe sie ebenfalls jemanden oben in einem Zimmer liegen, bei dem es aufs Ende zuging, als wäre auch sie auf der Suche nach Trost hierhergekommen. Er würde sie ohne Zweifel erkennen, aber das bedeutete nicht unbedingt, dass sich ein auf gemeinsamem Kummer basierendes Band zwischen ihnen entwickeln konnte.
    Sie sah sich um. Keine Statuen in Sicht.
    Sie holte tief Luft und ging hinein.
    Es gab fünf Bankreihen links und rechts eines Mittelgangs in der Kapelle. Sie ging ruhigen Schritts nach vorn und überlegte, was sie im Fernsehen gesehen hatte. Man verbeugte sich jetzt, oder? Nein, halt, man machte eine Art kleinen Knicks. Sie war nie eine Kirchgängerin gewesen, deshalb wusste sie es nicht. Sie hielt einen Moment inne und sah zu der Statue von Maria hinauf. Jesus war diesmal ein Baby, in die Arme seiner Mutter geschmiegt.
    Sie wandte den Kopf zu Sal um. »Verzeihung, ich wollte Sie nicht stören.«
    Seine Wangen waren nass, sie leuchteten im Schein der falschen Kerzen. Ella meinte ihre Worte plötzlich auch so.
    »Schon gut«, sagte er.
    Ella wusste nicht, was sie tun sollte. Sie warf einen Blick zu der offenen Tür. Sie könnte hinausgehen und warten. Das wäre vielleicht das Beste.
    »Sie sind diese Detective.«
    Sie sah ihn an. »Ja.«
    »Haben Sie auch jemanden hier?«
    Sie zögerte. »Nein.«
    Er

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