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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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schwieg einen Moment. »Dann sind Sie wegen mir hier?«
    »Ja.«
    »Sind Sie religiös?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe Sie da nach vorn gehen sehen.«
    »Man sieht es im Fernsehen. Ich dachte, es gehört sich so.«
    »Ich bin auch nicht religiös. Aber mein Dad hat mich wahnsinnig gemacht.«
    »Oh.«
    »Sie können sich setzen, wenn Sie wollen.«
    Sie setzte sich ein Stück seitlich in die Reihe vor ihm.
    Er stützte die Ellbogen auf die Knie und rieb sich den Rücken eines Daumens mit dem Ballen des andern. »Meine Mutter ist ebenfalls hier gestorben«, sagte er. »Krebs ist in meiner Familie genetisch bedingt.«
    Was in aller Welt antwortete man darauf?
    Er verschränkte die Daumen. »Geht es wieder um dieses Telefongespräch?«
    »Wie gut kannten Sie James Kennedy?«
    »Überhaupt nicht gut.«
    »Sie kennen ihn also?«
    »Er ist Kurierfahrer. Er hat das Rosie’s beliefert. Ich war ein paarmal dort, wenn er Zeug abgeladen hat. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass er tot ist.«
    »Was für Zeug hat er geliefert?«
    Sal blickte auf seine Daumen. »Waren. Fracht.«
    »Das sagt mir nicht viel.«
    »Was der Club eben so brauchte. Toilettenpapier, Reinigungsmittel, Papierservietten.«
    »Alkohol?«
    »Den auch.«
    »Unter der Hand gehandelten?«
    »Was, zum Beispiel? Schwarzgebrannten?«
    »Zum Beispiel gestohlenen.«
    »Woher sollte ich das wissen?«
    »Da Sie ja nur gelegentlich in einer Art Aufsichtsrolle dort sind, nicht wahr?«, sagte Ella. »Über was wissen Sie denn Bescheid?«
    »Ich weiß nicht, wer diesen Anruf gemacht hat. Aus Ihren ganzen Fragen folgere ich allerdings, dass es Kennedy war, der angerufen wurde.«
    Ella fand, dass dies durchaus eine vernünftige Folgerung war.
    »Ich kannte James Kennedy nur so weit, dass man sich grüßte. Es gibt auch noch andere Lieferanten, verstehen Sie. Die grüße ich ebenfalls.«
    »Wir können uns eine richterliche Genehmigung zur Durchsicht Ihrer Unterlagen besorgen«, sagte sie. »Wir können alle Einnahmen und Ausgaben des Clubs in den letzten zehn Jahren von Fachleuten prüfen lassen, wenn wir wollen.«
    »Aufgrund welcher Beweise?«
    Ella warf einen Blick auf den kleinen Jesus. »Wieso macht Ihr Vater Sie wahnsinnig?«
    »Weil er Julio am liebsten mag.«
    »Wie viel hat Ihr Vater mit der Führung des Clubs zu tun?«
    »Nicht viel. Menschen nerven ihn.«
    Sie musterte Sal. »Komische Branche für jemanden, der keine Menschen mag.«
    »Es war hauptsächlich das Ding meines Onkels.« Seine Wangen waren inzwischen trocken. Er blickte starr geradeaus.
    »Paulo?«
    Er nickte. »Ist letztes Jahr gestorben. Er war nicht verheiratet, deshalb hat mein Vater seinen Anteil an der Firma zu seinem eigenen dazu geerbt.«
    »Krebs?«
    »Der kommt von der Seite meiner Mutter. Paulo hatte einen Herzinfarkt, während er ein Mädchen in einem Massagesalon gerammelt hat.«
    »Oh.« Mal was anderes. »Er war im Gefängnis gewesen.«
    »Ja.«
    »Kann es sein, dass er gestohlenen Alkohol verschoben hat? Einen Kurierfahrer mit Flaschen von dem Zeug bezahlt hat?«
    »Ich weiß nicht, was er alles getrieben hat. Wir standen uns nie sehr nahe.«
    »Hat Julio je in dem Club gearbeitet?«
    »Wollen Sie meine gesamte Familie mit mir durchgehen?«
    »Wenn es sein muss«, sagte sie.
    »Ich könnte aufstehen und gehen.«
    »Das könnten Sie.«
    Er rührte sich nicht.
    Ella beschloss, es zu wagen. »Sal, sehen Sie mich an.«
    Er wandte den Kopf. Seine Augen waren dunkel in dem schwachen Licht. Er blinzelte nicht.
    »Was wollen Sie mir sagen?«, fragte Ella.
    Er starrte sie an und schien den Atem dabei anzuhalten. In der Kapelle war es so still, dass Ella das elektrische Surren der falschen Kerzen hinter sich hören konnte. Etwas Folgenschweres lag in der Luft, als er den Mund öffnete …
    »Onkel Sal.« Die Stimme des Mädchens zerriss die Stille. Ella erschrak und sah ein schlaksiges, blondes Mädchen von etwa zwölf Jahren im Eingang stehen. »Mum sagt, du musst jetzt zurückkommen.«
    Sal sprang auf. »Ist Julio … ist er wach?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln und sah Ella an. »Mum hat nur gesagt, ich soll dich holen.«
    Er eilte aus der Kapelle, ohne sich noch einmal umzudrehen. Ella war, als würde man ihr die Luft abdrehen. Das Mädchen zögerte noch einen Moment an der Tür, sah sie an und lief dann hinter Sal her.
    Ella blickte zu dem Jesuskind hinauf. Hast du das eingefädelt?
     
 
    Ella steuerte den Wagen vorsichtig über den Randstein und dachte, dass sie jeden Tag

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